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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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in Li’käns eisigem Schloss ausgerechnet die Texte ausgewählt hatte, mit denen sie heimgekehrt war.
    Ihr Blick glitt zu einer sonderbare Stelle an der nächsten Wand – ein Rahmen aus Schnörkeln umgab den dortigen Text.
    Einige Zeilen las sie ohne Mühe, denn die Wörter bestanden aus modernen zwergischen Schriftzeichen, und sie schienen eine Geschichte zu erzählen. Weiter unten fand sie eine vertraute Vubrí : Bedzâ’kenge, der Dichter-Ewige. Eine weitere Vubrí befand sich weiter oben in der ersten Textgruppe. Wynn nahm auf der nahen Steinbank Platz und versuchte den Text zu lesen.
    »Sundaks«, Habgier.
    Doch der Kontext deutete noch mehr an. Vermutlich handelte es sich um einen Vokativ, den »Anrede-Fall«, wie bei einem Titel oder förmlich ausgesprochenen Namen: Shundagh.
    Wynn hob den Blick zum Anfang der Geschichte.
    Eine angesehene Familie guter Steinmetze lebte in einem kleinen, aber stolzen Seatt mit nur einem Clan und einem Stamm unter den Rughìr .
    Wynn zögerte und erinnerte sich an etwas, das Domin Hochturm einmal erwähnt hatte. »Rughìr« war die oft verwendete Kurzform von »Rughìr’thai’âch« – die Erdgeborenen. So nannten die Zwerge sich selbst.
    Darauf bedacht, ihrem Volk zu dienen, versuchten die Söhne und Töchter auch Kaufleute zu werden. Sie hofften, durch Kauf und Verkauf noch mehr bieten – und erlangen – zu können als durch die Anwendung ihrer Fertigkeiten. Im Lauf der Jahre gingen viele Familienmitglieder in den Boden ein, bis nur noch ein Sohn übrig blieb.
    Wynn erreichte die Stelle mit der neuen Vubrí , die wie ein Titel aussah: Shundagh …
    Habgier … erbte als Letzter seiner Blutlinie alles, was sich im Besitz der Familie befand, aber er hatte die Liebe zur Steinmetzkunst und den Respekt vor ehrlichem Handel verloren.
    Zuerst machte er widerstrebend Gebrauch von seinen Fertigkeiten, aber nicht im fairen Austausch gegen Dienstleistungen oder Waren. Er handelte auch nicht mit wertvollen Metallen wie Eisen, Kupfer, geschmiedetem Stahl oder Messing. Als Bezahlung nahm er nur fremde Münzen aus Silber und Gold oder makellose Edelsteine. Bald stellte er seine Arbeit ganz ein und verkaufte, was von den Waren und Werkzeugen seiner Familie übrig war.
    Habgier handelte nicht mehr.
    Er kaufte, was er begehrte, immer mit Gold, Silber und Edelsteinen, aber er bot nur wenig davon den Bedürftigen an, die seine Preise akzeptieren mussten. Mit Betrug und Wucher schaffte er es, ein Vermögen anzusammeln, auf Kosten seines Stammes, der immer mehr verarmte.
    Habgiers Reichtum wuchs im gleichen Maße, wie seine Fertigkeiten nachließen.
    Er vergaß, was seine Vorfahren über Generationen hinweg weitergegeben hatten. Als sein falscher Reichtum größer war als der des ganzen Seatt, verlangte er von den Ältesten des Clans, ihn »Thänæ« zu nennen. Sie erklärten sich damit einverstanden, denn selbst die Ältesten waren mittellos geworden. Sie erkannten, dass allein Habgier den Weg zu Reichtum und Ansehen kannte.
    Der Shirvêsh wurde aufgefordert, einen Thôrhk zu weihen. Habgier wollte, dass er aus Gold bestand und mit Edelsteinen seiner Wahl geschmückt wurde, um alle darauf hinzuweisen, welche Größe er erlangt hatte und wie. Aber der Shirvêsh lehnte ab.
    Habgier griff auf die Dienste von Leuten zurück, die in seiner Schuld standen, und fertigte einen Thôrhk nach seinen Vorstellungen an, ohne dass er in Gegenwart der Ewigen gesegnet wurde. Er legte ihn sich selbst um, da kein Diener der Ewigen dazu bereit war, und es heißt, dass am selben Tag alle Shirvêsh den Seatt verließen.
    Mit einem falschen Thänæ breitete sich die Fäulnis im Seatt weiter aus.
    Einen solchen Ruf hatte Habgier gewonnen, dass der Strom fremder Kaufleute immer mehr schwand, bis schließlich nichts mehr von der Außenwelt kam, um in jenem Seatt zu handeln. Den Bewohnern blieb nichts anderes übrig, als Missgeschick und Unglück der Handelspartner auszunutzen.
    Bis eines Morgens ein einsamer Wanderer kam.
    Zuerst achteten die Leute kaum auf ihn. Zwar zählte er zu den Rughìr, aber er besaß nichts von Wert. Er trug nur einen halb leeren Rucksack und einen dicken, fleckigen Eisenstab. Seine Stiefel und die orangerote Kutte waren abgenutzt. Als er beim Begrüßungshaus haltmachte, schenkte niemand diesem heruntergekommenen Reisenden Beachtung, auch nicht, als er ohne Aufforderung das Podium betrat.
    Wynn erreichte die erste Vubrí für Bedzâ’kenge.
    Vater-Zunge begann damit, seine erste

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