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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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woher das Material stammt. Gerüchte lassen sich nicht einfach so unterbinden.«
    »Versucht nicht, einen von ihnen mit entsprechenden Fragen zu belästigen«, warnte Hochturm. »Ich wäre gezwungen, offiziell Beschwerde einzureichen, nicht beim Generalanwalt, sondern ganz oben, bei den Königlichen.«
    Rodian sah sich einer Mauer gegenüber und begriff, dass er hier nicht weiterkam. Er drehte sich zur Tür um. Aus dem Augenwinkel sah er, wie sich il’Sänkes Gesicht verfinsterte, und das ließ ihn zögern. Doch der Schatten verschwand sofort wieder.
    Rodian griff nach der Klinke.
    »Gebt Wynn Hygeorht Bescheid, sofort. Ich möchte allein mit ihr sprechen.«
    Er öffnete die Tür.
    »Das ist inakzeptabel!«, rief Hochturm von seinem Schreibtisch aus. »Wir lassen uns von jemandem wie Euch nicht schikanieren! Ein Meister wird bei dem Gespräch zugegen sein.«
    Der Zorn des Zwergs brachte Rodian Erleichterung.
    Offene Feindseligkeit war ihm lieber. Wütende Leute machten Fehler und sagten mehr, als sie eigentlich wollten. Premin Skyion stand auf, trat an ihm vorbei durch die Tür und ging die Treppe hinunter.
    Rodian sah zurück und stellte fest, dass Hochturm und il’Sänke hinter ihm warteten; offenbar wollten sie ihm keine Gelegenheit geben, sich allein auf die Suche nach Wynn zu machen.
    Er verließ das Zimmer, und die beiden Domins folgten ihm dichtauf.
    Als sie den Turm verlassen hatten, winkte Skyion einen vorbeikommenden Lehrling zu sich, der das türkisfarbene Gewand des Ordens der Konomologie trug. Die ihm angehörenden Weisen befassten sich mit Handel, Handwerk und praktischen Angelegenheiten. Sie leiteten auch die wenigen öffentlichen Gildenschulen in der Stadt. Skyion beugte sich wie eine Weide und flüsterte dem Jungen etwas ins Ohr, woraufhin der kurz nickte und forteilte.
    »Ich habe ihn zu Wynn geschickt«, sagte die Premin ruhig. »Und ich bin ebenfalls der Ansicht, dass Ihr nicht allein mit ihr reden solltet.«
    Sie führte den Hauptmann zur großen Doppeltür beim Hof, und dort blieb Rodian stehen.
    Der Besuch bei der Gilde war nicht so verlaufen, wie er es sich erhofft hatte. Er war davon ausgegangen, dass diesen Weisen etwas daran lag, den Mordfall zu lösen, und sie ihm deshalb helfen würden. Stattdessen wichen sie seinen Fragen aus und drohten sogar damit, sich bei den Königlichen über ihn zu beschweren.
    Sie warteten schweigend an der Tür, bis der Lehrling zurückkehrte.
    »Premin … « Der Junge rang nach Atem. »Die Reisende Hygeorht befindet sich nicht in ihrem Zimmer, und niemand weiß, wo sie ist.«
    Hochturm schob sich an Rodian vorbei. »Was? Wen hast du gefragt?«
    Rodian steckte sein Protokollbuch ein und wartete nicht auf die Antwort des Jungen. »Ich werde mit meinem Verbindungsmann zur königlichen Familie darüber sprechen. Ihr hört von mir.«
    Damit trat er auf den Hof.
    Aus irgendeinem Grund – vielleicht in dem übertriebenen Bestreben, eine Angehörige der Gilde zu schützen – wollten die Weisen nicht, dass er mit der jungen Frau sprach. Ihnen musste klar sein, dass sie damit Argwohn in ihm weckten.
    Bevor er den Tunnel des Wachhauses erreichte, erklang eine Stimme hinter ihm.
    »Hauptmann.«
    Rodian drehte den Kopf und sah il’Sänke vor der Doppeltür. Noch immer voller Ärger blieb er stehen und wartete.
    Der große Sumaner schien über die Steinplatten zu schweben – der Saum des Gewands bewegte sich kaum bei seinen Schritten. Die Gelassenheit in seinem Gesicht passte nicht zu der Konfrontation, die sie gerade hinter sich hatten, und Rodians Instinkt warnte ihn.
    »Was ist?«, fragte er scharf.
    »Wynn ist wirklich nicht hier. Wenn Ihr sie daran hindern wollt, sich in diese Sache einzumischen, so empfehle ich Euch einen Besuch des Skriptoriums von Meister a’Seatt. Ich fürchte, sie könnte auf eigene Faust Ermittlungen anstellen.«
    Rodian dachte über die Worte nach. »Warum sollte sie das tun?«
    Il’Sänke zuckte die Schultern. Seine gefalteten Hände lösten sich voneinander, und er breitete die Arme aus.
    »Wer weiß schon, warum die Leute irgendetwas tun? Aber an Eurer Stelle würde ich mich beeilen.«
    Rodian biss die Zähne zusammen, lief durch den Tunnel des Wachhauses und rief nach seinem Pferd.
    Wynn stand vor dem »Aufrechten Federkiel«, dem Schreibkontor von Meister Pawl a’Seatt. Kühler Herbstwind wehte ihr eine Haarsträhne in die Augen. Sie hatte diese Straße immer gemocht und verstand, warum Meister a’Seatt sie für sein Geschäft

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