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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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an die Haltung. Selbst wenn ihm der Tod höchstpersönlich den Weg versperrt hätte, dieser Zwerge wäre einfach durch ihn hindurchgegangen, ohne auf ihn zu achten. Und vermutlich wäre der Tod schnell zur Seite gesprungen.
    Wynn beobachtete, wie der Älteste der Steingänger zur Trage auf dem Steinblock ging. Eine solche Stille herrschte im Amphitheater, dass sie ganz deutlich das Knirschen der schweren Stiefel auf der steinernen Bühne hörte. Der Zwerg blieb direkt hinter dem Kopf von Hammer-Hirschs verhüllter Leiche stehen. Die fünf anderen Steingänger bezogen am Block Aufstellung, zwei auf beiden Seiten und einer an den Füßen des Leichnams.
    Der letzte von ihnen weckte Wynns Interesse.
    Sein rotes Haar war unverkennbar. Das musste jener sein, den Hochturm »Bruder« genannt hatte: Erz-Locken.
    Wynn sah dorthin, wo Splitter saß.
    Besser gesagt: wo sie gesessen hatte. Die Schmiedin war aufgestanden und hielt sich am steinernen Geländer fest. Ihr Gesichtsausdruck wechselte immer wieder, als wollte ein Teil von ihr weinen, während ein anderer Ärger und Feindseligkeit zeigte.
    Eine donnernde Stimme zog Wynns Blick zurück auf die Bühne.
    »Wer bringt diesen, auf dass er uns erwartet?«, rief der Älteste der Steingänger.
    »Stálghlên, Reinstahl, bringt ihn«, antwortete der in Weiß gekleidete Shirvêsh.
    »Liegt er hier, weil er ein guter Kämpe war?«, fragte der Älteste der Steingänger.
    »Das war Fiáh’our, Hammer-Hirsch. Das und noch mehr«, sagte der Mönch.
    Stille folgte, und Wynn befürchtete schon, dass irgendetwas schiefgegangen war. Dann rief der Älteste der Steingänger:
    »Ein ehrenwerter Thänæ!«
    Überall im Amphitheater erklangen Rufe, und plötzlich herrschte ein solcher Lärm, dass sich Wynn am liebsten die Ohren zugehalten hätte. Vor der Bühne stehende Krieger zogen ihre Waffen und hoben sie. Alle Zwerge standen und intonierten, Hammer-Hirsch solle »in Stein eingehen«.
    Chanes Stimme zischte dicht an Wynns Ohr.
    »Wir sollten die Chance nutzen und diesen Ort unbemerkt verlassen«, sagte er. »Lass uns herausfinden, wie diese Zwerge hierhergekommen sind, bevor sie den Leichnam wegbringen. Dies könnte unsere einzige Gelegenheit sein, Aufschluss zu gewinnen.«
    Wynn fand wieder zu sich. Sie war aus einem bestimmten Grund hier – aber wie sollten sie jetzt unbemerkt verschwinden? Würde Klöpfel merken, dass seine Gäste fehlten? Und außerdem … Hochturms Bruder war hier , und vielleicht konnte sie irgendwie eine Möglichkeit finden, mit ihm zu reden.
    Der Älteste der Steingänger zog abrupt das graue Tuch fort, und die anderen neigten sofort die Trage mit dem Leichnam. Die vielstimmige Aufforderung, Hammer-Hirsch in Stein eingehen zu lassen, wich einem kollektiven Aufschrei.
    Wynn schnappte nach Luft.
    Der Tote war voll gekleidet, sein Panzerhemd sauber und geölt. An den Seiten war das Haar zu Zöpfen geflochten, und an den Enden dieser Zöpfe glänzten Ringe aus dunklem Metall. Die Arme waren über der großen Streitaxt auf der Brust verschränkt. Doch Wynns Blick galt vor allem Gesicht und Händen.
    Sie waren aschgrau.
    Das Gesicht bildete nicht die Fratze wie in den Erinnerungen, die Wynn von Schatten empfangen hatte. Aber wie auch immer versucht worden war, Hammer-Hirsch im Tod ruhig und entspannt aussehen zu lassen, die Bemühungen waren nicht ganz erfolgreich gewesen.
    Hammer-Hirsch war so bleich wie das Opfer eines Edlen Toten.
    Wynn sah Chane an. Auch er starrte auf den toten Thänæ.
    Einige Zwerge in der Nähe der Bühne wechselten beunruhigte Blickte. Die anderen auf den Sitzreihen waren zu weit entfernt, um die auffallende Blässe zu bemerken. Das Gebrüll im Amphitheater dauerte an, während Wynn versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Sie griff nach Chanes Ärmel.
    »Sag nichts«, flüsterte er ihr zu.
    Die Steingänger senkten die Trage auf den Steinblock und bedeckten sie wieder mit dem schimmernden Tuch. Dann hoben sie sie auf ihre Schultern und folgten dem Ältesten, der sich umdrehte und zur quadratischen Öffnung hinter der Bühne schritt.
    »Wir müssen ihnen folgen«, flüsterte Chane und nahm Wynns Hand.
    Sie drehte sich halb um, ließ sich von ihm mitziehen und bemerkte dann eine kleine Gruppe, die das Amphitheater betrat.
    Herzogin Reine Faunier-Âreskynna rauschte aus dem dunklen Tunnel, begleitet von drei Weardas und einem Elfen, der ein weißes Gewand trug. Alle in der Nähe der Tunnelöffnung stehenden Leute wichen rasch beiseite.
    »

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