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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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unsere neue Gildenniederlassung.«
    Tärpodious und Tilswith waren alte Freunde, deren individuelle Interessen über die Texte und Pergamente in der neuen Bibliothek hinausgingen. Wynns früherer Meister hatte hier unten so manchen Abend in der Gesellschaft des alten Archivars verbracht.
    »Aber ich bin jetzt Reisende und habe einen Brief von ihm bekommen«, fügte Wynn hinzu. »Er hat mich gebeten, dich zu besuchen. In vielen abgelegenen Regionen von Belaski ist Aberglaube weit verbreitet, und du weißt ja, dass er sich für so etwas interessiert. Du hast ihm einmal mit volkskundlichen Hinweisen geholfen, insbesondere in Hinsicht auf die Legende vom Àrdadesbàrn , dem ›Todeskind‹.«
    Tärpodious kratzte sich am knochigen Kinn.
    Wynn hob ihr Tagebuch und zuckte die Schultern. »Er möchte Kopien von Texten, die ähnliche Sagen betreffen, was bedeutet, dass ich in den nächsten Tagen vielleicht öfter hierherkomme. Kannst du mir helfen?«
    Sie belog den alten Archivar nicht gern. Tärpodious lebte in solcher Abgeschiedenheit, dass er von den Vorgängen in der Gilde vermutlich gar nichts wusste. Bestimmt hatte er nichts davon gehört, dass Hochturm ihr verboten hatte, Untote zu erwähnen.
    Der große Keller, einst der größte Lagerraum unter dem Hauptgebäude des alten Schlosses, hatte drei breite Torbögen. Tärpodious nahm seine Kaltlampe vom Tisch und schlurfte zum östlichen Bogen.
    »Tilswith und sein Aberglaube!« Er lachte leise. »Er hätte es weit bringen können, wenn er bereit gewesen wäre, sich ernsthafteren Dingen zu widmen. Komm, Kind.«
    Wynn schluckte ihr Schuldgefühl hinunter und folgte ihm. Sie wusste, wie das Archiv organisiert war, aber ihr letzter Besuch lag lange zurück, und in den Katakomben konnte man sich leicht verirren.
    Vor Hunderten von Jahren, als die Gilde sich im ersten Schloss niederließ, hatte man mithilfe von Zwergen begonnen, die Keller zu erweitern. Die Arbeiten zogen sich über Jahrzehnte hin. Die einstigen Lagerräume und Verliese wurden vergrößert, wobei man darauf achtete, der Kanalisation der Stadt nicht zu nahe zu kommen. Unter den Werkstätten im Nordosten gab es eine zweite Kelleretage mit dem Laboratorium, in dem Kaltlampenkristalle und andere Dinge hergestellt wurden.
    Ein Raum folgte dem anderen, und immer wieder führten Abzweigungen in andere Gewölbe und Alkoven, hinter denen sich weitere Gänge und Zimmer erstreckten. Zahlreiche Nischen boten Gelegenheit, Platz zu nehmen und Texte zu lesen. Ohne die ausdrückliche Erlaubnis der Archivare durfte nichts mitgenommen werden – aus gutem Grund.
    An den Wänden zogen sich Regale entlang, und nach einer Weile sahen sie für Wynn alle gleich aus. So tief im Innern des Archivs gab es keine Kaltlampen, und deshalb blieb sie in Tärpodious’ Nähe. Jenseits des Scheins ihrer beiden Kristalle erstreckte sich Dunkelheit.
    »Hier«, sagte er, blieb plötzlich stehen und deutete auf eine bestimmte Stelle der Regale. »Etwas aus den sumanischen Ländern und mehr von unseren verstreuten Kulturen. Einiges davon ist ins Begaine-Syllabar übersetzt worden, aber nicht viel.«
    Wynn nickte, und ihr Blick strich über die Regale. »Ich kann einigermaßen Sumanisch lesen.«
    »Halte dich an den Geist beim Feuer, für die allgemeinen Zusammenfassungen«, sagte Tärpodious. »Oder an die Luft, wenn du dich auch mit Bräuchen befassen musst, die auf den alten Legenden basieren.«
    Für einen Moment konnte Wynn mit diesen Hinweisen nichts anfangen. Tärpodious klopfte aufs Ende der Regale, und sie sah die alte Markierung im Holz. Die Farbe war längst davon abgeblättert.
    Jede Gilde wählte als Symbol eins der Elemente der Existenz: Geist, Feuer, Luft, Wasser und Erde. Geometrische Symbole gaben Auskunft über einzelne Kategorien und thematische Spezialisierungen.
    Am Ende dieses Bücherregals zeigte sich ein Kreis über einem Dreieck. Der Kreis stand für Geist und den Orden der Metaologie, mit seinen Studien der Metaphysik, Philosophie, Religion, Volkskunde und so weiter.
    Das Dreieck symbolisierte das Feuer und den Orden der Katalogie, der sich um Organisation und Ordnung von Wissen kümmerte.
    In diesem Teil des Archivs würde Wynn katalogisierte und geordnete Informationen über das Thema finden, um das es ihr ging.
    »Danke«, sagte sie. »Bis zum Abendessen werde ich sicher gut vorangekommen sein.«
    Ihre Aufregung wuchs, als sie sich die alten Bücher ansah. Für einige Sekunden verharrte ihr Blick auf einem, das in

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