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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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der seltsame Mann so schnell wie möglich zu Wynn zurück. Vielleicht ging er noch einige Schritte tiefer in den Seitentunnel hinein, um nach dem Rechten zu schauen, aber dann machte er sicher wieder kehrt. Vorsichtshalber wartete Sau’ilahk noch etwas länger und glitt dann nach vorn.
    Das rote Glühen des Tunnels erschien vor ihm in der Dunkelheit, und er sah zum Hauptweg.
    Dort war Chane und huschte auf leisen Sohlen davon.
    Groß, blass und attraktiv war er, und ein Untoter – er würde für immer so aussehen. Neid stieg in Sau’ilahk auf, und neuer Zorn, der dem Verrat des Geliebten galt. Einst wäre Chane im Vergleich mit Sau’ilahks großer Schönheit nur ein bedeutungsloser Schatten gewesen … vor langer Zeit.
    Von Selbstmitleid erfasst schwebte Sau’ilahk im Tunnel.
    Wenn es Wynn nicht gelang, die Steingänger zu finden oder sie aus ihrem Versteck zu locken … dann musste er das vielleicht übernehmen. Es gab nur eine Möglichkeit, doch um sie zu nutzen, brauchte er Kraft – Lebenskraft. Nicht von einem Einheimischen, einem Zwerg, sondern von einem Fremden, einem Menschen auf Besuch, der nicht so schnell vermisst wurde.
    Sau’ilahk schwebte durch die kurvenreichen Tunnel der unteren Ebenen.
    Das Licht der Kristalle wurde spärlicher, und die Tunnelwände waren hier weniger glatt. Überall gab es kleine Löcher und Mulden, die ihm Schatten boten, mit denen er verschmelzen konnte, ohne auf seine arkanen Fähigkeiten zurückgreifen zu müssen. Er beruhigte sich und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Suche nach menschlichem Leben.
    Kurz darauf spürte er eins, nicht weit entfernt.
    Sau’ilahk flog durch einen südlichen Tunnel, der vielleicht zum fernen Hauptweg zurückführte. Die Abstände zwischen den in Wandhalterungen steckenden Kristallen wurden größer. Sau’ilahk bereitete sich auf einen sofortigen Rückzug ins Dämmern vor, falls das notwendig werden sollte. Er durfte nicht gesehen werden und musste unter allen Umständen vermeiden, dass die Nachricht von einer sonderbaren dunklen Gestalt Wynns Ohren erreichte.
    Schritte kamen ihm entgegen.
    Sau’ilahk spähte um die Ecke und sah einen einzelnen Menschen, einen bärtigen, dunkelhäutigen Mann mit einem krummen Schwert am Gürtel aus Tuch. Jemand aus seinem eigenen Volk beziehungsweise ein Nachkomme der Menschen, zu denen Sau’ilahk zu seinen Lebzeiten gehört hatte.
    Dass es ausgerechnet ein solches Opfer sein musste … Das Schicksal schien ihn zu verspotten.
    Vor langer Zeit war er der Erste unter den Ehrfürchtigen gewesen, ein Günstling des Geliebten – bevor die Kinder kamen. Allein sein Anblick hatte unter den Horden und Gefolgsleuten Ehrfurcht geweckt. Jetzt war er nur noch ein Schatten, gehüllt in einen schwarzen Kapuzenmantel. Wahres Fleisch nannte er nicht mehr sein Eigen, und nur fremde Lebenskraft ermöglichte es ihm, Dinge zu berühren. Er hatte nicht einmal den Vorteil eines Geistes, unbemerkt zu bleiben, wenn er wollte.
    Alles nur wegen des Abkommens, auf das er sich beim Erscheinen der Kinder eingelassen hatte.
    Alles nur, weil der Geliebte zugestimmt und seine Bitte anders erfüllt hatte, als von ihm erwartet.
    Der bärtige Sumaner kam um die Ecke. Sau’ilahk vergaß sein Selbstmitleid und schlug zu.
    Seine von schwarzem Tuch umhüllten Finger glitten ins Gesicht des Mannes.
    Die Haut des Sumaners wurde dort heller, wo die Finger ihn berührten, und er bekam nicht einmal Gelegenheit zu einem Schrei. Er erbebte, sein Atem stockte, und die nach dem Schwert ausgestreckte Hand zitterte.
    Sau’ilahks Finger sanken durch die Kehle des Mannes in die Brust, in die Nähe des Herzens, ergriffen die Kraft des Lebens.
    Der Sumaner sank auf die Knie und kippte zur Seite. Reglos blieb er auf dem Boden liegen, das Gesicht zu einer Fratze erstarrt, der Mund weit offen. Sau’ilahks substanzlose Hand steckte noch immer in seiner Brust.
    Graue Strähnen breiteten sich im dunklen, lockigen Haar des Mannes aus, und das Grau erfasste auch den Bart. Schließlich wichen die immateriellen Finger zurück, ohne eine Wunde zu hinterlassen.
    Die aufgenommene Lebenskraft verdrängte die Schwäche aus Sau’ilahk; er durfte nichts von dieser Kraft durch die Beseitigung der Leiche vergeuden – vielleicht brauchte er noch mehr für seine Aufgabe. Er leitete einen Bruchteil der vitalen Energie in eine Hand, gab ihr Substanz und zog den Toten durch den Tunnel in eine nahe dunkle Mulde.
    Dann vertraute er sich wieder dem Dämmern an, um die neue

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