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Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition)

Titel: Dhampir: Vergessene Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb J. C. Hendee
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von allem Ballast zu befreien und sich auf die wenigen Fakten zu konzentrieren, über die er Bescheid wusste.
    Der Mörder kannte das Übersetzungsprojekt der Weisen und war mit ihren Symbolen vertraut. Seit etwa einem halben Jahr wurde übersetzt, und der Mörder hatte gewartet, offenbar auf die richtigen Folianten.
    Gehörte der Täter zur Gilde?
    Nur mit seiner Hand hatte er ein Stück aus einer Mauer gebrochen. Und das Feuer in der Gasse hatte seine Kleidung völlig unbeeinträchtigt gelassen.
    Vielleicht ein Magier?
    Rodian wusste von einigen in der Stadt, und anderenorts gab es noch mehr. Mehrere Apotheker behaupteten, Alchimisten zu sein und sich mit Thaumaturgie auszukennen. Dâgmund hatte ganz offensichtlich über entsprechende Fähigkeiten verfügt. Aber Rodian kannte niemanden, der sich mit der anderen Kunst auskannte, von den Weisen »Beschwörung« genannt.
    Zwei »Steinschmelzer« aus dem Volk der Zwerge wohnten in Calm Seatt. Oft boten sie jenen, die es sich leisten konnten, ihre Dienste als Steinmetze an. Doch die Gestalt in der Gasse war groß gewesen, vielleicht sogar schlank unter dem wogenden schwarzen Mantel. Ein Zwerg kam gewiss nicht infrage.
    Rodian dachte an den sonderbaren Elfen, den er bei der königlichen Familie gesehen hatte.
    Und dann war da noch die Gilde, insbesondere ihr Orden der Metaologie.
    Es hieß, dass jener Orden die Kristalle schuf, die die Weisen in ihren Lampen verwendeten, und gelegentlich auch mit anderen Arten von Thaumaturgie zu tun hatten. Aber gab es jemanden in der Gilde, der in einem Feuer stehen konnte, ohne zu Schaden zu kommen, und der außerdem in der Lage war, mit der Hand ein Loch in eine Mauer zu schlagen? Wenn eine solche Person in der Gilde existierte, so hatte Rodian nie von ihr gehört.
    Metaologen trugen mitternachtsblaue Kleidung.
    Der Hauptmann schloss die Augen und sah wehende schwarze Mäntel, die an den Wänden von Gassen entlangflogen. Wie zum Beispiel Domin il’Sänkes Umhang – in der Nacht hätte man ihn leicht für schwarz halten können.
    Was hatte Wynn über ihn gesagt? Er ist Meister der Metaologie .
    Il’Sänke hatte kein Alibi für den Abend, an dem Elias und Jeremy gestorben waren, zumindest keins, das ihn von jeder Schuld freisprach. Rodian wusste, dass es dumm gewesen wäre, ohne ausreichende Beweise Anklage gegen einen Weisen zu erheben. Und die königliche Familie wäre zutiefst beunruhigt gewesen, wenn sich die Anklage als fundiert herausgestellt hätte.
    Oder?
    Il’Sänke war kein Weiser aus Calm Seatt. Er stammte aus dem Reich weit im Süden, jenseits von Rädärsherând , dem »Himmelsschneider« genannten Gebirge, das den Norden von der weiten Wüste trennte. Er war Sumaner.
    Schneevogel wurde langsamer, als sie die Alte Prozessionsstraße erreichten und sich dem Tor der Gilde näherten. Inzwischen wussten Skyion und der ganze Premin-Rat von den Ereignissen des vergangenen Abends. Vermutlich herrschte überall in der Gilde helle Aufregung.
    Das hoffte Rodian und entschuldigte sich dafür bei der Dreieinigkeit. Je mehr sich die Gildenmitglieder unter Druck gesetzt fühlten, desto eher erfuhr er etwas von ihnen, wenn er seine Fragen stellte, ob es Herzogin Reine passte oder nicht.
    Wo war Domin il’Sänke am vergangenen Abend gewesen?
    Rodian lenkte Schneevogel durch den Wachhaustunnel und hielt nicht an, als ihm ein braun gekleideter Initiat entgegeneilte und sich um das Pferd kümmern wollte. Er ritt auf den Hof und stieg erst dort ab.
    »Bleib hier«, sagte er zu der Stute.
    Rodian klopfte nicht an und stieß die große Doppeltür auf. Mehrere Lehrlinge machten ihm hastig Platz, als er durch den Flur zum Gemeinschaftsraum eilte.
    »Herr! Können wir Euch helfen?«
    Er achtete nicht auf sie. Ein junger Mann in einem türkisfarbenen Umhang folgte ihm.
    »Bitte, Herr. Ihr könnt hier nicht einfach so hereinplatzen … Wollt Ihr mit jemandem sprechen?«
    Rodian ging durch den Saal und verließ ihn durch den kleineren Nebeneingang, durch den man den nordwestlichen Turm erreichen konnte. Dort stieg er die Wendeltreppe in den dritten Stock hoch und erreichte eine offene Tür.
    Ein Teil des Ärgers verließ Rodian, als er in den Raum blickte. Hochturm saß an seinem Schreibtisch, das breite Gesicht in seinen großen Händen. Das von grauen Strähnen durchzogene rötliche Haar bildete eine zerzauste Masse. Als er den Kopf hob, waren seine Augen trüb.
    Der junge Lehrling erschien schnaufend hinter Rodian.
    »Domin«, brachte er

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