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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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aus.
    Die Innenseiten ihrer Lider wurden hell, wie vom Licht einer Kerze, die jemand davor angezündet hatte. Wynn konzentrierte sich weiterhin auf das geistige Muster und wandte den Kopf zur Seite.
    »Wynn!«, ertönte eine krächzende Stimme.
    Sie öffnete die Augen.
    Nur schwaches Licht umgab sie. Erschrocken beobachtete sie, wie Chane mit gezogenem Schwert auf sie zulief, und das Muster vor ihrem inneren Auge verschwand.
    Licht strahlte plötzlich vor Wynn, hell wie die Mittagssonne.
    Während sie davon geblendet war, drangen drei verschiedene Geräusche an ihre Ohren: das überraschte Jaulen eines Hunds; ein Zischen, das zu einem Heulen wurde; und ein schmerzerfüllter Schrei, der von Chane kam.
    Das weiße Strahlen füllte Wynns Blickfeld aus, und ein viertes Geräusch übertönte die drei anderen.
    Ein Kreischen füllte Wynns Kopf, stach zusammen mit dem grellen weißen Licht durch ihre Augen. Sie fiel aufs Kopfsteinpflaster.
    Das Kreischen … Es stammte von ihr selbst.
    Ghassan il’Sänke hörte ein Heulen und ließ sich davon den Weg weisen, während er von Dach zu Dach flog. Als er die nächste Straße erreichte, sah er Wynn und einen dunklen Wolf zwischen ihr und der großen schwarzen Gestalt.
    Ein Mann lief mit gezücktem Schwert auf sie zu. »Wynn!«, rief er mit krächzender Stimme.
    Dann begann der Sonnenkristall am Ende des Stabs zu glühen.
    »Nein!«, knurrte Ghassan, hob die Hand und streckte sie in Richtung des Stabs. Doch die Linien und Symbole entstanden nicht schnell genug vor seinem inneren Auge.
    Gelbweißes Licht gleißte und verwandelte die Nacht in Tag. Ghassan duckte sich und schirmte sich die Augen mit dem Arm ab. Er hörte ein Zischen, das zu einem Heulen anschwoll, ein Jaulen und einen schmerzerfüllten Schrei, der offenbar von dem Mann mit dem Schwert stammte. Wynns Kreischen übertönte alles.
    Das helle Licht verschwand.
    Halb blind schob sich Ghassan über den Dachrand und sprang. Als er auf der Straße landete und versuchte, in der zurückgekehrten Dunkelheit etwas zu erkennen, war die schwarze Gestalt nicht mehr zu sehen, ebenso wenig der Mann mit dem Schwert. Beide waren vor dem Licht des Sonnenkristalls geflohen, doch nicht der Wolf.
    Das Tier schüttelte jaulend den Kopf, und Ghassan lief zu der am Boden liegenden Wynn.
    Zusammengekrümmt und mit geschlossenen Augen lag sie auf dem Kopfsteinpflaster, zitterte und hielt den Stab noch immer fest in der Hand. Ghassan löste ihn aus ihrem Griff, doch als er die schweißfeuchte Stirn der jungen Weisen berühren wollte, kam der Wolf auf ihn zu.
    Ghassan schlug seinen Umhang beiseite und drehte sich auf den Knien, den Stab in der Hand. Er hob die Hand, ließ Symbole in seinem Blickfeld entstehen und wollte das Tier mit der gleichen Kraft beiseitestoßen, die es ihm gestattet hatte, über die Dächer zu schweben. Der Wolf senkte den Kopf und knurrte drohend, kam aber nicht näher.
    Ghassan zögerte und beobachtete das seltsame Tier. Je länger er hinschaute, desto deutlicher gewann er den Eindruck, dass mit den Proportionen dieser Kreatur etwas nicht stimmte. In Ghassans Heimat gab es keine Wölfe, doch bei diesem Exemplar schienen Beine, Ohren und Schnauze besonders lang zu sein. Und die Augen … Sie sahen aus wie zwei glitzernde hellblaue Kristalle.
    Etwas an dem Tier erschien ihm vertraut.
    Es blieb Ghassan nur noch wenig Zeit, Wynn vor den Nachwirkungen ihres fehlgeschlagenen Versuchs mit dem Stab zu befreien. Er richtete die nach dem Wolf ausgestreckte Hand auf die junge Weise, schloss die Finger und zog die Faust abrupt zurück.
    Wynn rutschte ein Stück übers Kopfsteinpflaster und blieb direkt vor Ghassan liegen. Er neigte den Stab, als das Tier erneut versuchte, näher zu kommen, aber Ghassans Hand berührte bereits Wynns fieberheiße Stirn.
    Er verband sich mit ihren Gedanken und löschte dort die letzten Reste des Musters, das sie aus Symbolen und geometrischen Formen gebildet hatte.
    Wynns Zittern hörte auf, und sie stöhnte leise, als sie versuchte, sich auf die Seite zu drehen. Ghassan spürte, wie ihre Stirn kühler wurde.
    »Der Hund … «, flüsterte sie. »Er … «
    Sie verlor das Bewusstsein, und der Wolf knurrte nicht mehr, als er auf Wynn hinabsah. Dann richtete er den Blick auf Ghassan.
    Er fletschte die Zähne, wie zur Warnung.
    Als Ghassan den Stab beiseitelegte und Anstalten machte, Wynn hochzuheben, sprang der Wolf vor und schnappte nach ihm.
    Ghassan erstarrte und runzelte ungeduldig die Stirn. Wynn

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