Dhampir
er, wenn auch mit gelegentlichen Blicken zu Sgäile, als fürchtete er Tadel von ihm. Sgäile schwieg die ganze Zeit über und sah ihn nicht an.
Wynn beschränkte ihre Fragen auf die Welt, die sie umgab, obwohl sie gern mehr über die hier lebenden Elfen erfahren hätte. Sie ließ sich dabei von ihrer Intuition leiten. Einige Male erweckte Osha nach einer Antwort den Eindruck, als wollte er seinerseits etwas fragen. Ihr Verhalten und ihre Art zu reden verblüfften ihn immer wieder, doch er widerstand der Versuchung, sie darauf anzusprechen.
Sie kamen an einer großen Eiche vorbei, deren Stamm dicker war als Osha groß. Wynn betrachtete sie. »Wie alt ist dieser Baum?«
»Vielleicht so alt wie der Wald«, sagte Osha. »Die Bäume sind Knochen und Blut seines Körpers.«
Darauf sah Sgäile ihn streng an. Osha schwieg, senkte den Blick und ging weiter.
Wynn wusste nicht, ob sie enttäuscht oder besorgt sein sollte. Sgäile schien der Meinung zu sein, dass das Gespräch zwischen Elf und Menschenfrau lange genug gedauert hatte. Wynn hoffte, dass Osha keinen Ärger wegen ihr bekam.
Leesil ging langsamer, und bei ihm war der Ärger deutlicher zu erkennen als bei Sgäile.
»Was ist los?«, fragte Wynn.
»Du fragst allen Ernstes, was los ist?«, brummte er. »Ich habe den ganzen Morgen kein einziges Wort verstanden.«
»Leesi l …, ihr habt mich mitgenommen, weil ich Elfisch sprech e – im Gegensatz zu dir.«
Er seufzte. »Ich weiß, ich weiß. Aber so habe ich mir das nicht vorgestellt. Überhaupt nicht zu wissen, worüber die Leute rede n … «
Wynn fragte sich, was schlimmer war: ein Leesil, der keine Ahnung von der Sprache hatte, oder einer, der seinen Zorn auf Elfisch zum Ausdruck bringen konnte. Leesil schwieg einige Sekunden und richtete dann einen Blick auf Osha, der Wynn nervös machte.
»Ich frage ihn, ob er weiß, wie weit meine Mutter von hier entfernt ist.«
Leesil trat zu Osha, bevor Wynn ihn daran hindern konnte.
»A-hair-a too bith-a ka-naw, too brah?«
Osha starrte ihn mit offenem Mund an.
Alle vier Elfen blieben abrupt stehen, und die anfängliche Neugier in Oshas Gesicht verwandelte sich in pures Entsetzen. In seinen Augen blitzte es, und plötzlich hielt er ein Stilett in der Hand.
Magiere griff nach ihrem Falchion. Bevor sie etwas Dummes anstellen konnte, trat Wynn zwischen Osha und Leesil. Voller Ärger wandte sie sich an Leesil, doch Én’nish war schneller und trat ihm ins Hinterteil.
Leesil fiel nach vorn, und Én’nish zog ihre langen Stilette. Wynn stolperte Leesil aus dem Weg und stieß gegen Osha, der sie festhielt und vor einem Sturz bewahrte. Die junge Weise zuckte zusammen, als seine Klinge direkt vor ihrem Gesicht erschien.
Leesil versuchte, sich abzurollen, aber die Truhe auf seinem Rücken behinderte ihn. Selbst Urhkar war überrascht, als Én’nish heranstürmte. Leesil nahm ebenfalls ein Stilett zur Hand und drehte sich auf den Knien um.
» Bârtva’na!«, rief Sgäile Én’nish zu und hinderte Magiere daran, ihr Falchion zu ziehen. »Hör auf! Er versteht unsere Sprache nicht.«
Én’nish schlug Urhkars Hand beiseite, stieß das Stilett nach vorn und zielte auf Leesils Gesicht. Er duckte sich und kippte nach rechts, schwang dabei sein Stilett herum. Én’nish neigte sich mit geradezu verblüffender Geschmeidigkeit nach hinten, und die Klingenspitze verfehlte ihren Bauch um Haaresbreite. Sofort holte sie aus und versuchte erneut, Leesil zu treffen.
Chap sprang herbei, schnappte von hinten nach ihrem Mantel und zog. Gleichzeitig stieß sich Wynn von Osha ab. Én’nish war so sehr von dem hinter ihr knurrenden Majay-hì abgelenkt, dass sie die junge Weise nicht kommen sah.
Wynn holte aus, und ihre Hand klatschte laut an Én’nishs Wange.
»So viel bedeutet euch der Schwur, unsere Sicherheit zu gewährleisten?«, rief sie auf Elfisch und hielt sich die schmerzende Hand. Es war eine Herausforderung, die nicht nur Én’nish galt, sondern auch den anderen.
Én’nish wandte sich ihr zu. Als sie eine ihrer Klingen hob, griff Urhkar zornig nach ihrem Handgelenk. Die junge Elfe nahm es hin und leistete keinen Widerstand.
Wynn zitterte vor plötzlicher Furcht, drehte sich um und sah, dass die Spitze von Magieres Falchion auf Sgäile zeigte.
»Ist ein Schutzversprechen bei eurem Volk nicht mehr wert?«, fragte Wynn.
Sgäiles Blick ging zu Én’nish. »Ich bedauere zutiefst, dass wir auf diese Weise Schande über uns gebracht haben. So etwas wird sich nicht
Weitere Kostenlose Bücher