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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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meinem Zimmer«, teilte Wynn ihm mit. »Würdest du ihn bitte holen? Und lass heißes Wasser kommen.«
    In Chanes Wangen zuckte es. »Nein.«
    »Bitte«, hauchte Wynn. »Mir droht keine Gefahr.«
    »Aber Schatten bleibt bei dir«, sagte er laut genug, damit Splitter ihn hörte.
    »Der Wolf kümmert mich nicht«, erwiderte Splitter verächtlich.
    Wynn sah zurück. Manchmal vergaß sie, wie andere Leute Schatten sahen: nicht als intelligentes Geschöpf, sondern als Tier.
    Chane schürzte die Lippen und ging.
    Wynn seufzte erleichtert und trat zu Splitter. Schatten folgte ihr sofort und behielt sie beide im Auge.
    »Er wird bald mit Tee zurückkehren«, sagte Wynn.
    »So lange bleibe ich nicht. Meine Mutter möchte wissen, warum du meinen Bruder suchst.«
    Wynn nahm auf der anderen Seite des Tisches Platz. Sie sah die Mischung aus Zorn und Schmerz in Splitters Gesicht und verzichtete auf Höflichkeitsfloskeln.
    »Es handelt sich um eine Gildenangelegenheit. Und sie ist wichtig.«
    »Hast du irgendetwas für deine Gilde herausgefunden?«, zischte Splitter.
    »Ich will deinem Bruder nicht schaden. Bestimmt weißt du viel mehr über ihn als ich.«
    »Wohl kaum.«
    Diese knappe Antwort machte Wynn nachdenklich. Sie warf weitere Fragen auf, und die junge Weise wusste nicht recht, wie sie sie formulieren sollte.
    »Niemand weiß viel über ihn«, sagte Splitter schließlich und klang müde. »Von den Hassäg’kreigi ist nur wenig bekannt. Wenn sich einer von uns ihnen anschließt … wenn jemand in ihre Dienste gerufen wird … dann werden alle Verbindungen abgebrochen.«
    Wynn schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht. Erbe und Überlieferung bedeuten hier alles. Selbst eure Ewigen gelten als ›Ahnen‹ des ganzen Volkes.«
    »Und allein darum geht es ihnen! Nichts anderes spielt für sie eine Rolle. Wusstest du, dass es die geehrten Toten wie Hammer-Hirsch sind, von denen wir unsere … Bäynæ bekommen?«
    Splitter sprach das letzte Wort so aus, als hätte sie dabei einen schlechten Geschmack im Mund.
    »Ich habe davon gehört«, sagte Wynn. »Aber ich weiß nicht, wie ich es verstehen soll.«
    »Da bist du nicht allein, Numanerin«, erwiderte Splitter. »Niemand versteht es.«
    Die Schmiedin sah sich im Speisesaal um, und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich dabei. Sie schauderte fast, als hielte sie diesen Tempel – oder jeden Tempel – für einen abscheulichen Ort. Wynn begann zumindest das eine oder andere zu verstehen.
    Splitter hatte einen ihrer zwei eigensinnigen Brüder an einen von Geheimnissen umwitterten Orden verloren. Für sie hatte Erz-Locken dem eigenen Fleisch und Blut den Rücken gekehrt, um sich ganz dem Spirituellen zu widmen.
    »Mein Vater ist tot«, fuhr Splitter fort. »Eine Zeit lang hielt es Erz-Locken für seine Pflicht, meine Mutter zu besuchen und ihr zu helfen, soweit er ihr helfen konnte. Aber selbst das rückte angesichts der neuen Dinge, die sein Leben nun bestimmten, in den Hintergrund. Seit einigen Jahren besucht er uns gar nicht mehr. Und wie du sehr wohl weißt: Hochturm verließ nicht nur die Familie, sondern sein ganzes Volk, um bei den Menschen zu leben.«
    Wynn hörte die bitteren Worte der Zwergin und versuchte zu verstehen.
    Ihre Mutter musste recht alt sein, wenn der Vater schon seit Jahren tot war, doch Splitter erschien ihr jung. Was seltsam war, denn normalerweise bekamen Zwerge spät in ihrem Leben keinen Nachwuchs mehr. Beide Brüder hatten die Familie aufgegeben und einen eigenen Weg beschritten. Ihre Mutter war in den ärmsten Tiefen von Meerseite zurückgeblieben.
    Genug Gründe für Bitterkeit.
    »Was willst du von mir?«, fragte Wynn geradeheraus. Nur auf diese Weise schien es möglich zu sein, von der Eisenborten-Tochter eine Antwort zu bekommen.
    Splitters Lippen zuckten mehrmals, und dann stieß sie hervor: »Meine Mutter klammert sich an törichte Hoffnungen! Sie geht zum Tempel, zu irgendeinem Tempel, und betet um eine Nachricht von ihrem ältesten Sohn. Dann hörte sie dich , an dem Abend, als du in der Schmiede warst!«
    Wynn zuckte zusammen und fürchtete die nächsten Worte.
    »Sie glaubt, die Ewigen hätten sie erhört und dich geschickt«, fuhr Splitter fort. »Du kennst einen ihrer Söhne, und jetzt suchst du den anderen. Sie möchte, dass du ihr von deinen Fortschritten berichtest.«
    Ein Wort rückte in den Mittelpunkt von Wynns Aufmerksamkeit.
    »Ihr ältester Sohn?«, fragte sie. »Aber Erz-Locken sieht viel jünger aus als Hochturm.«
    Splitter

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