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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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diese Versammlung einberufen. Es wurde entschieden, dass keine weiteren Folianten oder irgendwelche Unterlagen, die das Projekt betreffen, diese Niederlassung der Gilde verlassen. Wir werden Schreiber eines einzigen Skriptoriums beauftragen, die Arbeit an den Texten fortzusetzen, aber hier, innerhalb der Gildenmauern.«
    Es wurde geflüstert und gemurmelt, und die Stimmen schwollen an, bis Wynn das Knistern des Kaminfeuers nicht mehr hörte. Erleichterung zeigte sich in vielen Gesichtern, doch die Meisterschreiber wirkten alles andere als begeistert.
    »Auf welches Skriptorium ist Eure Wahl gefallen?«, fragte Meister Calisus vom »Feder & Pergament«.
    Premin Skyion räusperte sich. »Wir nehmen Meister a’Seatts Schreiber vom ›Aufrechten Federkiel‹ in unsere Dienste. Bei einem Versuch, den Stadtwächtern bei der Ergreifung des Diebes und Mörders zu helfen, wurde sein Kontor verwüstet, und wir fühlen uns ihm verpflichtet.«
    »Mein Skriptorium ist vor dem von a’Seatt durchwühlt worden!«, rief Meister Shilwise von »Gold und Tinte«. »Es befand sich in einem viel schlimmeren Zustand, und mir hat niemand Schadenersatz angeboten.«
    »Alle Skriptorien haben der Gilde gute Dienste geleistet«, erwiderte Skyion. »Aber Meister a’Seatt ist immer sehr pünktlich gewesen und hat außerordentlich gute Arbeit geleistet, die sogar noch über das ohnehin schon hohe Niveau Eurer Skriptorien hinausgeht.«
    »Schöne Worte!«, rief Shilwise, und der ebenfalls unzufriedene Calisus erschrak angesichts dieser Vehemenz. »Ich habe zu viele andere Aufträge abgelehnt, um den Erfordernissen der Gilde genügen zu können. Und außerdem habt Ihr noch immer einen Vertrag mit meinem Skriptorium! Ich lasse mich nicht so einfach aus dem Geschäft drängen. Ihr solltet auch meine Schreiber hierherholen.«
    Calisus und die anderen Meisterschreiber riefen ebenfalls und stellten Forderungen. Skyion hob die Hand.
    »Alle Skriptorien haben gute Arbeit geleistet.« Sie musste fast schreien, um sich Gehör zu verschaffen. »Niemand von Euch soll sich zurückgesetzt fühlen. Ihr werdet eine Entschädigung bekommen.«
    »Das genügt nicht!«, rief Shilwise. »Hier geht es um mehr als nur Geld. Der Ruf meines Kontors steht auf dem Spiel.«
    »Eurem Ruf habt Ihr es zu verdanken, dass Ihr überhaupt Aufträge bekommen habt«, erwiderte Skyion.
    »Wir mussten die Wünsche anderer Kunden zurückstellen, um für die Gilde zu arbeiten«, wandte Shilwise ein. »Und außerdem … Was geschieht, wenn sich herumspricht, dass Ihr Euch für a’Seatt entschieden habt? Ich verlange, dass Ihr den Vertrag erfüllt. Andernfalls sehen wir uns vor Gericht, Skyion!«
    Die anderen Premins traten zu Skyion und flüsterten mit ihr. Skyion winkte sie fort und richtete ihre volle Aufmerksamkeit auf Meister Shilwise. Als ihre Stimme erneut erklang, war sie erstaunlich laut und schien gar nicht zu ihrer zierlichen Gestalt zu passen.
    »Ihr werdet wie versprochen eine Entschädigung bekommen. Damit ist diese Angelegenheit erledigt.«
    Der Meister von »Vier Schreiber in einem Haus« versuchte, Shilwise wegzuziehen. Doch der stieß den untersetzten Mann zur Seite und richtete einen finsteren Blick auf die linke Seite des Kamins.
    Pawl a’Seatt stand da, ruhig und unbeeindruckt in seinem dicken Mantel, den Hut mit der breiten Krempe in der Hand. Der altersgebeugte Meister Teagan schob seine Brille auf dem Nasenrücken hoch und sah Shilwise an, richtete dann einen nervösen Blick auf seinen Arbeitgeber.
    Shilwise trat an seinen Konkurrenten vorbei und stapfte durch den vollen Saal zum Hauptausgang.
    Wynn sah sein glänzendes Gesicht, als er an ihr vorbeikam.
    Meister Shilwise hatte plötzlich zu schwitzen begonnen. Der Inhaber des Skriptoriums »Gold und Tinte« schien eher der Panik nahe als voller Zorn zu sein. Wynn drehte sich wieder um und zögerte, als Domin il’Sänke ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
    Sein Kopf war zur Seite geneigt, als hätte er das Interesse an den Vorgängen verloren. Er sah Rodian an.
    Der Hauptmann hatte sich halb umgedreht und beobachtete, wie Shilwise den Saal verließ. Er war von seinem Verhalten und der seltsamen Veränderung ebenso überrascht wie Wynn. Als er sich wieder den Premins zuwenden wollte, streifte sein Blick den Wynns, und er schien unzufrieden zu seufzen.
    Ein kurzes Zischen lenkte Wynn ab.
    Domin il’Sänke atmete tief durch und schüttelte andeutungsweise den Kopf, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf die

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