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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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erschienen Reine ein wenig seltsam, da die Âreskynna Außenstehenden gegenüber so förmlich und distanziert waren. Doch so leicht wollte sie sich nicht ablenken lassen.
    »Ich meine, du wirkst ein bisschen … geistesabwesend«, sagte sie.
    Ihre Direktheit überraschte ihn erneut, aber diesmal erholte er sich schneller davon.
    »Der Ritt«, flüsterte er. »Vater besteht darauf.«
    Darum ging es nicht, obwohl ihn auch der Gedanke daran belastete. Freädherich wich ihr aus, aber Reine beschloss, diesmal nicht nachzuhaken. Vielleicht ergab sich später Gelegenheit, darauf zurückzukommen.
    »Du möchtest nicht reiten?«, fragte sie.
    Freädherich – Frey – sah zu Boden.
    »Ich mag keine Pferde«, sagte er kleinlaut. »Ich segle lieber.«
    Das erstaunte Reine. Sie stammte aus einem Reitervolk und war noch nie jemandem begegnet, der nichts von Pferden hielt. Andererseits … Vielleicht kannte Frey niemanden, der sich vor dem Meer fürchtete, dem endlosen Ozean. Warum fühlte sie sich so bestrebt, diesen sonderbaren jungen Mann zu beschützen?
    Am nächsten Morgen trafen sie sich bei den Ställen.
    Frey wartete draußen und weigerte sich zunächst, sie zu betreten – Reine musste ihn mit sich ziehen. Sie zeigte ihm die großen Rösser, die ihr Onkel mitgebracht hatte, und Frey versuchte ihnen nicht zu nahe zu kommen. Als sie die letzten drei erreichten, die ihr gehörten – Zimt, Nessel und Pfingstrose –, ließ sie ihn ein Stück entfernt warten und führte das letzte Pferd, die sanfte Schecke Pfingstrose, nach draußen.
    Als Felisien kam und nach ihnen suchte, hatte es Reine bereits geschafft, Frey auf den Rücken der Stute zu bringen. Zu ihrer Überraschung lernte er schnell. Später erfuhr sie, dass ihn sein älterer Bruder vor Jahren einmal gezwungen hatte, auf den Hengst eines Soldaten zu steigen. Aber man hatte ihm nie gezeigt, wie man richtig mit einem Pferd umging. Pfingstrose reagierte gut auf ihn.
    Am Nachmittag bereiteten sich die Weardas und einige Kavalleristen darauf vor, die Königlichen beim geplanten Reitausflug zu begleiten. Reine saß auf Zimt, ihrem muskulösen Hengst. Frey ließ sich erneut von Pfingstrose tragen und blieb ruhig, solange er sich in Reines Nähe befand.
    Er kam gut mit der sanften Stute zurecht – besser gesagt, sie mit ihm – und galoppierte zur großen Überraschung aller anderen sogar zweimal an seinem Vater vorbei. Doch Frey verließ nur selten Reines Seite. Wenn das doch einmal geschah, behielt sie ihn aufmerksam im Auge. Als Felisien versuchte, mit ihr um die Wette zu reiten, schüttelte sie den Kopf – sie wollte nicht riskieren, dass Frey beim Anblick eines so wilden Spiels in Panik geriet.
    Als sie nach dem Ausflug zum Schloss zurückkehrten, beschloss Reine, noch etwas länger zu bleiben und ihren Onkel nicht sofort nach Hause zu begleiten. Etwas in ihr wollte Frey nicht allein lassen – so sah sie das. Drei Tage später verabschiedete sie sich von ihrem Onkel. Seit dem Abend des Banketts hatte sie nicht mehr mit ihm gesprochen.
    Er saß auf seinem prächtigen Hengst und blickte streng auf sie herab.
    »Ich habe mir nur Glück für dich erhofft«, sagte er und fügte hinzu: »Nicht mehr. Alles andere liegt bei dir … und bei ihm.«
    Lagen jene Geschehnisse wirklich nur sieben Jahre zurück?
    Über Stein kratzendes Metall brachte Reine in die Gegenwart zurück. Sie drehte sich um, als die beiden Hälften der eisernen Tür auseinanderglitten. Langsam schoben sie sich in die Wände. Hinter ihnen öffnete sich eine zweite Tür, und dahinter eine dritte.
    Dort stand Asche-Splitter, auf der anderen Seite der Tür, genau in dem Portal. Reine hatte nicht einmal gesehen, wie er nach vorn getreten war.
    Er winkte, woraufhin die anderen Steingänger vorbeimarschierten und Hammer-Hirschs Leiche in den Raum trugen. Asche-Splitter trat hinter dem Portal nach links und geriet außer Sicht.
    »Es wird Zeit, zu gehen«, sagte Chuillyon hinter Reine.
    Zwischen den gewölbten Wänden des Raums sah sie nur eine Öffnung in der Mitte des steinernen Bodens, so groß wie ein Burgtor.
    Ein dunkles Loch gähnte dort, der Zugang zu einem Schacht, der offenbar tief in den Berg hinabführte. Reine glaubte, den Geruch von Meerwasser wahrzunehmen. Sie gewann den Eindruck, dass er aus dem Schacht kam, doch das konnte nicht möglich sein.
    »Habt Ihr gehört, Hoheit?«, fragte Chuillyon.
    Reine sah in das dreieckige, von dünnen Altersfalten durchzogene Gesicht des Elfen.
    »Wie bitte?«,

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