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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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Kaste. Oder war das bereits geschehen? Ein weiterer Name verband sich mit dieser Sorge.
    Brot’ân’duivé, Hund im Dunkeln, Freund der gefallenen Eillean, die zu ihren Größten zählte.
    Eillean hatte sich für Fréthfâre eingesetzt, als sie ein Kind gewesen war, noch vor der Namensgebung, und um ihre Aufnahme in die Kaste der Anmaglâhk gebeten. Eillean schien über jeden Zweifel erhaben gewesen zu sein, aber sie hatte Cuirin’nên’a zur Welt gebracht, eine verräterische Tochter, die ihrerseits einen Halbblutsohn gebar.
    Brot’ân’duivé stand zwischen diesen beiden Frauen der Kaste, zwischen der treuen Eillean und der abtrünnigen Cuirin’nên’ a – auf welche Seite würde er sich schlagen?
    Fréthfâre zeigte ganz offen ihre Überraschung und schürzte die Lippen. »Du willst ihm etwas anbieten, Vater? Nun gut, aber warum sollten wir uns auf das Halbblut verlassen? Wir haben unsere eigenen Leute, die Verschwörer entlarven könne n … «
    Der Älteste Vater hob einen Finger, der in einem gelben Nagel endete. »Für unser Vol k … um des Überlebens in unsicheren Zeiten willen müssen wir diesen Weg beschreiten. Bring Léshil sofort zu mir, wenn er eintrifft. Enthülle ihm nicht, was ich dir gesagt habe. Du bist meine Hand außerhalb dieser Eich e … Jetzt muss ich ruhen.«
    In Fréthfâres Augen leuchtete die Zuneigung einer Tochter. »Ich bringe dir später Essen und Tee.«
    Sie trat zur Öffnung der Wurzelkammer und sah noch einmal zurück. Eine kurze Verbeugung begleitete die geflüsterte Litanei ihrer Kaste.
    »In Stille und in Schatten, Vater.«
    Er war so müde, dass er darauf verzichtete, sich ebenfalls zu verbeugen. Seine Lider sanken nach unten.
    »In Stille und in Schatten«, antwortete er.
    Das Bewusstsein des Ältesten Vaters glitt in die Eiche. Er beobachtete, wie Fréthfâre oben an den Vorhängen vorbei nach draußen trat und ins Alltagsleben von Crijheäiche zurückkehrte.
    Eine wahre Tochter seines Blutes hätte ihn nicht stolzer machen können.
    Doch an seiner Kaste und den Clans seines Volkes lag ihm noch mehr. Deshalb hatte er sie vor so langer Zeit in dieses Land gebracht. Hier waren sie sicher, geschützt vor den Menschen mit ihrem makelbehafteten Blut, ihrer Ignoranz und ihrem schwachen Geist.
    Der Älteste Vater atmete tief durch und versuchte, die alte Furcht aus sich zu verdrängen.
    Es gelang ihm nicht.
    Inzwischen wusste er nicht mehr, wie viele Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte vergangen waren, aber bestimmte Erinnerungsbilder hatten nichts von ihrer Deutlichkeit verloren. Er entsann sich an einen Krieg, der die ganze Welt verschlungen hatte, und an einen unsichtbaren Feind mit vielen Namen. Im Dunkeln hatte jener Gegner seinen Dienern und Schergen zugeflüstert, den Fehlgeleiteten, Willensschwachen und jenen, die nach Macht gierten, ohne sich um den Preis dafür zu scheren. In Tod und Niederlage schlief er nur.
    Irgendwann würde er zurückkehren.
    Das wusste der Älteste Vate r – er hatte nicht den geringsten Zweifel daran. Er fühlte es wie einen Wurm, der sich durch die Erde grub. Irgendwann würde der Alte Feind erwachen, sich in der einen oder anderen Gestalt manifestieren und erneut angreifen.
    Diesmal musste er auf die menschliche Horde als eine seiner Kriegsmaschinen verzichten. Dafür wollte der Älteste Vater sorgen, trotz der verblendeten Pläne Cuirin’nên’as und ihrer Verbündeten. Er würde alle Instrumente des Alten Feinds entfernen, auf dass er sich in hilflosem Zorn in seinem Versteck wand. Seine Weisheit, sein Wille und seine Anmaglâhk würden ihr Volk beschützen.
    Der Älteste Vater schlief ein, aber wie immer war es ein unruhiger Schlaf, heimgesucht von Träumen, unter ihnen einer, der sich seit Jahrhunderten wiederholte.
    Zerfetzte Leichen lagen auf blutigem Land, so weit sein Blick reichte. Taub in Herz und Seele stand er reglos da, bis sich Dunkelheit wie gnädig herabsenkte. Dann endlich wandte er sich ab, in der Hand einen blutigen Speer und auf dem Rücken einen leeren Köcher.
    Aus der sich verdichtenden Finsternis kam ein Ächzen, wie von jemandem, der aufzustehen versuchte.
    Wynn zuckte jedes Mal zusammen, wenn Leesil versuchte, ein Elfenwort auszusprechen.
    Es schaffte es bestimmt nicht, mit dieser Sprache vertraut zu werden, bevor sie das Land der Elfen erreichte n – falls sie es jemals erreichte n – , aber er bestand darauf, dass sie ihn unterrichtete. Und sie hatte sich einverstanden erklärt. Inzwischen bereute sie ihre

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