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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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auch die Anführerin derjenigen, die hinter Wynns Rücken über sie flüsterten.
    Ob es abfällige Bemerkungen waren, die Wynns »Überheblichkeit« galten, oder die Behauptung, sie sei verrückt mit all ihrem dummen Gerede über Dhampire, Untote und Mörder – Regina war immer daran beteiligt. Wynn verglich sie mit dem Oberhaupt einer kunterbunten Gruppe von Straßenkomödianten, die einen Passanten auswählten und sich über ihn lustig machten. Jedenfalls war Wynn sehr dankbar, als sie schließlich Gelegenheit fand, aus der Küche zu fliehen.
    Sie schleppte die Kiste zum Tor hinter dem Wachhaustunnel, stellte sie dort ab und legte einen Zettel darauf, der bei der nächsten Lieferung um einen großen Ziegenkäse bat. Am nächsten Morgen würde der Milchmann die leeren Flaschen abholen, volle zurücklassen und außerdem die benötigten Waren liefern, sofern sie zur Verfügung standen.
    Wynn verschnaufte ein wenig, atmete die kühle Nachtluft ein und beobachtete, wie ihr Atem kleine Wolken bildete. Dann kam ihr ein seltsamer Gedanke. Besser gesagt: Eine Erinnerung erwachte in ihr.
    Unterwegs mit Hauptmann Rodian hatte sie einen Schemen gesehen, der in die Gasse gehuscht war. Sie hatte dabei an einen futtersuchenden streunenden Hund gedacht, und als sie sich daran erinnerte, erwachte erneut Sehnsucht nach Chap in ihr.
    Wynn blickte die Alte Prozessionsstraße hinunter zur Stadt und hielt in den dunklen Bereichen zwischen den Straßenlaternen nach Bewegungen Ausschau, die von ebenjenem Schemen stammen konnten.
    Nach einigen Sekunden schüttelte sie den Kopf und fand, dass sie sich wirklich wie jemand benahm, der nicht ganz bei Sinnen war. Widerstrebend machte sie sich auf den Rückweg und hatte fast das Wachhaus erreicht, als sie plötzlich erstarrte.
    Nikolas Columsarn trat vor ihr aus den Schatten.
    Wynn seufzte, und das Herz schlug ihr noch immer bis zum Hals. Sie hatte einen langen Tag hinter sich und wollte endlich zur Ruhe kommen.
    Nikolas näherte sich, und sein Gesichtsausdruck weckte Mitgefühl in ihr. Das braune Haar hing ihm teilweise ins Gesicht, verbarg jedoch nicht den nervösen Glanz in seinen Augen.
    »Wie ich hörte, bist du mit dem Hauptmann zurückgekehrt«, sagte Nikolas und schien nicht recht zu wissen, ob er normal sprechen oder flüstern sollte. »Hat er dir etwas gesagt über … « Er brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Jeremy und Elias?«, fragte Wynn.
    »Meine alten Freunde, vielleicht auch Imaret.«
    »Ich habe sie heute gesehen. Sie hat nach dir gefragt.«
    Nikolas strich sich das Haar beiseite. »Wie geht es ihr?«
    »Sie ist traurig. Du solltest zu ihr gehen.«
    Wynn trat an Nikolas vorbei in den Tunnel, doch er folgte ihr nicht. Sie hätte ihn zurücklassen wollen, aber stattdessen drehte sie sich um und zog an seinem Arm, um ihm zu bedeuten, dass er ihr folgen sollte.
    Das Geräusch seiner schlurfenden Schritte hallte von den Tunnelwänden wider. Nach dem Durchgang wandte sich Wynn zur Seite und nicht in Richtung des großen Gemeinschaftsraums. Nikolas ging schneller, um nicht den Anschluss zu verlieren, als sie den Hof umrundete.
    »Hat der Hauptmann noch nichts herausgefunden?«, fragte Nikolas.
    »Warum fragst du mich das?«
    »Domin Hochturm kann ich nicht fragen, oder die Premin oder sonst jemanden. Sie reden nicht mit mir. Glaubst du, der Hauptmann findet den Mörder und sorgt dafür, dass er bestraft wird?«
    Wynn blieb stehen. Hass lag in Nikolas’ Worten, der Wunsch nach Rache. Sie glaubte, dass der Mörder ein Untoter war, doch Nikolas hatte sie vermutlich aus einem bestimmten Grund angesprochen. Wenn er irgendeinen Unschuldigen verdächtigte, so sollte sie ihn besser darauf hinweisen, dass er sich irrte.
    Andererseits hatte sie Vampire gekannt, denen es gelungen war, sich als Sterbliche auszugeben. Zwei, um genau zu sein. Der eine, Magieres Halbbruder Welstiel, hatte sie eine Zeit lang getäuscht. Und was den anderen betraf …
    Sie schob den Gedanken beiseite und erinnerte sich an Rodians Warnung. Sie sollte sich nicht einmischen, hatte er gesagt. Ich sollte mich zumindest nicht dabei erwischen lassen, dachte sie.
    »Sprich mit dem Hauptmann, wenn du etwas weißt«, sagte sie.
    Nikolas schüttelte den Kopf. »Unmöglich. Es gibt da einige Dinge in meiner Vergangenheit … Ich war gern mit Jeremy und Elias zusammen. Sie haben über das eine oder andere gelacht, was ich ihnen gesagt habe, aber sie machten sich nie lustig über mich.«
    Er zögerte.
    »Ich könnte dir davon

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