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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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er herangestürmt, um sie zu schützen, und anschließend hatte er den fliehenden Fremden verfolgt.
    Mit all diesen Ereignissen waren so viele Gedanken verbunden, dass sie in Wynns Kopf nicht genug Platz zu finden schienen.
    Wenn Chap in der Stadt war … Wo befanden sich dann Magiere und Leesil? Wynn sehnte sich danach, Chap zu finden und zu erfahren, warum er gekommen war, aber ihre verwirrten Gedanken kehrten immer wieder zu Chane zurück.
    Im Leben ein Angehöriger des niederen Adels, war er ein Gelehrter und auch Krieger, der mehrmals zwischen ihr und dem Tod gestanden hatte. Aber er war auch ein Ungeheuer und Mörder, der das Blut der Lebenden trank und viele umgebracht hatte. In der eisigen Burg in den Fernländern hatte Wynn versucht, ihn aus ihrem Leben zu verbannen, doch jetzt war er zurückgekehrt. Er schien sie nicht in Ruhe lassen zu wollen.
    Wynn stützte die Ellenbogen auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. Warum war sie bereit gewesen, ihm zu glauben, als er auf der Straße behauptet hatte, nichts mit dem Mord zu tun zu haben?
    Sie war verwirrt gewesen von der Gestalt, die durch Wände gehen konnte, und auch von Chanes plötzlichem Erscheinen – und dann war auch noch Chap aufgetaucht. Zu viel war in jenen wenigen, von Panik bestimmten Momenten geschehen. Und doch … Chane war ein Edler Toter, der die Gilde immer geschätzt und respektiert hatte.
    In Bela, auf der anderen Seite des östlichen Ozeans, war Chane abends oft zu ihr gekommen, und dann hatten sie sich bei einem Tee unterhalten und historische Dokumente gelesen. Zu jenem Zeitpunkt war ihr seine wahre Identität nicht klar gewesen, und nie hatte sie sich von ihm bedroht gefühlt.
    In welcher Verbindung stand er mit den verschwundenen Folianten? Und was war im Innern des Skriptoriums geschehen? Was hatte zu einem Konflikt zwischen ihm und der schwarzen Gestalt geführt? Chane schien an der Arbeit der Gilde größeres Interesse zu haben, als Wynn geahnt hatte.
    Sie versteifte sich, als vor ihrer Zelle Schlüssel klirrten. Kurz darauf öffnete sich die Tür.
    Rodian stand dort und schaute sie an.
    Wynn überlegte, was sie ihm sagen sollte.
    Oh, keine Sorge. Der Wolf war in Wirklichkeit ein Elfenhund von einer Art, die du noch nie gesehen hast. Zusammen mit einer Frau, die du nicht kennst – eine Halbvampirin, was du natürlich nicht glaubst –, und einem Mann, der zur Hälfte Elf ist, jagt er Untote …
    Oh ja, dann wäre alles klar gewesen, nicht wahr? Dann würde man sie nicht verurteilen, weil sie einem Verbrecher zur Flucht verholfen hatte. Nein, man würde sie im Hospital unterbringen, als Verrückte, die ärztliche Hilfe brauchte.
    Der Hauptmann trat ein, und Wynn stellte fest, dass er sich inzwischen beruhigt hatte. Aber es lagen dunkle Ringe unter seinen Augen, und er wirkte sehr ernst. In seinen Wangen mahlten die Muskeln.
    »Ihr habt eine Falle vorbereitet«, sagte Wynn.
    Rodian ging vor der Tür auf und ab. Es waren nur jeweils vier Schritte; mehr Platz bot die Zelle nicht.
    »Domin Hochturm muss Euch dabei geholfen haben, wenn er jenen Folianten schickte«, fuhr Wynn fort. »Und auch Meister a’Seatt.«
    Rodian blieb stehen, und Wynn spürte jähe Anspannung, als das Klacken seiner Stiefel verstummte.
    »Was habt Ihr dort gemacht?«, fragte er geradeheraus.
    Für einen Moment dachte Wynn daran, ihm die Wahrheit zu sagen. Dass man ihr den Zugang zu den von uralten Vampiren geschriebenen Texten verweigerte. Und dass sie herauszufinden versuchte, welche Seiten gestohlen worden waren, und warum.
    »Antwortet mir!«, sagte Rodian scharf. »Ihr seid am Tod von drei Wächtern beteiligt!«
    Wynn wollte es abstreiten, schluckte aber und musterte den Hauptmann. Ja, sie hatte Chane aufgefordert wegzulaufen, aber deshalb traf sie noch lange keine Schuld. Und Rodian war gar nicht an ihrer Sicht der Dinge interessiert. Er wollte nur, dass die Morde aufhörten und er den Königlichen gegenüber einen Erfolg vorweisen konnte, um weiter aufzusteigen. Die Wahrheit war ihm gleichgültig. Die »verrückten« Dinge, die er von ihr gehört hätte, würde er bestimmt nicht an die Königlichen weitergeben und dadurch riskieren, ausgelacht oder ebenfalls für übergeschnappt gehalten zu werden. Es würde ihm schon schwer genug fallen zu erklären, wie ein Dieb und Mörder eine feste Wand durchdringen konnte.
    Nein, Rodian konnte nur mit einzelnen Teilen der Wahrheit fertigwerden.
    »Ich habe Kuriere gehört, die vom ›Aufrechten

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