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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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über seine Schwäche, die ihn daran hinderte, irgendetwas zu unternehmen. Hatte er Wynn einer neuen, unbekannten Gefahr ausgesetzt, die ihr bei der Weisengilde drohte?

14
    Wynn stöhnte, als sie in ihrem Bett die Augen öffnete. Sie fühlte sich, als hätte sie Fieber und einen Sonnenbrand, und ihr rechte Hand prickelte unangenehm. Wynn hob sie und stellte fest, dass Hand und Arm die normale Farbe hatten. Sie erinnerte sich, auf die Straße gefallen zu sein, mit dem Gefühl, innerlich zu brennen, als reichte das Licht des Sonnenkristalls bis in ihr Innerstes.
    Wynn setzte sich abrupt auf.
    Bunte Flecken tanzten vor ihren Augen, und sie blinzelte, kämpfte gegen den Schwindel an. Wer hatte sie in ihr Zimmer gebracht, und wo war der Majay-hì mit dem dunklen Fell? Chane fiel ihr ein. Was war mit ihm geschehen, als der Sonnenkristall zu leuchten begonnen hatte?
    Sie erinnerte sich nur daran, dass er auf sie zugelaufen war, an mehr nicht. Irgendwie musste sie ihn finden.
    Ein leises Jaulen kam aus der Ecke ihres Zimmers, und Wynn riss verblüfft die Augen auf.
    Der Majay-hì lag neben dem Tisch, auf dem Boden zusammengerollt. Die Spitze seines buschigen Schwanzes bedeckte die Schnauze, und hellblaue Augen sahen sie an.
    »Wie bist du hierhergekommen?«, fragte Wynn voller Verwunderung.
    Der Hund richtete die Ohren auf, als er ihre Stimme hörte. Als sie die Beine aus dem Bett schwang und einen ersten vergeblichen Versuch machte, aufzustehen, hob der Majay-hì den Kopf und knurrte.
    Wynn blieb still sitzen. »Schon gut«, flüsterte sie.
    Dann merkte sie, dass sie nur ihr Nachthemd trug.
    Erschrocken sah sie sich um und entdeckte ihren Mantel über der Rückenlehne des Stuhls. Der Majay-hì knurrte erneut, als sie aufstand, zum Stuhl wankte und in die Innentasche des Mantels griff. Als sie dort den alten Blechzylinder berührte, atmete sie erleichtert auf und holte ihn hervor. Er sah unverändert aus. Wynn steckte ihn in den Mantel zurück und drehte sich um.
    Der Majay-hì beobachtete sie aufmerksam, die Ohren angelegt.
    Auf dem Nachtschränkchen standen ein Krug mit Wasser und ein Becher. Wynn schenkte dem Becher keine Beachtung, nahm die Waschschüssel von ihrer Truhe und füllte sie mit Wasser aus dem Krug. Als sie damit zur anderen Seite des kleinen Raums gehen wollte, kam sie nur einige Schritte weit.
    Der Majay-hì knurrte, lauter als zuvor.
    Wynn setzte die Schüssel ab. Der Hund rührte sich nicht, als sie zum Bett zurückwich. Sein Blick ging nur einmal kurz zur Schüssel.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Wynn, doch ihre Worte schienen nichts zu bewirken.
    Schließlich stand der Majay-hì auf.
    Für einen Moment blieb er stehen, und dann näherte er sich vorsichtig der Schüssel, senkte den Kopf und trank, ohne dabei den Blick von Wynn abzuwenden. Trauer erfasste die junge Weise, als sie an Chap dachte – und erneut richteten sich die Ohren des Majay-hì auf.
    Sie bedauerte, dass dieser vierbeinige Fremde nicht Chap war. Die Farbe des Fells passte nicht, und außerdem handelte es sich um ein Weibchen, wie Wynn jetzt erkannte. Sie erinnerte sich an das Rudel, das Chap und ihr geholfen hatte, Leesils Mutter im Reich der An’Cróan zu finden. Eine Einjährige hatte zu jenem Rudel gehört.
    Diese dunkelgraue Hündin schien etwa im gleichen Alter zu sein, schätzte Wynn. Andererseits wusste sie kaum etwas von der Lebensspanne der Majay-hì. Die Farbe erinnerte sie an das Fell des alten Rudeloberhaupts. Seerose fiel ihr ein, Chaps schöne weiße Freundin; die gelben Flecken in ihren blauen Augen wirkten aus der Ferne grün. Seerose hatte sich von all den anderen Majay-hì unterschieden, die Beschützer in jenem fernen Land der Elfen gewesen waren.
    Die Hündin hörte auf zu trinken und hob den Kopf.
    Wynn fragte sich, wie diese junge Majay-hì, vielleicht nur eine Einjährige, aus dem fernen Elfenreich hierhergekommen war. Und warum war sie zu ihr gekommen, noch dazu im Moment des Erscheinens der schwarzen Gestalt?
    Sie ging in die Hocke und streckte vorsichtig die Hand aus, mit der Innenfläche nach oben.
    »Ich meine es gut«, sagte sie.
    Die Hündin wich zurück und fletschte kurz die Zähne, neigte dann den Kopf zur Seite.
    Einige Sekunden verstrichen.
    Die Majay-hì streckte den Kopf ein wenig, blieb aber ein ganzes Stück außerhalb von Wynns Reichweite. Sie schnüffelte und schüttelte sich dann, richtete einen intensiven Blick auf die junge Weise.
    So hatte auch Chap sie manchmal angesehen. Und es

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