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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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sie.
    Taumelnd drehte sie sich um, und Chane hörte einen scharfen Atemzug von ihr, als sie ihn sah. Die Furcht in ihren Augen war nichts im Vergleich zum Hass, der sich in ihrem ganzen Gesicht ausbreitete.
    Wie weit war er inzwischen von dem entfernt, das sie einst in ihm gesehen hatte?
    In jener Nacht, in der von Schnee und Eis umschlossenen Burg, hatte er sie aufgegeben. Nach all der Zeit, die inzwischen vergangen war, hätte es nicht mehr so schmerzen sollen. Aber wenn er daran dachte, was Wynn hinter sich hatte, und nachdem sie ihn zusammen mit Welstiel gesehen hatte … Was konnte er jetzt anderes von ihr erwarten?
    »Lass die Waffe fallen!«, befahl einer der beiden Wächter.
    Chane ließ das Schwert sinken und konnte den Blick nicht von Wynn abwenden, die ihn hasserfüllt anstarrte.
    Wynn hatte Kopfschmerzen. Sie musste Chap finden, aber hier stand Chane und sah sie an. Wie konnte sein Blick so etwas wie Reue enthalten, nach allem, was er getan hatte?
    »Lass die Waffe fallen!«, rief einer der beiden Wächter.
    Chane zögerte, sah aber nicht die beiden Wächter an, die ihm den Fluchtweg versperrten, sondern Wynn. Sein Blick galt nur ihr, und das Schwert in seiner Hand wurde ihm schwer und sank.
    Wynn strauchelte.
    Drei Stadtwächter lagen auf der Straße. Der erste von ihnen starrte mit großen Augen zum dunklen Himmel, in seiner Brust ein hässliches Loch. Dafür war nicht Chane verantwortlich, sondern der andere Fremde, der es ebenfalls auf den Folianten abgesehen hatte.
    »Weg mit der Waffe, habe ich gesagt!«, rief der Wächter erneut.
    Wynns Blick ging von dem Toten zu Chane. Dessen Augen waren weit offen, als er auf die Leiche starrte.
    Die Wächter näherten sich. Chane ließ sein Schwert nicht fallen, hob es aber auch nicht. Er sah erneut die junge Weise an, mit Augen, die in der Dunkelheit farblos wirkten, und schüttelte langsam den Kopf.
    »Das war ich nicht«, krächzte er.
    Er sprach auf Numanisch, ihrer Sprache. Wie hatte er sie so schnell gelernt? Chanes Blick kehrte kurz zu dem Toten zurück, und seine Züge verhärteten sich. Erneut schüttelte er den Kopf.
    »Das war ich nicht!«, wiederholte er.
    »Halt die Klappe und lass das Schwert fallen!«, befahl der zweite Wächter.
    Zweifel regten sich in Wynn.
    Sie wusste nicht, auf welche Weise Chane in die hiesigen Ereignisse verwickelt war, und vielleicht würde sie es nie erfahren, wenn er hier verhaftet wurde. Nicht, dass zwei Lebende eine Chance gegen einen bewaffneten Untoten hatten.
    Wynn traf eine plötzliche Entscheidung.
    »Lauf!«, rief sie.
    Ein Wächter sah sie verblüfft an. Der andere fluchte leise und ging zum Angriff über.
    Wynn fröstelte, als ihr plötzlich klar wurde, was sie getan hatte.
    Chane wirbelte herum.
    Sie suchte in der Nacht und lauschte nach Chaps Stimme. Aber es blieb alles still, abgesehen von den Flüchen und dem Ächzen der Wächter. Allein mit den Verwundeten und den Toten fühlte sich Wynn plötzlich taub.
    Das Heulen des Wolfs verklang in der Nacht.
    »Wo sind sie?«, rief Rodian. »Hast du sie gesehen?«
    »Dort!« Garrogh keuchte und deutete in eine Nebenstraße. »Ich glaube, sie sind dorthin gelaufen.«
    Zorn zeigte sich in seinem Gesicht, und er lief weiter. Rodian teilte seine Empfindungen und dachte daran, dass sich die so gut vorbereitete Falle als Fehlschlag erwiesen hatte.
    Sie stürmten durch die Nebenstraße und erreichten kurze Zeit später eine breite Hauptstraße, auf der jedoch niemand zu sehen war. Rodian hielt vergeblich nach einem Wolf oder der geflohenen schwarzen Gestalt Ausschau. Seine Enttäuschung wurde immer größer.
    Er hatte den Mörder gesehen, von seinen Männern in die Enge getrieben, und dann war der zweite Fremde aufgetaucht. Schlimmer noch, es schienen Gegner gewesen zu sein. Wie viele Diebe und Mörder waren in diese Angelegenheit verwickelt? Wie viele Personen interessierten sich für das geheimnisvolle Übersetzungsprojekt der Gilde und fühlten sich anscheinend davon bedroht?
    »Hörst du was, Garrogh?«
    Rodians Stellvertreter neigte den Kopf zur Seite, und wenige Sekunden später schüttelte er den Kopf.
    »Nein, nichts.«
    »Verdammt!« Rodian schlug mit seinem Schwert auf die Straße. Ein Kratzen und Klirren hallte durch die Nacht.
    »Warte mal«, hauchte Garrogh. »Dort!« Am Rand des Lichtscheins einer Laterne lag eine Ledermappe auf dem Boden.
    Rodian lief zu ihr und hob sie auf. Das Leder war einfach aufgerissen – der Unbekannte hatte sich nicht die Mühe

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