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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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wichtig, nicht übertrieben ehrgeizig.
    »Ein Skriptorium?«, wiederholte Rodian.
    »Ja, Herr.« Garrogh nickte. »Meister Shilwise ging noch vor Morgengrauen zu seinem Laden und rief die Polizei.«
    »Arbeitet sein Skriptorium für die Weisengilde?«
    »Ich weiß nicht … Aber ich vermute es, wenn man die Umstände berücksichtigt.«
    »Wie spät ist es?«
    »Die Sonne ist gerade aufgegangen. Nach den Glocken noch nicht einmal ein Achtel des Tages.«
    Rodian griff nach seiner Uniform. »Lass unsere Pferde satteln.«
    Der Hauptmann wusch sich das Gesicht, ließ das Becken voll zurück und trat zu seinem Leutnant, der auf dem zweiten Schlosshof wartete. Garroghs rotbrauner Wallach schnaubte und scharrte mit den Hufen, verärgert über die frühe Stunde. Einmal schüttelte er sich und versuchte, zur Kaserne zurückzukehren. Rodians weiße Stute namens Schneevogel benahm sich weitaus besser und schien sein Pflichtbewusstsein zu teilen.
    Straßenhändler bauten ihre Stände auf, boten nicht nur Backwaren aller Art, sondern auch Fleischpasteten, Gewürztee und Glühwein feil. Ein mit spät blühenden Wildblumen und Farnen gefüllter Karren war in Richtung Stadtmitte unterwegs, wo manche Leute so etwas tatsächlich kauften. Die Straßenlaternen waren bereits gelöscht, und die Reiniger hatten längst alle Pferdeäpfel vom vergangenen Tag aus den Straßen entfernt. Ladeninhaber schlossen ihre Geschäfte auf, obwohl die meisten Kunden erst später kommen würden.
    Warum hatte sich Meister Shilwise so früh auf den Weg zu seinem Skriptorium gemacht?
    Normalerweise hätte Rodian den Einbruch notiert und das Schreibkontor erst besucht, wenn es keine wichtigeren Dinge zu erledigen gab. Aber nach den Morden in der Nähe von Meister a’Seatts Skriptorium und der fehlenden Ledertasche mit den Unterlagen konnte dieser Einbruch wohl kaum ein Zufall sein.
    Rodian und Garrogh verließen die breite Hauptstraße und erreichten eine schmale Gasse, gesäumt von Esslokalen und Tavernen.
    Meister Shilwises Skriptorium lag nicht in einer so gepflegten Gegend wie Pawl a’Seatts, befand sich aber immer noch in einem respektablen Viertel. In diesem Distrikt hatte Rodian noch nie wegen eines Einbruchs ermittelt. Nur ein Verbrechen fiel ihm ein, das vier Straßen weiter südlich stattgefunden hatte, ein Mord. Vor zwei Jahren hatte er eine recht kräftig gebaute Frau verhaftet, die ihren Mann im Schlaf mit einem Kissen erstickt hatte. Sie gestand die Tat und sprach anschließend kein Wort mehr. Ihr Motiv erfuhr Rodian nie. Die Nachbarn sagten aus, sie und ihr Mann seien gut miteinander ausgekommen. Häusliche Verbrechen gab es in jedem Viertel und in jeder gesellschaftlichen Schicht.
    »Bei den gnädigen Göttern!«, ächzte Garrogh.
    Der Laden war nicht schwer zu finden. Eine kleine Menge von Schaulustigen hatte sich davor eingefunden. GOLD UND TINTE stand auf dem schief hängenden Schild über dem Eingang.
    Wind und Wetter hier an der Küste ließen die weiße Tünche von den Wänden blättern. Die beiden goldgelben Säulen der Veranda, den Säulen vor Villen und Herrenhäusern nachempfunden, befanden sich in einem ähnlichen Zustand. Offenbar von der aufgebrochenen Tür stammende Holzsplitter lagen auf dem Boden.
    Rodian runzelte die Stirn und stieg von seinem Schimmel. »Bleib hier«, forderte er Schneevogel auf.
    Ein untersetzter Mann mit einem Haarkranz näherte sich ihm.
    »Seht Euch das an, Hauptmann!«, stieß er aufgebracht hervor. »Seht es Euch nur an! Zahle ich dafür meine Steuern? Entspricht dies Eurer Vorstellung von Recht und Ordnung?«
    Rodian atmete tief durch. »Meister Shilwise?«
    Der Mann trug eine violette Samtjacke über einem weißen Leinenhemd und erweckte kaum den Anschein, zu viele Steuern zu zahlen. Vielleicht hätte er mehr Geld für die Instandhaltung seines Geschäfts und weniger für seine Garderobe ausgeben sollen. So, wie der Laden aussah, fragte sich Rodian, warum Shilwise Aufträge von der Gilde bekam. Was die vorwurfsvollen Worte betraf … Es geschah nicht zum ersten Mal, dass die Stadtwache so etwas zu hören bekam. Offenbar glaubten manche Leute, dass die Gesetzeshüter Verbrechen vorbeugen und Kriminelle verhaften sollten, bevor sie kriminell wurden.
    »Ja, ich bin Shilwise«, schnaufte er Mann. »Seht nur, was mit meinem Geschäft geschehen ist!«
    Rodian trat zwischen die beiden goldgelben Säulen und blickte kurz in den Eingangsraum des Skriptoriums. Dann drehte er den Kopf und wandte sich an

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