Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
Vom Netzwerk:
endete sie oft in der hohen östlichen Steppe. Dort verharrte sie, wo der Himmel groß genug war, damit sie sich nicht mehr gefangen fühlte.
    Aber Freädherich sah nicht nach Osten, sondern nach Westen. Die Verzweiflung in seinem Gesicht hinderte Reine daran, ihn allein zu lassen.
    »Wir warten hier und geben vor, in ein Gespräch vertieft zu sein«, sagte sie. »Dann stört uns niemand, bis wir zu Tisch gebeten werden.«
    Etwas anderes fiel ihr nicht ein.
    Sein Blick ging erneut in ihre Richtung, aber nicht zu ihrem Gesicht. Stattdessen glitt er über ihre Kleidung und verharrte nicht beim Säbel, sondern bei den wadenhohen Stiefeln. Daraufhin kamen der jungen Herzogin weitere Worte in den Sinn.
    »Hast du bereits ein Pferd ausgesucht?«
    Die Frage überraschte ihn.
    »Eine Tour durch diese Provinz?«, fügte Reine hinzu. »Dein Vater hat einen Ausritt arrangiert. Mir stehen eigene Pferde zur Verfügung, aber ich habe mich gefragt, wie gut die euren sind …«
    Sie unterbrach sich, als Freädherich ein wenig zurückwich, als hätten ihn ihre Worte erschreckt.
    »Ich kann nicht reiten«, sagte er.
    »Und ich kann nicht schwimmen«, antwortete Reine und bereute es sofort.
    Freädherich wich noch weiter zurück und wirkte plötzlich wachsam. Reine fühlte sich schuldig wegen ihrer kleinen Spöttelei. Sie hatte nur an seinen Wunsch gedacht, dem Saal und den Menschen darin zu entkommen. Dummerweise hatte sie ihn dadurch noch mehr verunsichert.
    »Ich kann dir das Reiten beibringen«, sagte sie. »Mit einem sanften Pferd ist es nicht weiter schwer.«
    Freädherich schwieg – und dann nickte er, kurz und knapp.
    Wieder herrschte Stille zwischen ihnen, so lange, dass Reine verlegen wurde. Auf diese Weise hatte sie sehr selten empfunden, bevor sie an diese Küste gekommen war, zu diesem seefahrenden Volk. Als ihr schließlich zu unbehaglich wurde, wandte sie sich vom Fenster und seinem beunruhigenden Ausblick ab.
    Das endlose Meer, dunkel und doch ohne festen Boden, über den man reiten konnte … Es war imstande, sie beim ersten Schritt zu verschlingen. Vielleicht war dem Prinzen ihre Vertrautheit mit Pferden, Ebenen und Steppen ebenso fremd.
    Sie setzte sich halb aufs Fensterbrett, und zu ihrer Überraschung drehte sich Freädherich um und folgte ihrem Beispiel.
    Doch als sich der junge Prinz dem Saal mit all den trinkenden Adligen gegenübersah, erschien Panik in seinem Gesicht angesichts so vieler Menschen. Er wirkte nicht wie ein Kind, sondern eher wie ein wildes Pferd, das hungrige Winterwölfe sah, die es noch nicht bemerkt hatte. Instinktiv griff Reine nach seiner Hand.
    Nicht alle beobachteten sie, nur Onkel Jac und die Königlichen von Malourné. Das waren zumindest die Einzigen, die Reine auffielen. Die Erleichterung in Königin Muriels Gesicht war fast beunruhigend. König Leofwin atmete tief durch, die Hand auf der Brust.
    Die Reaktionen erstaunten Reine.
    Als schließlich ein Diener zum Essen läutete, spürte Reine, wie sich Freädherichs Hand unter der ihren fester um den Rand des Fensterbretts schloss. Sie beobachtete, wie sein Blick wie ängstlich hin und her huschte, als alle anderen den Saal verließen. Dann schien er jemanden anzusehen.
    Reines Cousin Prinz Edelard bot seinen Arm einer Dame in ihrer Gruppe an. Prinz Leäfrich folgte seinem Beispiel bei Âthelthryht.
    Freädherich blickte auf Reine hinab.
    Zuerst dachte sie, dass er sich wieder zum Fenster umdrehen wollte. Doch das war nicht der Fall. Sie sah ihn an, bis er sich beruhigt hatte und den Arm für sie hob. Und sie nahm ihn.
    Später, am langen Banketttisch, saßen sie dann nebeneinander, und während der Mahlzeit – die aus weitaus mehr Gängen bestand, als Reine lieb war – unterhielten sie sich ein wenig. Anschließend wurde Freädherich wieder nervös.
    »Zeig mir das Schloss«, schlug Reine vor.
    Ohne ein Wort stand er auf, und Reine erhob sich ebenfalls, damit er nicht die ganze Aufmerksamkeit auf sich zog. König und Königin stellten ihr Verhalten nicht infrage, ganz im Gegenteil: Sie schienen sich zu freuen. Auch Onkel Jac war offenbar sehr zufrieden, und Reine warf ihm einen kühlen Blick zu, bevor sie Freädherichs Arm nahm und mit ihm ging.
    Auf dem Weg durchs Schloss erreichten sie eine Galerie mit Familienporträts, und Reine musste einfach fragen:
    »Freädherich … stimmt was nicht?«
    »Du solltest mich Frey nennen«, erwiderte er, ohne auf die Frage einzugehen. »So nennen mich Âthel und Lee.«
    Die Spitznamen

Weitere Kostenlose Bücher