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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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verhindern, das Weise ausgenutzt und ausgebeutet wurden – die Gilde wollte keine Schädigung ihres Rufs als öffentliche Institution riskieren.
    »Was ist passiert?«, fragte Wynn und fragte sich, ob sie wirklich Bescheid wissen wollte.
    »Selwyn hat einen Partner namens Mêthos Smythe«, sagte Nikolas. »Sie verliehen ihr Geld nur an verzweifelte Leute, die sich nie an die Behörden wenden würden. Ein Karawanenbesitzer konnte seinen Kredit nicht zurückzahlen, von den Zinsen ganz zu schweigen – die waren wahrscheinlich der halbe Grund dafür, warum er den Kredit nicht zurückzahlen konnte. Er wandte sich an den Generalanwalt und erstattete Anzeige. Ein Richter wies Selwyn an, ihm alle Kontobücher auszuhändigen, mit den notwendigen Schlüsseln für die Dechiffrierung. Aber es war Mêthos, der die Bücher führte, und er verschwand mit ihnen in der gleichen Nacht. Selwyn rief Jeremy zu sich und beauftragte ihn, Kopien in Mêthos’ Handschrift anzufertigen.«
    »Bei den toten Göttern!«, ächzte Wynn.
    Sie rieb sich die Schläfen, als es hinter ihrer Stirn zu pochen begann. Ein ermordeter Weiser war von einem illegalen Geldverleiher dafür bezahlt worden, Dokumente zu fälschen. Wenn das herauskam …
    »Vielleicht hat Jeremy zu Anfang nicht richtig verstanden, worum es ging«, fuhr Nikolas fort. »Aber er machte auch dann weiter, als er Verdacht schöpfte. Ich hatte Angst, dass etwas Schlimmes passieren könnte, wenn er die Arbeit schließlich zu Ende brachte.«
    »Du hättest jemandem davon erzählen sollen!«, entfuhr es Wynn.
    »Das tue ich gerade!« Nikolas’ Stimme wurde zu einem Quieken. »Jeremy und Elias waren meine einzigen Freunde, und die Domins hätten bestimmt nicht gewollt, dass Außenstehende von dieser Sache erfahren. Aber jemand sollte zur Rechenschaft gezogen werden. Mit dem Hauptmann kann ich nicht reden, denn es würde mich den Platz hier in der Gilde kosten, und wohin sollte ich sonst gehen?«
    Den letzten Teil verstand Wynn nicht ganz. Vielleicht war Nikolas Waise, wie sie selbst. Mitgefühl regte sich in ihr, und ihre Gedanken kehrten zu den Ereignissen am vergangenen Abend zurück. Was war Jeremy und Elias wirklich zugestoßen?
    Dann fiel ihr etwas anderes ein.
    Die Namen in den Kontobüchern … Welche von ihnen hatte Jeremy erkannt? Welche hatten ihm Sorge bereitet? Wen konnte ein überarbeiteter Lehrling der Gilde schon kennen? Und wer war verzweifelt genug, sich an Leute wie Selwyn Midton und Mêthos Smythe zu wenden?
    Die Mitglieder der Gilde kamen von überall her, auch aus fernen Ländern jenseits der Grenzen von Malourné. Die meisten von ihnen hatten keine Familienangehörigen in der Nähe, und Freundschaften beschränkten sich meistens auf andere Gildenmitglieder.
    Wynn dachte an den Sonnenkristall, um den sie gebeten hatte.
    Premin Skyion hatte bei der letzten Überprüfung der Hauptbücher eine Erklärung von il’Sänke verlangt. Wynn wusste nicht, wie Premin Hawes, Oberhaupt des Ordens der Metaologie, reagiert hatte. Wie viel hatte der Sonnenkristall gekostet, nicht nur an Geld, sondern auch an Zeit und Ressourcen? An jenem Abend war Domin il’Sänke mit dem Kristall gekommen und hatte erwähnt, dass Premin Skyion »einen Tadel aussprechen« würde, wenn sie die Liste der Kosten sah, »oder zumindest jene, die auf der Liste stehen«. Wo hatte er sich die notwendigen Mittel beschafft, die nicht aufgelistet gewesen waren?
    Wynn zweifelte nicht an il’Sänkes Kompetenz, aber sie hatte ihn zu etwas aufgefordert, das noch niemandem gelungen war, und sie hatte ihn sogar zur Eile angetrieben. Er war einverstanden gewesen und arbeitete noch immer an dem Kristall.
    Wynn hob die Hand, um sie Nikolas tröstend auf die Schulter zu legen, ließ sie dann aber wieder sinken.
    »Ich rede mit dem Hauptmann«, sagte sie. »Und ich werde versuchen, deinen Namen herauszuhalten. Aber früher oder später hören die Domins davon, und die Premins ebenfalls.«
    Nikolas starrte zu Boden und antwortete nicht. Wynn brachte es nicht über sich, ihn einfach so wegzuschicken, auch wenn sie sich nach der Zurückgezogenheit ihres Zimmers sehnte.
    »Komm mit«, sagte sie. »Wir trinken Tee im Gemeinschaftsraum.«
    Nikolas sah überrascht auf.
    »Es dürfte uns beiden guttun«, fügte Wynn halbherzig hinzu.
    Als sie losgingen, warf Wynn einen Blick in den Tunnel des Wachhauses, sah in der Nacht dahinter aber keinen huschenden Schemen.
    Es war dunkel geworden, und leichter Regen fiel, als Rodian an dem

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