Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
Chane ein. »Daher sollte sie ihnen widerstehen können. Wie kommst du darauf, dass ich hier besser zurechtkäme?«
»Versuch sie aufzubrechen«, drängte Wynn. »Zumindest so weit, dass wir hindurchsehen können. In Schattens Erinnerungen habe ich ein Knirschen gehört, nachdem sich die Tür geschlossen hat. Wir müssen herausfinden, woher es stammt.«
Chane betrachtete die dünne Naht. Auch er hätte gern gewusst, was sich auf der anderen Seite der Tür befand, doch als er sein langes Schwert zog und die Spitze an die Naht setzte, kamen ihm Zweifel.
»Es werden Kratzer an der Tür zurückbleiben«, sagte er.
»Und wenn schon.«
Chane hielt das Heft in einer Hand und wich so weit wie möglich zurück. Dann sprang er vor und legte sein ganzes Gewicht in den Hieb.
Mit einem Quietschen, das laut durch den Tunnel hallte, drang die Schwertspitze in die Naht ein.
Chane sah genauer hin. Die Spitze steckte etwa zwei Fingerbreit darin und damit tiefer als erwartet, aber die Lücke war nur so breit wie die Klinge dick. Das genügte nicht, um einen Blick auf die andere Seite zu werfen.
»Tritt zurück«, sagte er. »Und halte deinen Kristall bereit. Wenn der Spalt breiter wird … Ich weiß nicht, wie lange ich die beiden Türhälften auseinanderhalten kann.«
Wynn kam seiner Aufforderung nach, und Chane trat rechts neben sein im Spalt steckendes Schwert, hob den Saum seines Mantels und wickelte ihn um die Klinge. Mit einer Hand am Heft und der anderen bei der Spitze begann er zu drücken.
Die Klinge krümmte sich ein wenig, aber die beiden Türhälften rührten sich nicht von der Stelle.
Chane ließ los und wandte sich zur Seite, der Tür zu. Mit dem rechten Fuß stützte er sich an den Einfassungssteinen ab und drückte erneut, diesmal auch mit seiner Kraft als Untoter.
Als er sich auf sie besann, nahm die Empfindlichkeit seiner Sinne zu, und das Licht des Kristalls in Wynns Hand wurde fast unangenehm hell. Ein leises Geräusch kam aus den Wänden.
Wie von Sand, der auf Stein rieselte.
Ohne die Erweiterung seiner Sinne hätte er es nicht gehört. Kurz darauf ging eine leichte Vibration durchs Schwert.
Chane verdoppelte seine Anstrengungen.
»Versuch es weiter«, drängte Wynn.
Er drückte nicht nur, sondern versuchte auch, das Schwert tiefer in die Lücke zu schieben, die daraufhin etwas breiter wurde.
»Jetzt!«, krächzte er.
Wynn duckte sich unter die Klinge.
Bevor sie noch den Kristall zur Lücke zwischen den beiden Türhälften hob, begriff Chane, dass es sinnlos war, und einen Moment später hörte er das enttäuschte Seufzen der jungen Weisen. Das Licht des Kristalls fiel durch den Spalt und auf eine zweite eiserne Tür hinter der ersten.
Chane schloss resigniert die Augen. Er konnte auf keinen Fall die erste Tür offen halten und gleichzeitig die zweite aufhebeln. Die erste würde sich sofort schließen, wenn er ihre beiden Hälften nicht mehr auseinanderdrückte. Und er konnte das Schwert nicht bei beiden Türen gleichzeitig einsetzen.
Wynn stand mit hängenden Schultern da, die Stirn an das kalte Eisen gelehnt.
Chanes Sinne waren noch immer erweitert, und er hörte ein leises Klirren, begleitet von einer Vibration, die sich von der Tür auf sein Schwert übertrug.
»Zurück!«, sagte er.
Wynn stieß sich von der Tür ab, und Chane nahm den rechten Fuß von der Seite des Torbogens. Es knackte laut, und die beiden Türhälften schnappten zu.
Das Singen von Stahl drang an Chanes Ohren, und der auf dem Schwert lastende Druck seiner Hände ging plötzlich ins Leere. Etwas Scharfes und Kaltes kratzte über seinen Hals, und er taumelte an der Tür vorbei, stieß gegen die Einfassungssteine auf der anderen Seite, drehte sich und fiel in den Flur. Metall schepperte.
Wynn war bei ihm, bevor er sich aufsetzen konnte.
»Chane?«, fragte sie besorgt und berührte ihn an der Schulter. »Alles in Ordnung?«
Er stemmte sich hoch und starrte auf die geschlossene Tür. Etwas hatte ihre beiden Hälften zusammengedrückt.
»Was ist passiert?«, fragte Wynn und folgte seinem Blick.
Chane schüttelte unsicher den Kopf. »Eine eingebaute Gegenmaßnahme.«
»Du bist verletzt.«
Plötzlich fühlte er Feuchtigkeit am Hals, hob die Hand und berührte seine Kehle dicht über der alten Narbe. Als er die Hand wieder senkte, klebte etwas an den Fingerspitzen.
Kein rotes Blut, sondern die schwarze Flüssigkeit von Untoten.
»Es ist nichts«, sagte er. »Die Wunde schließt sich bald von allein. Offenbar hat mich
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