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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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Entscheidung.
    Wenigstens vertrieb es die Zeit, als sie durch den Berg nach unten kletterten, einem unbestimmten Ziel entgegen. Chap hatte sie dazu gebracht, ihm zu folgen, und während sie gingen, litt Wynn bei dem Versuch, Leesil die Elfensprache beizubringen. Was als Ablenkung von ihren Sorgen begonnen hatte, wurde bald zu einer besonderen Form von Quälerei.
    »Soob!«, wiederholte Leesil.
    Wynn verzog das Gesicht.
    »Nein.« Sie versuchte, nicht zu seufzen. »Das Ende klingt wie ein V in unserer Sprache, aber zum Schluss mit geschlossenen Lippen wie bei einem B.«
    »Was denn nun?«, erwiderte Leesil scharf. »V oder B?«
    Wynn fühlte ihre Geduld auf eine harte Probe gestellt. »Hör genau hin: Suv’ .«
    »Das ist nicht das elfische Wort für Bisselbeeren«, klagte Leesil.
    Wynn biss kurz die Zähne zusammen. »Es ist ein allgemeiner Begriff für Beeren aller Art.«
    Sie trug eine Satteltasche über ihrer unverletzten Schulter. Leesil blieb vor ihr stehen, ohne sich umzudrehen, und rückte die Truhe mit den Totenköpfen auf seinem Rücken zurecht.
    Wynn mochte es nicht, jenes besondere Gepäckstück ständig vor Augen zu haben.
    »In der elfischen Sprache hat alles einen Wortstamm, aus dem Substantiv, Verb, Adjektiv, Adverb und so weiter hervorgehen«, erklärte sie. »Aber für manche Dinge gibt es allgemeine Ausdrücke.«
    »›Beere essen‹ heißt als o … «, Leesil versuchte, sich zu erinnern, »La-hong-ah-ja-v a … soob?«
    Wynn schnitt eine Grimasse. »Nur wenn die Beere dich isst!«
    »Leesil, bitte«, knurrte Magiere hinter Wynn. »Es reicht! Du wirst es nicht lernen. Überlass das Reden Wynn, wen n … falls wir auf Elfen treffen.«
    Leesil warf einen Blick über die Schulter und hielt dabei den Kaltlampen-Kristall hoch. Dessen Licht gab seinem Gesicht etwas Fratzenhaftes, das kleine Kinder erschreckt hätte. Wynn blieb davon unbeeindruckt.
    Seit mehr als einem Tag wanderten und kletterten sie nach unten, und sie hatten nur dreimal Rast gemacht. Der jungen Weisen war kalt, und sie hatte Hunger.
    Leesil lief durch eine enge Kurve des Tunnels und stieß dabei mit der Schulter gegen einen Felsvorsprung.
    » Valhachkasej’â!«, entfuhr es ihm.
    Wynn versteifte sich, griff dann nach seinem Mantel und drehte ihn mit einem Ruck zu sich herum.
    »Sag das nie in der Nähe eines Elfen!«, fuhr sie ihn an. »Oder kannst du nur Obszönitäten richtig aussprechen?«
    Leesil blinzelte. »Ich habe das Wort von meiner Mutter. Und du hast es nicht zum ersten Mal von mir gehört.«
    »Von deiner Mutter?« Wynns Stimme wurde fast zu einem Quieken.
    Sie mussten unbedingt vermeiden, dass der unwissende Leesil mit irgendwelchen Kraftausdrücken jemanden beleidigte, vielleicht gar einen der blutrünstigen Anmaglâhk.
    » Smuân’thij arthane!«, sagte Wynn scharf und schob sich an Leesil vorbei, als der verwirrt die Stirn runzelte.
    Chap wartete weiter vorn und beobachtete Wynn, die Ohren überrascht aufgestellt. Er neigte den Kopf zur Seite, sah kurz zu Leesil und schnaubte einmal, wie um der jungen Weisen zuzustimmen.
    Wynn war viel zu verärgert, um verlegen zu sein, weil Chap wusste, wie sie Leesil genannt hatt e – obwohl es nicht annähernd so beleidigend gewesen war wie der von ihm verwendete Ausdruck.
    »Es wird Zeit für eine weitere Rast«, sagte Magiere.
    »Nein«, widersprach Leesil; kalte Rücksichtslosigkeit zeichnete sich in seinem Gesicht ab. »Wir gehen weiter.«
    Magiere achtete nicht auf ihn und setzte ihr Gepäck auf dem Boden ab.
    Früher hatte Wynn nie einen solchen Ausdruck in Leesils Gesicht gesehen, doch in letzter Zeit sah sie ihn immer öfter. Härte überwältigte ihn von innen heraus, wenn er sich auf eine Weise unter Druck gesetzt fühlte, die ihm nicht gefiel. Und er wollte diese Reise auf keinen Fall unterbrechen.
    Chap kehrte zu ihnen zurück und legte sich auf den Boden. Leesil sah sich überstimmt, seufzte und nahm die Truhe vom Rücken.
    Die müde Wynn setzte sich so schnell, dass sich ihre Kehrseite mit einem stechenden Schmerz beschwerte. Sie ließ die Satteltasche von ihrer Schulter rutschen und beobachtete, wie Magiere den Rest ihres Proviants hervorholte. Es waren kaum mehr Bisselbeeren übrig, und unterwegs hatten sie keine weiteren gefunden. Wynns Blick fiel auf einige zerbröckelnde Kekse und wenige Dörrfleisch-Streifen.
    »Das kann doch nicht alles sein«, stöhnte sie.
    Magiere zog den Korken aus einer Flasche Wasser und nahm neben der jungen Weisen Platz. »Wir finden

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