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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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Elfen-Ältesten zum Geschenk erhalten. Sie schloss die Augen und sah Gleanns freundliches Gesicht, als er ihr den Federkiel und Pergamentblätter zuschob, damit sie ihre Erlebnisse und Beobachtungen aufschreiben konnte.
    Ihre Aufzeichnungen hatten ziemlich viel überstanden, unter anderem einen Schiffbruch und die beschwerliche Reise durch die Berge bis hin zu den Pockenhöhen. Seit ihrer Rückkehr nach Calm Seatt hatte Wynn den Federkiel nicht mehr benutzt. Nach der Beschlagnahme ihrer Tagebücher hatte sie fast das Gefühl gehabt, Gleanns Freundlichkeit zu verraten, wenn sie sein Geschenk hier verwendete.
    Jetzt nahm sie den Federkiel und schloss die Truhe.
    Sie eilte zum Schreibtisch, nahm ein Tintenfass und ein leeres Tagebuch. Dann rieb sie ihren Kristall bis er leuchtete und setzte ihn in die Halterung im Innern der Kaltlampe. So ausgerüstet verließ Wynn ihr Zimmer, und die Laterne schlug gegen die Tür, als sie sie schloss.
    Es war schon eine ganze Weile her, seit sie zum letzten Mal solche Entschlossenheit gespürt hatte. Sie bemerkte Miriam kaum, die ihr auf der Treppe entgegenkam.
    »Hallo, Wynn.«
    Wynn warf ihr ein flüchtiges Lächeln zu und eilte weiter. Als sie die Tür am Ende der Treppe öffnete, kamen gerade zehn junge Initiaten aus dem Wachhaustunnel und marschierten über den Hof.
    Wynn wich zurück und schloss die Tür halb.
    Zwei Lehrlinge, der eine braun gekleidet, der andere hellblau, gingen vor den Initiaten, was ihr seltsam erschien. Domin Ginjeriè, in ein braunes Gewand gehüllt, führte die Prozession an. Sie war die jüngste Domin, die es im Orden der Naturologie jemals gegeben hatte. Offenbar hatte sie mit den Initiaten einen Ausflug gemacht.
    Derzeit wollte Wynn mit niemandem reden müssen.
    Die dreizehn Weisen überquerten den Hof und gerieten außer Sicht.
    Wynn wartete noch etwas länger, huschte dann durch die Tür und zum Hauptgebäude. Als sie dort im Eingangsbereich niemanden vorfand, wandte sie sich nicht nach links, in Richtung Gemeinschaftsraum, sondern nach rechts und folgte dem Verlauf eines langen steinernen Flurs. Sie kam am Hospiz, an Seminarzimmern und anderen Räumen vorbei, bog schließlich nach links und setzte den Weg zur Wendeltreppe des Ostturms fort. Als sie sich der Treppe näherte, hörte sie eine Stimme mit sumanischem Akzent aus einem der Seminarzimmer.
    Wynn zögerte und spähte durch die offene Tür.
    »Das dritte, für praktische Erwägungen wichtige Element ist Luft«, sagte Domin il’Sänke.
    Er saß auf einem Stuhl vor einem Halbkreis aus Sitzbänken, wo ein Dutzend oder mehr Schüler Platz genommen hatten. Nicht alle von ihnen waren Metaologen. Einige trugen das helle Blau der Sentiologie, andere das Türkis der Konomologie oder das Braun der Naturologie. Selbst drei Initiaten waren zugegen, obwohl sie normalerweise keine Seminare besuchten, bei denen es um spezielle Themen ging. Wynn wusste, dass sie keine Zeit verlieren sollte, aber trotzdem verharrte sie fasziniert und beobachtete, wie il’Sänke beide Hände hob, mit den Innenflächen nach oben, wodurch die Ärmel seines dunkelblauen Umhangs herunterrutschten und seine Arme entblößten.
    Sie hatte sein Angebot vergessen, während seines Aufenthalts in Calm Seatt Vorlesungen abzuhalten, und es erstaunte sie, dass er bei den Vorträgen auch Schüler anderer Orden empfing. Metaologische Seminare fanden normalerweise im zweiten Stock statt, aber offenbar hatte il’Sänke einen Raum gefunden, der auch anderen Schülern zur Verfügung stand.
    »Viele neue, unerfahrene Praktikanten halten die Luft für ein geringeres Element«, sagte il’Sänke. »Sie glauben, es sei weniger nützlich als Feuer oder Wasser, oder selbst die Erde.« Bei diesen Worten breitete er langsam die Arme aus.
    Die Vorträge mancher Domins und Meister waren so langweilig, dass die Schüler einschliefen, aber hier hingen die Blicke aller an den Lippen des dunkelhäutigen Domins. Wynn bemerkte einen jungen Mann in Mitternachtsblau, der in der linken hinteren Ecke saß.
    »Dâgmund?«, flüsterte sie.
    Seit Jahren hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Er war ein Reisender geworden und hatte sich mit einem Auftrag auf den Weg gemacht, noch bevor sie mit Domin Tilswith zu den Fernländern aufgebrochen war. Wieso saß er dort in dem Zimmer? War er in Erwartung eines neuen Auftrags zurückgekehrt?
    Oder wollte er vielleicht schon den Status des Meisters für sich beantragen? Es konnten nicht mehr als drei Jahre vergangen sein, und als

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