Dhampir
Majay-hì zwischen den Bäumen. Einmal musste er Wynn davon abhalten, einer bunten Libelle und einem Schwarm schimmernder Schmetterlinge zu folgen. Eichhörnchen kletterten flink in den Bäumen, und am dritten Tag sahen sie ein Tier, das einem Nerz ähnelte.
Immer wieder hörten sie das seltsam perfekt klingende Pfeifen verborgener Vögel.
Wynns Warnung in Hinsicht auf den Tâshgâlh erwies sich leider als berechtigt. Sie bekamen den hinterlistigen Burschen nicht zu Gesicht, aber kleine Dinge verschwanden aus ihrem Gepäck, unter ihnen ein Feuerstein, Wynns letzte Büchse mit Teeblättern und mehrere Münze n – sie fanden den Geldbeutel morgens offen auf dem Boden. Leesil machte es sich zur Angewohnheit, mit der Truhe dicht neben seinem Kopf zu schlafen.
Es mangelte nicht an Bächen und Flüssen mit kristallklarem Wasser, und es fiel den Anmaglâhk nicht schwer, zwei Mahlzeiten pro Tag zu beschaffen. Einer von ihnen verschwand im Wald und kehrte kurz darauf mit allen notwendigen Dingen für Frühstück oder Abendessen zurück. Obst, Nüsse und verschrumpelte Pilze dienten als leichtes Mittagessen, das sie einnahmen, ohne Rast zu machen.
Wenn Leesil an Wynn dachte, kam er sich jedes Mal ziemlich dumm vor. Er ärgerte sich über sie, obwohl er es besser hätte wissen sollen. Sie beherrschte das Elfische, worauf sie immer wieder hinwies, aber was nützte es ihnen? Sgäile nahm kaum ihre Existenz zur Kenntnis, und deshalb sprach Wynn praktisch nur mit Osha, den Leesil nicht für besonders helle hielt.
Jeder Tag war eine neue Qual, denn immer wieder stellte sich Leesil seine Mutter in irgendeinem elfischen Gefängnis vor, und dann fühlte er eine Mischung aus Zorn, Schmerz und Schuld. Wenn er Sgäile fragte, wie viele Meilen es noch zurückzulegen galt, lautete die Antwort: »Wir werden weitere Tage unterwegs sein.«
Leesil hatte es satt.
Magiere ging neben ihm, so argwöhnisch wie immer. Ihr Misstrauen galt insbesondere den Anmaglâhk. Sie sah gut aus, und hier und dort funkelte es rot in ihrem schwarzen Haar, wenn der Sonnenschein darauffiel, aber Leesil bemerkte, wie wenig sie aß, und nachts fand sie kaum Ruhe. Mit jedem Tag wuchsen Anspannung und Nervosität.
Er hatte sich Magiere immer als eine Person vorgestellt, die die Nacht bevorzugte und sich am Tag unwohl fühlte, fehl am Platz, aber hier hatte sie sich irgendwie verändert.
Leesil versuchte sich daran zu erinnern, wann sie zum letzten Mal wirklich allein gewesen waren. Es schien eine Ewigkeit her zu sein. Jeden Abend regte sich Sehnsucht inmitten seiner Schuldgefühle, wenn er neben Magiere unter die Decke kroch und das Gesicht an ihren Nacken drückte. Dann vergaß er für einen Moment, warum sie ins Reich der Elfen gekommen waren.
Am sechsten Tag hob Sgäile die Hand, und alle blieben stehen.
»Wir nähern uns meiner Heimatenklave und werden dort die Nacht bei meiner Familie verbringen.« Er wirkte recht nachdenklich und deutete auf Magieres Falchion. »Ihr seid Me…, Fremde, und eure Waffen könnten eine unangenehme Situation schaffen. Ich trage sie für euch, bis wir die Enklave morgen verlassen.«
»Von wegen«, knurrte Magiere.
Sgäile seufzte und machte eine Geste, die Leesils speziellen Klingen galt. »Ihr habt mein Wort. Wir begegnen meiner Familie, meinem Clan. Niemand von ihnen hat je einen Menschen in diesem Land gesehen. Sie werden von eurer Präsenz nicht begeistert sein und euch noch ablehnender gegenüberstehen, wenn ihr bewaffnet seid.«
»Nein«, sagte Magiere kategorisch.
Én’nish trat neben Sgäile. In ihrem linken Augenwinkel zuckte es.
»Wilde!«, flüsterte sie Sgäile zu, aber sie sprach dabei auf Belaskisch, damit die Menschen sie verstanden.
Leesils Blick glitt kurz zu Magiere und er erwartete Zorn von ihr. Aber sie blieb erstaunlich gelassen, was ihn beunruhigte.
»Warum hat man dich geschickt?«, fragte er Sgäile. »Warum von all den Elfen ausgerechnet dich?«
Sgäile schob Én’nish langsam zur Seite. »Weil ich der Einzige bin, dem du vielleich t … genug vertraust.«
Magiere gegenüber hätte es Leesil nicht zugegeben, aber ein Teil von ihm hatte begonnen, Sgäile zu vertraue n – zumindest seinem Wort.
»Und wenn wir unsere Waffen versteckt halten?«, fragte er.
Magiere schüttelte ungläubig den Kopf. »Du ziehst doch nicht ernsthaft in Erwägung, darauf einzugehen, oder?«
»Die Elfen haben ihre Bräuche«, gab Wynn zu bedenken. »Und wir sind hier Gäste.«
Magiere setzte zu einer scharfen
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