Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)
Rodian breit. Immer wieder gab Nikolas Miriam und Dâgmund andere Namen, und hinzu kam ein »Vater« anstelle der schwarzen Gestalt.
Bitworth richtete sich auf und trat zum Fußende des Bettes.
»Teile davon habe ich schon einmal gehört, als Nikolas im Schlaf sprach«, sagte der Heiler leise. »So was passiert manchmal, wenn jemand ein schweres Trauma erlitten hat. Dann kann sich ein überwältigendes Ereignis in der Vergangenheit mit jüngeren Erinnerungen vermischen. Solange sich Nikolas nicht ganz erholt hat, kann er die Ursache eines Traumas nicht von dem eines anderen in der Vergangenheit trennen.«
Rodian rieb sich die Stirn, heimgesucht von einem Kopfschmerz, der bestrebt zu sein schien, ihm den Schädel zu spalten. Wynn sah voller Mitgefühl auf Nikolas hinab, die Hand auf dem Kopf des Wolfs, und Rodian trat zurück.
Er brauchte Informationen, um den Mörder zu fassen, und was er bekommen hatte, war nur ein weiteres Durcheinander. Skyion und Hochturm wollten ihm noch immer nicht helfen, aus welchen Gründen auch immer, und Bitworths Erklärung für das Gefasel des jungen Nikolas half ihm nicht weiter.
Und jetzt brachte Wynn ein wildes Tier in die Gilde, und niemand schien Einwände zu erheben.
Rodian strich sich mit der Hand übers Gesicht und betete zur Gesegneten Dreieinigkeit der Vernunft, dass sie ihn schützen möge, denn er befand sich in einem Irrenhaus.
Er konnte sich nicht mit noch mehr Unsinn an die Königlichen wenden, doch als er den Blick senkte, stellte er fest, dass Wynn ihn ansah. Der Ärger in ihren Augen spiegelte seine eigenen Empfindungen wider.
Sie durfte wohl kaum von ihm erwarten, dass er in Nikolas’ wirren Worten irgendetwas Sinnvolles erkannte. Hochturm schien die Enttäuschung des Hauptmanns zu teilen.
»Hat Domin il’Sänke die Gilde an jenem Abend verlassen?«, fragte Rodian.
Hochturm hob den Kopf, und Verwunderung zeigte sich in seinem Gesicht. Wynn sprach zuerst.
»Warum fragt Ihr immer wieder nach Domin il’Sänke?«
»War er die ganze Zeit hier?«, fragte Rodian, ohne ihr Beachtung zu schenken, und Hochturm zögerte, was ihm als Antwort bereits genügte.
»Domin il’Sänke hat an jenem Abend etwas für mich erledigt«, antwortete der Zwerg. »Es hat nichts mit dem Geschehen zu tun, aber ich kann bestätigen, dass er mit Gildenangelegenheiten beschäftigt war.«
Rodian biss die Zähne zusammen – er bekam immer nur ausweichende Antworten. Die Weisen schienen nicht bereit zu sein, ihm wirklich zu helfen, obwohl es um ihre eigene Sicherheit ging. Er wollte zur Tür gehen, hielt aber inne, als der Wolf knurrte.
Pawl a’Seatt stand in der Tür. Die kleine Imaret schaute hinter dessen Rücken hervor und hatte einen Tintenfleck auf der braunen Wange. Meister a’Seatts Gesicht blieb ausdruckslos, aber er richtete einen intensiven Blick auf Wynn und dann auf Nikolas.
»Bitte verzeiht«, sagte der Meisterschreiber. »Imaret möchte wissen, wie es Nikolas geht.«
Der Wolf knurrte erneut, etwas lauter.
Wynn legte dem Tier die Hand auf den Rücken. »Hör auf«, sagte sie. »Dies sind Freunde.«
Doch der Wolf behielt die Tür im Auge und knurrte einmal mehr.
Rodian folgte seinem Blick zu a’Seatt, der das Tier anstarrte.
Hochturm neigte den Kopf zur Seite, und Bitworths Gesicht füllte sich mit Sorge. Selbst Wynn schien beunruhigt zu sein. Sie bewegte die Hand, legte sie wie mahnend auf den Kopf des Wolfs, aus dessen Knurren ein Grollen wurde.
Dünne Falten bildeten sich in Pawl a’Seatts Stirn.
»Was macht Ihr hier?«, fragte Rodian unverblümt. Die Schreiber des Skriptoriums hatten den ganzen Tag in der Gilde gearbeitet, doch die Meister nahmen an der allgemeinen Arbeit nicht teil.
»Ich bin gekommen, um nach meinen Angestellten zu sehen«, erwiderte Pawl ruhig. »Und sie sicher nach Hause zu begleiten.«
»Ich habe bereits Männer damit beauftragt«, sagte Rodian.
»Entschuldigt, aber Eure Wächter sind nicht immer sehr tüchtig gewesen.«
Neuer Ärger stieg in Rodian auf. Dem konnte er nicht widersprechen, aber er verstand nicht ganz, wieso ein Meisterschreiber glaubte, besser für die Sicherheit der Angestellten sorgen zu können als seine Leute. Hier stimmte etwas nicht. Wenn a’Seatt schon während Nikolas’ Gefasel in der Tür gestanden hatte … Wieso hatte er nicht auf seine Präsenz hingewiesen?
»Komm, Imaret«, sagte Pawl a’Seatt. »Lass uns die anderen holen. Vielleicht geht es deinem Freund morgen besser.«
Rodian wollte ihn
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