Dhampir
hinaus.
Chap führte sie tiefer in den Wald, und im Licht der Sonne, das durch das Blätterdach über ihnen kam, erschloss sich ihnen eine Welt üppiger Farben. Er spielte mit dem Gedanken, Leesil und Magiere aufzufordern, erneut zu rasten, damit er jagen konnte. Seine Gefährten waren müde und hungrig, aber es widerstrebte ihm auch, sie eine Zeit lang sich selbst zu überlassen.
»Sind wir an diesen Bäumen schon einmal vorbeigekommen?«, fragte Wynn, und Chap spürte erneut ihre Finger im Fell.
»Ich glaube nicht«, antwortete Leesil und sah zu einer Ansammlung von Ulmen zurück.
Magiere ließ seine Hand los und schaute in die Richtung, aus der sie kamen.
»Wir haben uns verirrt!«, ächzte Wynn.
»Nein, haben wir nicht.« Magiere deutete zu der großen Zeder am offenen Han g – sie war noch gut zu erkennen. »Man sieht auch die Baumreihe, die bis zum Bach reicht, den wir überquert haben.«
Ihre Geste weckte Chaps Aufmerksamkeit, und auch Leesil sah in die Richtung, in die Magieres Hand deutete. Doch er runzelte unsicher die Stirn.
»J a … stimmt«, sagte er schließlich.
»Nein, stimmt nicht«, widersprach Wynn.
Sie drehte sich im Kreis, ließ Chaps Fell dabei mit der einen Hand los und ergriff es mit der anderen. Zweimal sah sie in die Richtung, in die Magiere noch immer zeigte, aber sie blieb verwirrt.
»Es is t … anders«, flüsterte Wynn und schüttelte den Kopf.
Ihr Verhalten erstaunte Chap. Selbst ohne seinen Geruchssinn hätte er den Weg zurück gefunden, allein mit den Augen.
»Anders?«, wiederholte Magiere. »Du meinst anders als das Elfenland bei deiner Heimat?«
»Nein!«, erwiderte Wynn scharf. »Ich kenne diese Blume n – Blhäcraova –, und die Vögel, die ihren Nektar trinken, sind Vänranas , abe r … Aber sie sind nicht dort, wo ich sie zuletzt gesehen habe.«
Chap betrachtete die violetten Astblumen und bunten Kolibris. Sie befanden sich noch immer an der gleichen Stelle.
»Er verändert sich«, sagte Leesil leise. »Der Wald. Manchmal verändert er sich.«
Magiere ergriff seinen Arm. »Hier hat sich nichts verändert.«
»Ich sehe, wo wir entlanggekommen sind.« Leesils unsicherer Blick ging in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Abe r … ich bin unsicher, solange ich nicht genau hinsehe. Und selbst dan n … «
Chap musterte sie nacheinander. In seiner Jugend war er keinen Elfen mit Erinnerungen an Menschen in diesem Land begegnet. Die Vorstellung brachte Furcht, selbst bei den Anmaglâhk, die unerkannt unter den Menschen wandelten, in ihren Ländern. Er kannte einige der natürlichen Sicherheitsmechanismen des Waldes, unter ihnen die Majay-hì, aber gab es noch mehr? Vielleicht hatte es einen Grund, dass keine Fremden von der Suche nach dem Reich der Elfen zurückkehrten.
Möglicherweise waren die unüberwindlich scheinenden Berge nicht die einzige Barriere, die das Land der Elfen schützte.
Chap blickte in den tiefen Wald. Irgendetwas darin verwirrte seine Gefährten, etwas, das Fremdes zurückwie s – und in den Adern seiner Begleiter floss menschliches Blut.
»Was ist mit dir?«, fragte Leesil.
Magiere schüttelte den Kopf. »Für mich sieht alles genauso aus wie vorher.«
Eine Frage kam Chap in den Sinn. Einen Moment später sprach Leesil sie aus.
»Und warum?«
Chap beobachtete Magiere und überlegte, warum sie von dem Phänomen unberührt blieb. Sie erwiderte seinen Blick, und er schnaubte zweimal, um ihr zu zeigen, dass er keine Antwort wusste.
Leesils geringere Verwirrung im Vergleich mit Wynn lag vielleicht daran, dass er zur Hälfte Elf war, aber Magiere war ebenso menschlich wie die junge Weise. Der einzige Unterschied bestand darin, dass sie eine Dhampir war. Aber wie konnte sie das vor dem Einfluss schützen, den der Wald auf Wynn und Leesil ausübte? Und selbst wenn das die Erklärung wa r … Sie beunruhigte Chap.
Länger werdende Schatten krochen durch den Wald, als die Abenddämmerung begann.
»Wir müssen ein Lager aufschlagen«, sagte Wynn zu schnell. »Ich möchte hier nicht nachts unterwegs sein.«
Chap pflichtete ihr bei und wollte zustimmend bellen, doch es wurde ein Knurren daraus, als er eine Bewegung bei der großen Zeder bemerkte.
»Was ist?«, fragte Wynn zu laut.
Leesil löste die Halteriemen seiner speziellen Klingen, und Magiere zog ihr Falchion. Chap schüttelte Wynns Hand ab und duckte sich wie zum Sprung.
Zwei Äste der Zeder schienen sich zu bewegen.
Sie neigten sich fort von den übrigen, zur anderen
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