Dhampir
Weiße und der Stahlgraue erreichten den Dunklen, und wieder rieben sie die Köpfe aneinander.
Bei jeder Berührung wurden Erinnerungen ausgetauscht. Es waren nicht die wirren, vom Zufall bestimmten Bilder, die in Menschen aufsteigen, sondern bewusst ausgetauschte Eindrücke.
Chap zog seine Gedanken zurück und verschloss sich den vielen Bildern, die Schwindel in ihm weckte n – es war einfach zu viel für ihn. Doch ein Bild blieb, als der Silbergraue im Gebüsch vortrat.
Ein Anmaglâhk in Waldgrün.
Chap wich zurück und beobachtete dabei das Trio unter der Tanne.
Er begegnete dem Blick des Weibchens und stellte fest: Es gab tatsächlich goldene Flecken in ihren eisblauen Pupillen.
Chaps Tatenlosigkeit verblüffte Leesil. Er wusste nicht, wie gefährlich diese Hunde waren, und er erwartete Hinweise von Chap.
Die Majay-hì erstarrten, als erneut das Gebrüll aus dem Wald kam.
Zwischen den Bäumen in der Ferne sah Leesil das große silberne Tier. Es stand auf einem kleinen Hügel.
Die Majay-hì wichen in den Wald zurück und verschwanden wie Rauch, der sich im Dunkeln auflöste.
Chap stand wie erstarrt da, die Ohren nach vorn geneigt.
»Warum gehen sie?«, fragte Wynn.
Leesil wusste es ebenso wenig wie sie. »Wir müssen weg von hier. Lasst uns einen Lagerplatz suchen.«
Magieres Blick blieb dorthin gerichtet, wo die Majay-hì verschwunden waren.
»Was ist mit Essen?«, fragte Wynn.
Leesil hatte nicht die geringste Ahnung, wo oder wie sie etwas Essbares auftreiben sollten. Der Wald verwirrte ihn, selbst im Tageslicht.
»Zuerst schlagen wir ein Lager auf«, sagte Magiere. »Anschließend kann uns Chap vielleicht etwas zu essen holen.«
Leesil trat zu Chap, blickte dabei noch immer in den Wald und legte dem Hund die Hand auf die Schulter. Chap zitterte.
»Kannst du eine andere Lichtung für uns finden?«, fragte Leesil.
Chap schüttelte sich. Er sah sich um, ging zu Wynn, stieß sie kurz mit der Schnauze an und wollte sich mit ihr auf den Weg machen.
Ein langer Pfeil bohrte sich vor ihm in den Boden.
Leesil packte Wynn und riss sie zurück.
»In Deckung!«, rief er.
Mit Wynn hinter sich wich er zu einem moosbewachsenen alten Baumstamm auf der rechten Seite zurück und hörte ein dumpfes Pochen, als etwas aufs Holz schlug.
Wynn schnappte nach Luft. »Leesil!«
Ein weiterer langer Pfeil steckte zitternd im Holz des Baumstamms. Der glänzende Metallkopf wirkte so vertraut wie die Stilette, die Leesils Mutter ihm einst gegeben hatte.
»Dämpf das Licht«, flüsterte er.
Wynn schloss die Hand um den Kristall und steckte ihn in die Tasche. Es wurde dunkel.
Leesil konnte nichts zwischen den Zweigen erkennen, aber er wollte den Angreifern keinen Vorteil geben. Er hörte, wie etwas hinter ihm auf den Boden traf, und dann erklang Magieres Stimme.
»Verdammt!«
Leesil brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, dass ihr Fluch einem weiteren Pfeil galt. »Stell dich hinter den Baum dort und rühr dich nicht von der Stelle, bis wir die Angreifer sehen. Wir müssen in Deckung bleiben.«
Chap knurrte irgendwo in der Dunkelheit.
Leesil wusste, dass der Hund versuchte, Witterung aufzunehmen. Keiner der drei Pfeile hatte sie getroffen, sie aber an der Flucht gehindert. Mit der linken Hand löste Leesil den Stilettriemen am rechten Unterarm.
Eine dunkle Gestalt fiel von den Ästen der Tanne direkt vor ihm.
Eine zweite sprang weiter rechts zu Boden, und eine dritte erschien hinter ihm.
Ein Schemen kam aus der Dunkelheit.
Leesil zielte mit der Armbrust auf ihn, bereit dazu, den Auslöser zu betätigen und unmittelbar darauf seine speziellen Klingen oder die Stilette zur Hand zu nehmen. Die Gestalten gewannen Konturen und Substanz, als sie sich mit leisen Schritten näherten.
»Ich habe zwei«, flüsterte Magiere hinter ihm.
Es raschelte im Gebüsch, und ein Vierter richtete sich hinter dem alten Baumstamm auf. Der vor Leesil machte einige weitere Schritte und zeigte sich ganz offen.
Jeder der großen, schlanken Fremden trug ein Tuch vor dem Gesicht, das nur die Augen frei ließ, und sie hatten die Zipfel ihrer Mäntel an der Taille zusammengebunden. Ihre Kleidung präsentierte eine Mischung aus Grau und Grün. Zwei trugen kurze Bögen mit Griffen aus Metall, so hell wie die Pfeilspitze im Baumstamm.
Anmaglâhk.
Verzweiflung erfasste Leesil. Vier Assassinen hatten ihn und seine Begleiter abgefangen, bevor sie auch nur einen Tagesmarsch weit ins Land der Elfen vorgestoßen waren. Wie konnten die
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