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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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schwieg einige Sekunden lang. Dann legte sie die Hände flach auf den Tisch und beugte sich vor.
    »Du wirst alles weitergeben, was du über meinen Bruder erfährst – an mich«, flüsterte die Zwergin. »Und das ist keine Bitte .«
    Wynn lehnte sich instinktiv zurück. Schatten knurrte leise und warnend, aber die Schmiedin würdigte sie keines Blickes. Wynn ließ eine Hand sinken und winkte die Hündin näher.
    Nichts hiervon war hilfreich – den Texten brachte es sie gewiss nicht näher. Aber Splitter wollte Informationen, und das konnte sie ausnutzen, wenn sie vorsichtig an die Sache heranging.
    »Natürlich«, sagte Wynn so ruhig wie möglich. »Richte deiner Mutter aus, dass es mir eine Ehre sein wird, ihr zu helfen.«
    Splitter reagierte nicht auf die Worte. Ohne eine Antwort stand sie auf, stapfte zum Ausgang und verließ den Speiseaal. Wynn sah ihr verblüfft nach und strich Schatten mit zitternder Hand über den Rücken.
    Splitter versuchte ganz offensichtlich, an ihrem Stolz festzuhalten, während die Reste ihrer Familie auseinanderbrachen. Einen Außenstehenden – noch dazu einen lästigen Kritzler von Worten – um Hilfe zu bitten, war eine weitere schwere Demütigung.
    Wynn fragte sich, wie Splitters Leben aussah.
    Bei den Zwergen wurde eine Heirat meistens von den Familien und Clans arrangiert, und zwar abhängig von den Vorteilen, die Braut oder Bräutigam den jeweiligen Familien boten. Ja, es gab auch Liebe, und sie wurde durchaus in Erwägung gezogen, aber man opferte sie, wenn sie dem im Wege stand, was man für »das Beste« hielt. Wenn die Eisenborten einem Clan angehörten, so schienen dessen Oberhäupter Splitter vergessen zu haben.
    Die Schmiedin hatte niemanden, der für sie sprechen konnte, und sie war nicht einmal in der Lage, einen ehrenvollen Familiennamen anzubieten. Es fehlten auch ein Vater oder Geschwister mit Fertigkeiten, die ihr Clan zu schätzen gewusst hätte. Splitter besaß nur eine kleine Schmiede im ärmsten Viertel und eine Mutter, die sich an verzweifelter Hoffnung festklammerte.
    Je mehr Wynn darüber nachdachte, desto trauriger wurde sie. Doch sie musste ihr Mitgefühl beiseiteschieben.
    Chane kehrte mit heißem Wasser, zwei Bechern und einer kleinen Dose zurück, die Pfefferminzblätter enthielt. Im Eingang blieb er stehen und sah sich um.
    »Wo ist sie?«, fragte er.
    »Weg.«
    »Was wollte sie?«
    »Informationen. Über ihren Bruder.«
    »Informationen – von uns?«, spottete er.
    Wynn fand die Ironie in seinen Worten nicht sehr komisch.
    »Möchtest du Tee?«, fragte Chane.
    Wynn seufzte. »Nein«, antwortete sie. »Nein, danke.«
    Etwas Schreckliches stand bevor. Darauf deutete all das hin, was sie in der Gesellschaft von Magiere, Leesil und Chap – und später in der von Schatten und Chane – gesehen und erfahren hatte. Es stand mehr auf dem Spiel. Und das bedeutete: Sie würde Splitter manipulieren, wenn ihr keine Wahl blieb.
    Es war ein hässlicher Gedanke.
    Und noch hässlicher war der Plan, der in ihr Gestalt annahm.

11
    In der folgenden Nacht gingen sie zum Amphitheater, und dort wartete Chane, als Wynn ihren Kaltlampen-Kristall hervorholte und rieb. Leere Sitzreihen umgaben sie, und vor ihnen erstreckte sich die ebenfalls leere Bühne.
    In dieser Nacht wirkte das stille Amphitheater anders als am vergangenen Abend, älter und schlichter. Es brannten keine Kohlen in den Pfannen neben den oberen Eingängen. Nach dem Gedränge, das bei der Zeremonie an diesem Ort geherrscht hatte, war es sehr seltsam, ihn so leer zu sehen.
    »Wir sollten uns beeilen«, sagte Chane und sah zu Schatten.
    Wynn ging in die Hocke und wölbte ihre freie Hand um die Schnauze der Hündin. Für einen Moment stand Schatten wie erstarrt; dann drehte sie sich um und lief in den Tunnel zurück. Wynn richtete sich auf, hob ihren leuchtenden Kristall und machte sich daran, der Hündin zu folgen.
    Chane folgte ihr und beobachtete, wie das zum Pferdeschwanz zusammengebundene Haar der jungen Weisen hin und her schwang.
    Auf halbem Weg durch den breiten Korridor betraten sie einen Seitentunnel und brachten zahlreiche Kurven, Treppen und steinerne Rampen hinter sich, fast zu viel, um sie alle zu zählen. Schatten zögerte nicht ein einziges Mal. Als ein weiterer Korridor nach rechts führte und an einer Ecke endete, ging Wynn etwas langsamer.
    »Dies habe ich in Schattens Erinnerungen gesehen«, sagte sie. »Gleich kommt eine scharfe Kurve nach links, und dann noch eine, nicht ganz so scharf

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