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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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über den Fluss gedauert hatte; und offenbar kannte er Brot’an schon länger. Was verband einen alten, humorvollen Heiler mit einem Meisterassassinen?
    Der Älteste Vater auf der anderen Seite der Lichtung erwiderte Gleanns Gruß nicht und wirkte beleidigt und angespannt, als er Fréth zu sich winkte.
    »Können wir fortfahren?«, fragte Fréth.
    Sgäile forderte Gleann auf, bei ihrem Clan Platz zu nehmen. Brot’an wartete höflich, bis sich der Heiler gesetzt hatte, wandte sich dann wieder an die Versammlung.
    »Ich rufe zunächst keine Zeugen auf und möchte stattdessen einen Test vorschlagen, der etwas Zeit in Anspruch nehmen wird.«
    Das weckte auch das Interesse des Ältesten Vaters.
    »Dort, wo unsere Vorfahren ruhen, an der für die Ersten in diesem Land reservierten Stätte, steht die alte Esche, mit der hier alles begann: Roise Chârmune, Keim der Zuflucht. Wer erwachsen wird, sucht jenen Ort auf und empfängt den Namen seines Lebens. Die meisten der hier Versammelten haben den Weg beschritten und die Kraft des heiligen Bodens unter ihren Füßen gefühlt, die nahe Präsenz unserer Vorfahren. Doch als Menschenfrau ist Magiere nicht erlaubt, was ich vorschlagen möchte.«
    Brot’an schwieg, und alle Blicke waren auf ihn gerichtet.
    »Jemand anders muss für sie zu Roise Chârmune und unseren Vorfahren gehen und dort um einen Zweig bitten.«
    Ein Murmeln breitete sich in der Menge aus. Brot’an hob die Hand und musste rufen, um sich verständlich zu machen.
    »Welchen besseren Rat gibt es als den des ersten Blutes? Niemand kann sich dem Keim der Zuflucht ohne gerechte Sache nähern, und einen Zweig bekäme der Bittsteller nur, wenn seine Sache unserem Volk dient. Damit wären alle Bedenken in Hinsicht auf Magiere aus dem Weg geräumt.«
    Wynn übersetzte, so schnell sie konnte, und Leesil trat vor, noch bevor sie fertig war. Zusammen mit Magiere versuchte sie, ihn festzuhalten und zu verhindern, dass er unwissentlich gegen irgendeinen Brauch verstieß. Doch Leesil entwand sich ihnen.
    »Ich gehe«, sagte er. »Ich hole den Zweig.«
    »Nein, Leesil!«, zischte Magiere, aber er achtete nicht auf sie.
    Der Älteste Vater krächzte Fréth etwas zu, und sie rief: »Léshil kennt den Weg nicht und sollte ihn auch gar nicht kennen. Er ist nicht reinen Blutes, kein Teil der An’Cróan.«
    Wieder ging ein Murmeln durch die Menge.
    Brot’ans laute Stimme brachte die Versammelten zum Schweigen. »Sprichst du jetzt auch für unsere Vorfahren? Möchtest du auch Léshil anklagen?«
    Fréth zögerte einen langen Moment. »Er wird nicht überleben«, sagte sie schließlich. »Er wird keine Möglichkeit bekommen, den heiligen Boden zu betreten, denn er gehört nicht zu uns.«
    »Die Entscheidung darüber liegt bei unseren Vorfahren, nicht bei dir«, erwiderte Brot’an. »Aber wenn Léshil zurückkehrt und die Angeklagte den Zweig empfängt, ohne Schaden zu nehmen, so ist ausgeschlossen, dass einer von ihnen eine Gefahr für uns darstellt. Oder kannst du uns erklären, wie ein Mensch mit irgendwelchen ›Tricks‹ in der Lage wäre, die Geister des ersten Blutes zu täuschen?«
    Leesil stand so weit von Wynn entfernt, dass Wynn nicht für ihn dolmetschen konnte. Er wirkte verwirrt, und Brot’an übersetzte die Worte nicht für ihn.
    »Was ist los?«, flüsterte Magiere.
    Wynn sagte es ihr und hielt sie fest, damit sie nicht zu Leesil ging. »Sei ganz still!«
    Fréth antwortete nicht auf Brot’ans herausfordernde Frage, und Wynn stellte fest, dass der Älteste Vater besorgt die Ältesten beobachtete.
    »Ein Führer für Léshil muss bestimmt werden«, sagte Brot’an. »Jemand, den die Ältesten der Clans für akzeptabel halten.«
    Osha trat vor. »Ich führe ihn.«
    »Nein!«, rief Sgäile zu laut. »Ich bin hier der Schiedsmann, der Unparteiische. Ich bringe Léshil zu Roise Chârmune.«
    Die Menge der Versammelten murmelte einmal mehr, aber keine Stimme des Widerspruchs wurde laut. Einzelne Gruppen bildeten sich, und die Elfen sprachen aufgeregt miteinande r – das Stimmengewirr auf der von Eichen gesäumten Lichtung schwoll immer mehr an. Auf der anderen Seite des offenen Bereichs flüsterten Fréth und der Älteste Vater verschwörerisch miteinander.
    Leesil kehrte zurück, und Magiere ergriff ihn am Arm. »Was hast du dir dabei gedacht?«
    »Du weißt doch gar nicht, was auf dich zukommt«, fügte Wynn hinzu.
    Leesil schwieg.
    »Sgäilsheilleache wird dich führen«, sagte Brot’an auf Belaskisch. »Ich weiß

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