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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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sorgenvollen Blicke diesem jungen Mann gegolten?
    »Freädherich?«, flüsterte Âthelthryht. »Könntest du unserer Cousine Gesellschaft leisten?«
    Wieder der familiäre Ausdruck.
    Diesmal beunruhigte er Reine noch etwas mehr, als sie auf den Rücken des jungen Prinzen starrte. Sie hätte ihn hier und jetzt nicht wiedererkannt, obwohl sie ihm früher am Tag begegnet war. Auch bei ihrer ersten Begegnung war er sehr still gewesen.
    »Ich muss einige Nachzügler begrüßen«, sagte Âthelthryht, als sich ihr jüngerer Bruder nicht umdrehte.
    Ärger regte sich in Reine.
    Bisher hatte ihr Onkel Jac sehr viel Verständnis gezeigt, aber versuchte er jetzt, sie zu verkuppeln? Oder hatten die Âreskynna dies von ihm verlangt? Und war Âthelthryht in den Plan eingeweiht?
    Reine beobachtete ihren königlichen »Cousin«, bereit dazu, sich umzudrehen und zu gehen, obwohl das recht unhöflich gewesen wäre.
    Im Blick der Prinzessin kam die gleiche besorgte Unruhe zum Ausdruck wie bei den beiden Monarchen und Prinz Leäfrich zuvor. Dann sah sie an ihrem Bruder vorbei nach draußen.
    Einige Sekunden lang starrte sie mit glasig gewordenen Augen durchs Fenster. Dann schauderte sie und zog Reine einen Schritt zurück.
    »Bitte«, flüsterte sie. »Die Regeln des Anstands bringen ihn vielleicht dazu, mit dir zu reden.«
    Mit einem letzten schmerzlichen Blick auf Freädherich wandte sich Âthelthryht ab und ging fort.
    Reine blieb allein beim jungen Prinzen und spürte, wie der Ärger noch heftiger in ihr brodelte.
    Sie wollte sich nicht manipulieren lassen, erst recht nicht von einem verräterischen Onkel. Kein Wunder, dass er sie vor den Verehrern daheim geschützt hatte. War sie für ihn so etwas wie eine reinrassige Stute, mit der er politischen Tauschhandel treiben konnte? Warum setzte er nicht einen seiner Söhne auf Âthelthryht an, mit dem Ziel, die Krone von Malourné zu erringen?
    Nein, das wäre sinnlos gewesen. Edelard war bereits Erbe von Faunier, und Felisien … Nun, zahlreiche Indiskretionen deuteten in eine ganz andere Richtung.
    Reine drehte sich wie ein in die Enge getriebener Fuchs und schickte einen verärgerten Blich durch den Saal zu Onkel Jac. Aber König Jacqui presste nur die Lippen zusammen, neigte den Kopf und deutete auf Freädherich. In seinem Gesicht sah Reine noch mehr Sorge, und sie bemerkte, dass Königin Muriel sie ängstlich beobachtete.
    Reine wandte sich langsam dem Prinzen zu, der ihr noch immer den Rücken kehrte und aus dem Fenster sah.
    Hier geschah noch mehr, abgesehen von dem Versuch, sie mit Freädherich zu verkuppeln. Letzteres würde sie auf keinen Fall zulassen, beschloss sie und trat näher, ohne dem Prinzen zu nahe zu kommen.
    Freädherich war jung, zweifellos einige Jahre jünger als sie. Langes, rotblondes Haar umrahmte ein schmales, blasses Gesicht. Der kleine Mund mit den dünnen Lippen stand offen, und die Augen …
    Sie starrten in die Ferne, ohne zu blinzeln.
    Sein Gesicht war kaum eine Handspanne vom Fenster entfernt, und schnelle, flache Atemzüge ließen die kalten Scheiben beschlagen.
    »Bitte entschuldige die Störung«, sagte Reine. »Dies scheint der stillste Ort im ganzen Saal zu sein.«
    Freädherich antwortete nicht und blieb mit dem Rücken zu ihr stehen.
    »Ich bin Herzogin Reine Faunier, wie du dich vielleicht erinnerst«, fügte sie hinzu. »Abgesehen von meinem Onkel und den Cousins kenne ich hier niemanden.«
    Daraufhin senkten sich Freädherichs Lider und kamen sofort wieder nach oben. Sein Kopf drehte sich in ihre Richtung, nur ein wenig. Widerstrebend wandte er den Blick vom draußen ab.
    »Ich kenne nur die Angehörigen meiner Familie«, flüsterte er.
    Das war sehr ungewöhnlich für den Prinzen eines Königreichs, es sei denn, er hatte Jahre in aller Abgeschiedenheit verbracht.
    Sein Blick begegnete dem von Reine, nur ganz kurz, kehrte dann zum Fenster zurück. Die junge Herzogin schauderte. Draußen, jenseits der äußeren Schlossmauer, hing der Vollmond über den fernen Zwergenbergen der Halbinsel. Er warf silbernes Licht auf die Bucht und das offene Meer.
    Reine stand starr und steif und beobachtete, wie Freädherich weiterhin aus dem Fenster sah. Der verzweifelte Blick des Prinzen erschien ihr vertraut.
    Selbst in ihrem abgelegenen Herzogtum kam es vor, dass die Erfordernisse ihres Standes zu lästig wurden. Dann nahm sie ihr Pferd, um auf die Jagd zu gehen oder einfach zu reiten, bis sie müde wurde. Wenn sie auf diese Weise vor ihren Pflichten floh,

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