Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
Vom Netzwerk:
für die andere Seite aussagen.«
    Als Brot’an den Kopf hob, zeigte sich keine Zufriedenheit in seinem Gesicht, nur kühle Gelassenheit.
    Sgäiles Unterstützung war wichtig, begriff Wynn, aber er hielt eisern an den Gepflogenheiten seines Volkes fest, und außerdem auch an den Regeln seiner Kaste, von denen sie kaum etwas wusste.
    Brot’an hatte den Ältesten Vater mit seiner Eröffnung aus der Reserve locken wollen, und das war ihm auch gelungen. Der uralte Elf hatte sich nicht beherrschen können, und sein Gefühlsausbruch stärkte Brot’ans Position. Und Wynn verstand noch mehr.
    Wenn die Versammlung die Behauptungen des Ältesten Vaters als richtig befand, so mussten die Ältesten zu dem Schluss gelangen, dass er sich mit dem Magiere und ihren Begleitern gewährten sicheren Geleit schuldig gemacht hatte. Wenn festgestellt wurde, dass sie falsch waren, hielten ihn die Ältesten vielleicht für senil und unberechenbar, weil er sich gegen Personen wandte, denen er Sicherheit versprochen hatte. Wie auch immer die Entscheidung aussehen mochte: Dem Ältesten Vater konnten Anmaßung und Überheblichkeit zur Last gelegt werden, weil er Menschen den Aufenthalt in diesem Land erlaubt hatte.
    Unruhe breitete sich aus.
    Brot’an trieb ein gefährliches Spiel mit dem Oberhaupt seiner Kaste. Er war ein Anmaglâhk, und gab es jemanden, der besser geeignet wäre, dem Patriarchen einer Assassinengemeinschaft die Stirn zu bieten?
    Wynn griff nach Magieres Hand und drückte kurz zu.
    Fréth trat in die Mitte der Lichtung und sprach mit klarer, ruhiger Stimme.
    »Lasst euch vom Erscheinungsbild der Frau nicht täuschen. Wie Brot’ân’duivé gesagt hat: Wir wissen nur wenig von den Untoten der Menschen. Wer von uns könnte schwören, einen auf den ersten Blick zu erkennen? Vor drei Tagen habe ich gesehen, wie ihre Augen schwarz wurden und die Zähne so lang wie die eines RaubTieres, und plötzlich hatte sie eine Kraft, die weit über die eines gewöhnlichen Menschen hinausging. Mit der Wildheit eines Tieres griff sie die Angehörigen meiner Kaste an. Wenn unser Land und die Majay-hì sie akzeptierten, so stecken List und Betrug dahinter. Sie ist ein Geschöpf der Finsternis und muss vernichtet werden.«
    Fréth deutete auf die Clan-Ältesten. »Bevor sie einen von euch umbringt.«
    Wynn zögerte bei der Übersetzung der letzten Worte. Als sie den anderen mitteilte, was Fréth gesagt hatte, schnaubte Leesil leise. Magiere und Chap gaben keinen Ton von sich.
    »Der Vertreter der Verteidigung trägt nun erste Argumente vor«, verkündete Sgäile.
    Brot’an nahm ein Pergament und wollte damit in die Mitte der Lichtung treten, aber ein Geräusch hinter ihm ließ ihn innehalten. Wynn drehte den Kopf und beobachtete, wie jemand hinter Brot’ans Tisch auf sie zukam.
    Der Mann war mittelgroß und hager, selbst für einen Elfen, trug einen gelben Mantel über einem rotbraunen Hemd. Als er die Kapuze zurückstrich, wurde zerzaustes stahlgraues Haar sichtbar.
    Gleann von den Coilehkroktall näherte sich Brot’an mit einem eulenhaften Lächeln. »Wie ich sehe, komme ich ein wenig zu spät, aber mein Kahn ist gerade erst eingetroffen.«
    Wynn musterte den Mann überrascht.
    »Es freut mich, dich wiederzusehen«, sagte Gleann zu ihr und ihren Begleitern. Er sprach diese Worte auf Belaskisch, wandte sich dann wieder an Brot’an und fügte auf Elfisch hinzu: »Hast du noch nicht aufgehört zu wachsen, Brot’ân’duivé? Wie du es schaffst, im Wald nicht dauernd an niedrige Äste zu stoßen, ist mir ein Rätsel. Hm, wo soll ich Platz nehmen?«
    Gleann sah sich um, und sein Blick verweilte auf der anderen Seite der Lichtung.
    »Gruß dir, Aoishenis-Ahâre«, sagte er und hob die Hand. »Bist noch immer am Leben, wie ich sehe. Sgäilsheilleache, du scheinst hier der Schiedsmann zu sei n … Wo kann ich mich setzen?«
    Sein Auftritt unterbrach die Verhandlung, was Magiere zu erleichtern schien. In Brot’ans Stirn bildeten sich dünne Falten, die jedoch nicht über seine Erheiterung hinwegtäuschen konnten. Wynn wollte auf die anderen Coilehkroktall zeigen, als Sgäile herankam.
    »Warum bist du hier, Großvater?«
    »Sei nicht dumm«, erwiderte Gleann. »Ich repräsentiere unseren Clan. Hui’uväghas konnte nicht kommen, aber einer von uns sollte zugegen sein und sich alles anhören.«
    Sgäile war ganz offensichtlich beunruhigt. Wynn dachte daran, dass Gleann ein wenig zu schnell eingetroffen war, wenn man bedachte, wie lange die Reise

Weitere Kostenlose Bücher