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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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heran, wurden zu Erwachsenen, und schließlich sah Wynn, wie das dunkelgraue Weibchen seinen Kopf an den der Mutter hielt. Eine Zeit lang lagen sie unter einer Tanne und tauschten Erinnerungsbilder aus. An jenem dunklen Ort, vor dem Sonnenschein geschützt, erschien das Fell der jungen Hündin fast schwarz, und ihre weiße Mutter wirkte wie ein Geist.
    Ein verschwommenes Bild von Chap überlagerte den Moment. Die Erinnerung an ihn schien nicht perfekt zu sein, stammte vielleicht nicht von dem Weibchen.
    Und dann sah Wynn sich selbst.
    Sie trug Elfenkleidung, wie während der Reise durchs Reich der Elfen. Und dann veränderte sich die Kleidung plötzlich und wurde zum grauen Umhang der Gilde.
    Die letzten Bilder von Chap und ihr selbst waren nicht so klar und deutlich wie jene, die aus dem Leben der Welpen stammten. Vielleicht waren sie weitergegeben worden, von Mutter zu Kind. Wynn spürte, welchen Schmerz es Chap bereitet hatte, Seerose zurückzulassen.
    Tränen rannen ihr über die Wangen.
    Wynn zog die Hand vom Hals der dunkelgrauen Hündin zurück und blickte voller Staunen in die hellblauen, von kleinen gelben Flecken durchsetzten Augen.
    Es waren die Augen der Tochter von Chap und Seerose, die um die halbe Welt zu ihr geschickt worden war.
    Wynn wusste, dass Chap um ihre Sicherheit fürchtete, seit jener Nacht, als seine Artgenossen, die Feen, sie dabei ertappt hatten, wie sie ihrer Kommunikation lauschte. Fast wäre es ihnen gelungen, sie zu töten; nur das beherzte Eingreifen Chaps und des Rudels hatte Wynn vor dem Tod bewahrt.
    Seerose war trächtig gewesen, als Chap das Reich der Elfen verlassen hatte. Er musste dies alles vorbereitet haben.
    Chap hatte Magiere und Leesil geführt und nicht gewollt, dass Wynn ohne Schutz blieb. Aber wie war es ihrer Tochter gelungen, sie zu finden?
    Wynn wusste nicht, ob ihr dies gefiel. Diese Majay-hì war viel zu jung.
    Die Hündin jaulte leise, und es klang fast verärgert. Wynn kannte sich nicht mit der Gedankensprache aus, die für einen Menschen völlig ungeeignet zu sein schien. Andererseits …
    Chap hatte ihr seine Gedanken direkt übertragen, was mit ihrem »Makel« zusammenhing, der mantischen Sicht. Vielleicht teilte die Tochter einige Fähigkeiten ihres Vaters. Chap war ein Feenwesen, das entschieden hatte, in Hundegestalt wiedergeboren zu werden, als einer der Majay-hì, die von den Feen abstammten.
    Es waren nur Mutmaßungen und Spekulationen, aber eine andere Erklärung fiel Wynn nicht ein. Chap und seine Tochter waren einzigartig in dieser Welt, jeder auf seine eigene Weise. Wynn erinnerte sich an den Abend, als sie das Kratzen von Krallen jenseits der alten Mauer gehört hatte.
    Dabei hatte sie plötzlich an den Kampf gegen den alten Zauberer Vordana gedacht. Auf der Suche nach Chap war sie auf eine belebte Straße gelaufen, und etwas hatte sie am Bein berührt. Bei jener Gelegenheit hatte sie andere Erinnerungen empfangen, wie durch Chaps Augen gesehen. Doch bei den ersten Bildern war es nicht zu einem Kontakt gekommen.
    Verwirrt wich Wynn zurück. Die Hündin grollte leise, und ihrem kurzen Knurren folgte ein neuerliches Jaulen, als sie vortrat. Doch Wynn hielt die Hand jetzt so, dass es nicht zu einer neuen Berührung kommen konnte.
    Sie musste etwas versuchen, das ihr mehr Antworten brachte. Konnte Chaps Tochter auch ohne einen unmittelbaren Kontakt mit ihr kommunizieren, so wie ihr Vater?
    Erneut erinnerte sie sich an Vordana. In dem vom untoten Zauberer heimgesuchten Ort am Fluss war Wynn einem anderen Hund begegnete nicht so schön wie ein Majay-hì. Sie konzentrierte sich auf ein Erinnerungsbild, das »Schatten« zeigte, einen Wolfshund mit drahtigem Fell.
    Die junge Majay-hì stand da und starrte sie reglos an. Wynn seufzte und gab auf.
    Offenbar konnte sie nicht auf diese Weise mit der Hündin kommunizieren – dazu war sie ebenso wenig imstande wie zur Gedankensprache mit Chap. So blieb ihr nur noch eine Möglichkeit. Sie kroch erneut auf den Knien nach vorn, streckte langsam und vorsichtig die Hand aus und legte sie an den Kopf der Hündin. Dann konzentrierte sie sich noch einmal auf ihre eigenen Erinnerungen.
    Vor dem inneren Auge sah sie den Wolfshund neben Chap stehen, auf dem Hof eines Herrenhauses außerhalb des Ortes am Fluss.
    Die Ohren der Hündin richteten sich auf, und die junge Weise versuchte es erneut.
    Sie war nicht dabei gewesen, als Schatten Chap von einem Trugbild des Zauberers Vordana befreit hatte, aber sie gab sich alle

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