Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
Splitter geführt?«
Der Hammer der Zwergin verharrte hoch erhoben. Der Blick dunkler Augen richtete sich kurz auf Wynn, glitt dann weiter zu Chane und erreichte schließlich Schatten.
»Wir haben geschlossen«, sagte sie mit tiefer Stimme.
Der Hammer traf mit einem lauten Klong auf das Hufeisen, und wieder sprühten Funken.
Wynn zögerte. »Bist du … Splitter Eisenborte?«
»Komm morgen wieder«, sagte die Zwergin.
Sie hatte nicht widersprochen. Neue Übelkeit erfasste Wynn, als sie zwei Schritte nach vorn machte und darauf achtete, nicht über den Saum ihres Mantels zu stolpern.
»Wir s-s-sind nicht wegen Arbeit hier«, sagte sie, blieb stehen und versuchte, nicht darauf zu achten, dass sich der Raum um sie herum von einer Seite zur anderen neigte.
Die Zwergin ließ den Hammer langsam sinken, und diesmal klackte er nur auf den Amboss.
»Ich bin Wynn Hey… Hyj… Hygeorht von der Weisengilde«, fuhr Wynn fort. »Ich … wir wohnen im Tempel von Bezu… Bedaka…« Sie gab das Zwergische auf. »Wir wohnen im Tempel von Vater-Zunge und haben einen weiten Weg hinter uns gebracht, um Informationen über deinen Bruder zu erhalten.«
Splitters Züge verhärteten sich, und sie presste kurz die Lippen zusammen.
»Die Schmiede ist geschlossen!«, knurrte sie. »Und vielleicht wisst ihr mehr über meinen Bruder als ich!«
Schatten hörte damit auf, an den Beinen des nächsten Tisches zu schnüffeln, und Chane trat rasch ein und legte Wynn warnend die Hand auf die Schulter. Wynn fragte sich, warum die Zwergin so verärgert reagierte.
»Nein … nicht Hochturm«, sagte sie. »Dein anderer Bruder.«
Splitter richtete sich langsam auf und starrte sie an. Zischend holte sie Luft, durch zusammengebissene Zähne, und kam einen Schritt näher, den Hammer noch immer in der Hand.
»Hinaus!«, donnerte sie.
Wynn zuckte zusammen, und plötzlich stand Chane halb vor ihr. Splitter blieb davon völlig unbeeindruckt und gab ihm ein spöttisches Lächeln.
»Ihr sollt gehen«, sagte sie drohend. »Ich habe keinen anderen Bruder!«
Die Furcht wich aus Wynn. Sie erinnerte sich daran, dass Zwerge Stärke und Offenheit respektierten, und hinzu kam ihr Erfolg als Geschichtenerzählerin im Begrüßungshaus. Wynn schöpfte neuen Mut, und es lag ganz gewiss nicht am Bier. Sie trat vor und sah Splitter in die Augen.
»Lüg mich nicht an!«, rief sie. »Ich habe ihn gesehen, als er zur Gilde kam und Hochturm besuchte. Er ist einer von euren Steingängern.«
Splitters Mund klappte auf, und sie wich einen Schritt zurück. »Meâkesa … hat Chlâyard besucht?«
Dann fehlten ihr die Worte, und Wynn erging es ebenso.
Warum war Splitter von einem Treffen zweier Brüder so verblüfft? Einen Moment später begriff Wynn, dass die Zwergin ihr gerade den Namen eines Steingängers genannt hatte.
Meâkesa … Erz-Locken.
»Wir müssen mit Erz-Locken reden«, beharrte Wynn. »Es ist sehr wichtig. Wo finde ich ihn?«
Splitter erzitterte und verzog voller Abscheu – oder war es vielleicht eine Mischung von Furcht und Schmerz? – das Gesicht.
Beim Lauschen vor der Tür von Hochturms Arbeitszimmer hatte Wynn den Eindruck gewonnen, dass er seinen Bruder seit Jahren nicht gesehen hatte. Beide waren ihr sehr verbittert erschienen, verbunden nur durch gemeinsames Blut. Shirvêsh Klöpfel hatte seit zehn oder mehr Jahren nichts mehr von Hochturm gehört, und Splitter hatte es die Sprache verschlagen, als sie von Erz-Lockens Besuch bei Hochturm erfuhr.
Wie lange war es her, dass beide Brüder zum letzten Mal ihre jüngere Schwester besucht hatten?
Splitter packte die junge Weise vorn am Hemd.
Wynn schnappte erschrocken nach Luft. Bevor sie eine Warnung rufen konnte, schloss sich Chanes Hand um das dicke Handgelenk der Zwergin, und Wynn bekam keinen Ton mehr hervor. Splitter ließ den Hammer los und gab Chane mit der flachen Hand einen Stoß gegen die Brust.
Chane verschwand von Wynns Seite, noch bevor der Hammer auf den Boden fiel.
Sie hörte, wie Chane draußen gegen die Tunnelwand prallte. Schatten knurrte, aber Splitter achtete nicht darauf und hob Wynn hoch.
Die junge Weise verlor den Boden unter den Füßen und würgte.
Die Zwergin warf sie nach draußen, Chane hinterher.
Wynn stieß gegen etwas, das fest war, aber auch nachgab, und der Stab fiel ihr aus der Hand. Einen Moment später fühlte sie, wie Chane den Arm um sie schlang, und dann sanken sie beide gegen die Tunnelwand.
Halbdunkel, Übelkeit und Benommenheitsdunst kamen
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