Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
Vom Netzwerk:
zwischen den Bäumen von Crijheäiche.
    Wynn fiel plötzlich etwas ein. »Womit sie es auch zu tun bekomme n … «, hatte Leanâlhâm gesagt, und ihre Worte standen in Zusammenhang mit Roise Chârmune.
    Mit dem Namensritual der An’Cróan war Wynn nicht vertrau t – bei den Elfen in ihrer Heimat schien es so etwas nicht zu geben. Hier suchten alle »heiligen Boden« auf, wenn sie ein bestimmtes Alter erreichten, und dabei ging es darum, einen Namen zu empfangen, der sich von dem unterschied, den die Betreffenden nach der Geburt erhalten hatten. Leanâlhâm war ungefähr sechzehn, soweit Wynn wusste. Alt genug, um selbst den heiligen Boden betreten zu haben.
    Aber so wie das Mädchen von jenem Ort sprach, war es nie dort gewesen.
    Leesil blieb hinter Sgäile neben einer feuchten Eiche stehen. Eine sonderbare Stille herrschte um sie herum.
    Er hätte etwas hören sollen: Insekten, vielleicht eine Grille, oder Blätter, die sich im Wind bewegten. Aber nachdem sie stehen geblieben waren, hörte er überhaupt nichts mehr.
    Voraus wurde der Wald lichter, und er sah er einen offenen Bereich. Inzwischen war es so dunkel, dass sich Zweige und hängende Moosfladen nur noch schemenhaft in der Finsternis erkennen ließen. Doch dahinter gab es Licht, wie man es von einem Vollmond erwarten konnte.
    Leesil schaute hoch. Das dichte Blätterdach verwehrte den Blick zum Himmel, aber die Dunkelheit im übrigen Wald deutete nicht auf einen Mond am Firmament hin. Er versuchte zu erkennen, was sich auf der Lichtung befand, sah aber nur ockerfarbene Äste hinter knorrigen, moosbehangenen Eichen.
    »Beweg dich nicht«, flüsterte Sgäile. »Schau nicht hin.«
    Leesil sah ihn an und fragte sich, was er meinte.
    Etwas Feuchtes kroch durchs welke Laub auf dem Boden, und es kam direkt von vorn.
    Leesil schaute hin, konnte aber nur das schwache Licht im offenen Bereich hinter den dunklen Eichen erkennen. Sgäiles Worte nach ihrer Mahlzeit fielen ihm ein.
    Aber wenn es dir nicht gelingt, Zutritt zum heiligen Boden zu bekomme n … Ich fürchte, in dem Fall wirst du kaum zurückkehren.
    Zum ersten Mal seit Beginn dieser Mission spürte Leesil Furcht, nicht vor dem Tod, sondern vor einem Misserfolg. Was, wenn er nicht zu Magiere zurückkehrte? Was geschah dann mit ihr? Er ballte die rechte Hand zur Faust und erneuerte seine Entschlossenheit, alle Hindernisse zu überwinden.
    Das kriechende Geräusch wurde etwas lauter und kam jetzt von links. Etwas schien am Rand der Lichtung weiter vorn entlangzukommen, anstatt sie zu durchqueren. Ein feuchtes, langsames Rutschen, das gelegentlich innehielt.
    »Wiederhole meine Worte«, flüsterte Sgäile schnell. »Genau so, wie ich sie spreche.«
    Leesil hörte ihn kaum und hielt noch immer nach dem Ursprung des Geräuschs Ausschau. Er war für einen Kampf bereit, nicht für irgendwelche Worte.
    Dann sah er erneut zu Sgäile.
    Der Elf stand wie gelähmt da und starrte geradeaus. Einmal huschte sein Blick kurz nach links in Richtung des Geräuschs, ging dann aber sofort wieder nach vorn.
    » Ahârneiv!«, begann Sgäile. » Æn päjij nävâjean’am le jhäiv …«
    Ein Eichenstamm schien dicht über dem Boden anzuschwellen.
    Und die Schwellung blieb in Bewegung, kroch auf Leesil zu, am Rand des Weges, der zur Lichtung führte.
    Das Glühen hinter den Silhouetten der Eichen fiel auf das kriechende Etwas, und grüne Schuppen wurden sichtbar.
    Sie waren faustgroß und bedeckten einen langen Körper, dick wie Leesils Rumpf. Die dunkelgrünen Schuppen schimmerten, als sich das Geschöpf näherte. Zwei gelbe Augen funkelten wie Kristalle in einem Kopf, der wie ein länglicher Felsen aussah und sich dicht über dem Boden befand.
    Eine Schlange, und so groß, dass sie nicht real sein konnte.
    Leesil tastete langsam nach den Oberschenkeln, aber seine Klingen waren nicht da. Instinktiv wollte er zurückweichen.
    »Nein!«, flüsterte Sgäile. »Beweg dich nicht! Wiederhole meine Worte, schnell!«
    Die Schlange begann damit, sich zusammenzurollen, und ihr großer Kopf stieg vor Leesil nach oben, schwang langsam von einer Seite zur anderen. Mit einem leisen Zischen kam eine gespaltene Zunge aus dem Maul und tanzte vor Leesils Gesicht.
    Die gelben Augen starrten ihn an.
    Das Maul der Schlange öffnete sich, und Fangzähne so lang wie Leesils Unterarm glänzten im dunklen Rachen. Das Wesen hätte die Hälfte von ihm mit einem Bissen verschlingen können.
    »Léshil!«, flüsterte Sgäile. »Wenn du Magiere retten willst,

Weitere Kostenlose Bücher