Dhampir
wiederholen.«
Osha wirkte noch immer beleidigt, aber als er Wynns Blick spürte, senkte er verlegen den Kopf.
»Leesil weiß nicht, was er gesagt hat«, erklärte sie. »Es war ein Fehler, keine Beleidigung.«
Osha nickte und steckte seine Klinge ein. Leesil ließ sein Stilett verschwinden.
»Bitt e … nimm deine Waffe weg«, sagte Sgäile. Mit der flachen Hand und ganz vorsichtig drückte er Magieres Falchion zur Seite. Dann trat er zu Én’nish. » Ajhâjhva ag’us äicheva!«
Én’nish wandte sich ab und stapfte an den anderen vorbei nach vorn. Osha folgte ihr und hielt den Blick gesenkt, als er an Sgäile vorbeikam. Leesil stand verdutzt da.
»Was ist gerade passiert?«, fragte Magiere.
Wynn schenkte ihr keine Beachtung und richtete ihren ganzen Ärger auf Leesil. »Was habe ich dir gesagt?«
»Ich habe doch nur gefrag t … «
»Hast du nicht, du Idiot! Du hast gesagt, dass seine Mutter ›nirgends‹ ist und dass er es wüsste. Und es war auch noch falsch ausgedrückt. Du hast seine Mutter eine Ausgestoßene genannt!«
Magiere seufzte tief.
»Wart e … «, begann Leesil. »Ich wollte nich t … «
»Sei still!«, rief Wynn. »Und sprich nie wieder Elfisch mit einem Elfen.«
Leesil blinzelte. Er sah auf Chap hinab, als erwarte er Hilfe von ihm, aber der Hund leckte sich nur die Schnauze und schnaubte kurz.
»Das wäre am besten«, sagte Sgäile ruhig.
»Nimm es ihm nicht übel«, wandte sich Magiere an ihn. »Wie sehr er die Worte auch durcheinandergebracht hat, es hatte nichts mit Én’nish zu tun.«
»J a … und nein«, erwiderte Sgäile. »Én’nish ist die Tochter der Schwester durch Partnerschaft von Oshas Mutter. Die Partnerschaft lässt sich mit eurer Ehe vergleichen.«
»Deshalb fühlte sie sich direkt betroffen?«, fragte Magiere. »Weil sie seine Cousine durch Partnerschaft ist?«
»Nein, das stimmt nicht ganz«, warf Wynn ein. »Verwandtschaftsbeziehungen sind bei Elfen eine ernste Angelegenheit und weitaus komplexer, als es Sgäile mit wenigen Worten in unserer Sprache erklären kann.«
Magiere wandte sich an Sgäile. »Das eben hatte nichts mit Verwandtschaft zu tun.«
»Én’nish is t … beziehungsweise wa r … die Bóijt’äna von Grôyt’ashia«, sagte Sgäile. »Ich glaube, in eurer Sprache würde man es ›Verlobte‹ nennen.«
Der Name war Wynn nicht vertraut. Sie wollte Sgäile danach fragen, doch der drehte sich abrupt um und folgte Osha.
Verwirrung zeigte sich in Magieres Gesicht, und sie schloss kurz die Augen. Wynn hörte das Knarren von Leder, als sich Magieres Hand fest um den Griff des Falchions schloss.
»Wer ist Grôyt’ashia?«, fragte Wynn.
Als sie keine Antwort bekam, sah sie zu Chap, doch der Blick des Hunds blieb auf Leesil gerichtet. Mit einem leisen Knurren setzte er sich in Bewegung und folgte Sgäile.
Magiere sah nicht auf. Sie schob das Falchion in die Scheide und ging los.
Leesil stand da, in kaltes Schweigen gehüllt.
»Was hast du getan?«, fragte Wynn und war nicht sicher, ob sie es wirklich wissen wollte.
Grôy t … Grôyt’ashia.
Magiere hatte den Namen schon einmal gehört. Brot’an hatte ihn ausgesprochen, in Darmouths Gruft. Dort hatte sie beobachtet, wie Brot’ans junger Komplize und Leesil versuchten, sich gegenseitig zu töten. Nach dem Kampf war Leesil voller Blut, schon wieder. Und das Blut stammte aus Grôyts Kehle.
Es war nicht Leesils Schuld gewesen. Jener Tod nicht. Aber es machte Magiere trotzdem nachdenklich. Wie viele Frauen und Männer auf Leesils Lebensweg warteten auf jemanden, der nie zu ihnen zurückkehren würde?
Es war nicht seine Schuld. Nicht nach all dem, wozu Darmouth ihn gezwungen hatte, nicht nach all den Dingen, die er hatte tun müssen, um sein eigenes Überleben und das seiner Eltern zu gewährleisten. Letztendlich lag die Verantwortung bei Nein’a.
Magiere näherte sich Sgäile von hinten.
»Es war Notwehr«, sagte sie so leise, dass die anderen sie nicht hörten.
»Ich weiß, was geschehen ist«, antwortete Sgäile, ohne stehen zu bleiben.
»Du weißt Bescheid und hast trotzdem Én’nish mitgenommen?«
»Die Entscheidung lag nicht bei mir.«
»Keine Ausflüchte mehr!«, stieß Magiere laut hervor und ergriff Sgäile an der Schulter.
Der Elf wirbelte herum und stieß die Hand weg, bevor Magiere richtig zupacken konnte. »Du hast keine Ahnung von den Traditionen der An’Cróan. Mit deiner einfältigen menschliche n … «
Er unterbrach sich und musterte Magiere.
Sie kannte den
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