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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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verstand den Grund für die eigene Existenz.
    Sein Leben basierte auf den Plänen einer Großmutter, die er nie kennengelernt hatte: Eillean. Auch sein Vater musste daran beteiligt gewesen sein, denn Gavril hatte Nein’as Beharrlichkeit nachgegeben. Leesil konnte dem, was er wa r – zu was seine Mutter ihn gemacht hatt e –, nicht entkommen.
    Eine Waffe.
    Er hätte ihr gern in die Augen gesehen und den Grund für das erfahren, was sie mit ihm gemacht hatte.
    Vor Leesil wankte Wynn durch den engen Tunnel. Magiere hatte jetzt die Spitze übernommen und wies mit dem leuchtenden Kristall in der Hand die Richtung. Irgendwo vor ihr schnüffelte sich Chap einen Weg durch die Dunkelheit. Beeren fanden sie schon längst keine mehr, und ohne Proviant war es für die Umkehr sowieso zu spät. Leesil hoffte nur, dass ihre Entscheidung, Chap zu folgen, richtig gewesen war.
    Erneut verzweigte sich der Tunnel.
    Chap zögerte vor der Gabelung, schnüffelte an dem steinernen Boden und spähte in die beiden Gänge. Er verharrte so lange, dass Leesil aus seinen düsteren Gedanken erwachte, entschied sich dann für den rechten Tunnel und lief hinein.
    »Ich hoffe, er weiß, was er macht«, murmelte Magiere.
    Sie setzten den Weg fort, und die Zeit zog sich dahin an diesem Ort ohne Tag und ohne Nacht. Leesils Schultern schmerzten dort, wo die Riemen der Truhe hineinschnitten. Er war erneut tief in Gedanken versunken, als Chap plötzlich stehen blieb.
    »Was ist?«, fragte Leesil und sah sich zu einer allzu stillen Wynn um.
    Magiere fühlte, wie es in ihrem Innern kalt wurde, während sie voller Anspannung hinter Chap verharrte. Es lag nicht an der Kälte des Tunnels. Sie widerstand der Versuchung, zu Leesil zurückzuschauen. In seiner Verzweiflung trieb er sie alle an, aber mit sich selbst ging er noch härter ins Gericht.
    Ihr Proviant war aufgebraucht, und schon seit einer ganzen Weile hatten sie mit halben Rationen auskommen müssen. Die Situation war sehr ernst, das wussten sie alle.
    Chap senkte den Kopf und knurrte.
    Magiere ließ ihr Gepäck zu Boden sinken, langte über die rechte Schulter und zog das Falchion aus der Scheide.
    »Was ist?«, fragte Leesil leise.
    Chap jaulte und schnaubte dann, als hätte er etwas gerochen, das ihm unangenehm war.
    »Chap?«, flüsterte Magiere.
    Er hob die Ohren und jaulte erneut, klang aber eher verärgert und nicht alarmiert.
    Aus dem dunklen Tunnel vor ihnen kam ein dumpfes Kratzen.
    Zwei Augen glitzerten in der Finsternis hinter dem Lichtschein des Kristalls. Sie hüpften auf und ab, als das Geräusch von Krallen auf Stein näher kam, und schließlich zeigten sich die Umrisse eines kleinen Wesens.
    Es war nicht größer als eine Hauskatze und hatte den länglichen Körper eines Wiesels oder Frettchens. Der Stummelschwanz, etwas dunkler als das baumrindenfarbene Fell, zuckte unruhig, als sich das Geschöpf auf die Hinterbeine setzte.
    Schwarzer Pelz umgab die Augen und eine Knollennase. Breite Ohren ragten nach oben, mit kleinen Büscheln aus weißen Haaren an den Spitzen. Magiere fielen sofort die Pfoten auf, die kleinen Händen glichen, deren Finger in kurzen Krallen endeten.
    »O nein!«, hauchte Wynn.
    Diesmal drehte Magiere den Kopf und sah zurück. Das Erstaunen in Wynns Gesicht wich Abscheu.
    Chap schlich zur anderen Seite des Tunnels, dem kleinen Tier gegenüber.
    »Was ist das?«, fragte Magiere.
    »Ein Tâshgâlh!«, antwortete Wynn. »Und Leesil kann ihn gerne nach Herzenslust verfluchen!«
    »Ist er giftig oder so?«, wollte Magiere wissen.
    Wynn rümpfte die Nase. »Nein, das nicht, abe r … «
    Chap knurrte, ohne sich dem Tier weiter zu nähern. Er schnappte drohend, woraufhin das Wesen an der Tunnelwand empor zur Decke flitzte.
    Magiere schob Wynn zurück und hob ihr Falchion.
    Irgendwie gelang es dem Tier, sich an der Decke festzuhalten. Es sah Chap an und zischte, wandte sich dann Magiere zu, gurrte wie eine Taube und neigte den Kopf aufgeregt hin und her.
    Magiere streckte die Hand mit dem Kristall aus, um das Tier besser zu sehen, und seine dunklen, glasigen Augen folgten der Bewegung.
    »O nein, kommt nicht infrage!«, rief Wynn, duckte sich an Magiere vorbei und riss ihr den Kristall aus der Hand. Dann nahm sie einen Stein und warf ihn nach dem Tier. »Hau ab!«
    Chap wich zurück, als der Stein von der Decke abprallte und auf den Boden fiel.
    Der Tâshgâlh huschte an der Decke zur Seite und versuchte, den Kristall im Auge zu behalten. Wynn stöhnte leise und hielt ihn

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