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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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ihrer Reise begleitet. Und wie immer sah er nichts, als er nach dem Ursprung des Geräuschs Ausschau hielt.
    Auf einer weiten Wiese blieb Chap stehen und schaute zu den Bäumen. Leesil bemerkte dort Bewegung, einen grauen Schemen auf vier Beinen. Es folgten weitere Majay-hì; einer nach dem anderen kamen sie aus dem Wald und wahrten Abstand.
    Wynn trat hinter Chap, und plötzlich erzitterten die Zweige eines Gebüschs. Silberweißes Fell kam zum Vorschein.
    Das Weibchen näherte sich einige Schritte, bellte und machte einen Satz in Chaps Richtung, stob dann davon.
    »Nur zu«, forderte Wynn den Hund auf.
    Chap sah sie nicht an, warf nur einen kurzen Blick auf Sgäiles Rücken und lief los.
    Im Gegensatz zu den anderen Majay-hì blieb Chap immer in Sicht, und manchmal sah Leesil die Weiße in seiner Nähe.

8
    Vier Tage vergingen ohne Zwischenfall. Die monotonen Geräusche des Waldes summten in Leesils Ohren; in Gedanken war er seiner Mutter stets nah.
    Ihre Routine bestand darin, morgens das Lager abzubrechen, den ganzen Tag zu marschieren und ein neues Lager zu errichten, wenn die Nacht begann. Wenn Leesil fragte, wie lange die Reise noch dauern würde, antwortete Sgäile jedes Mal: »Tage. Weitere Tage.«
    Chap lief mit den Majay-hì, und wenn er zur Gruppe zurückkehrte, was oft geschah, verschwanden die anderen Hunde. Doch beim letzten Mal war die Weiße zwischen den Bäumen in Sicht geblieben.
    Osha versuchte in gebrochenem Belaskisch, Wynn zu einem Gespräch zu bewegen, denn sie schenkte ihm keine Beachtung, wenn er auf Elfisch sprach. Schließlich gab sie nach. Wenn ihr Gespräch zu lange dauerte, beendete Sgäile es mit einem strengen Blick. Aber an diesem Tag war er weniger wachsam, und Osha und Wynn sprachen lange miteinander, oft auch auf Elfisch. Je länger ihnen Leesil zuhörte, wie sie zwischen beiden Sprachen wechselten, desto öfter verstand er einzelne Worte. Er wusste kaum zwischen Verben und Substantiven zu unterscheiden, aber er erkannte den einen oder anderen »Wortstamm«, wie es die junge Weise genannt hatte.
    »Wynn!«, rief er. »Seit wir Sgäiles Dorf verlassen haben, sind unsere Sachen vollständig geblieben. Frag Osha, ob er glaubt, dass der Tâshgâlh verschwunden ist.«
    Sie drehte den Kopf. »Das habe ich bereits. Er meinte, dass der Tâshgâlh in der Enklave vielleicht etwas Interessanteres gefunden hat. Die Coilehkroktall werden uns das nicht danken.«
    »Die Coi… wer?«
    »Sgäiles und Gleanns Clan. Die ›Bewohner des Flechtenwalds‹.«
    »Uns können sie keine Vorwürfe machen. Wir haben das diebische Tier nicht eingeladen.«
    Sgäile drehte sich nicht um, aber Leesil sah, wie er vor ihnen den Kopf schüttelte.
    »Was ist das, Osha?«, fragte Wynn und deutete auf einen offenen Bereich zwischen zwei Weißbirken.
    Leesil blieb neben ihr stehen, beugte sich vor und betrachtete eine Ansammlung sonderbarer Blumen. Normalerweise fand er Wynns Interesse an Pflanzen eher langweilig, aber in diesem Fall musste er zugeben, dass es sich um recht seltsame Gewächse handelte.
    Die perlmuttfarbenen Blütenblätte r – oder Blätter, der Form nach zu urteile n – sahen aus wie Samt. Im hellen Schein der Sonne schienen sie zu leuchten. Der Stängel war dunkelgrün und fast schwarz dort, wo das Sonnenlicht ihn nicht berührte. Leesil ging in die Hocke, als Wynn die Hand nach einer der Blumen ausstreckte.
    Weiche Stiefel erschienen neben Leesil, und eine dunkelhäutige Hand ergriff Wynns Arm. Leesil stand abrupt auf und stieß fast Leanâlhâm um, die dicht hinter ihm stand.
    Osha schüttelte den Kopf und ließ Wynn los. »Nein.«
    Leanâlhâm nahm Leesils Arm und versuchte, ihn fortzuziehen.
    Magiere näherte sich. »Was ist los?«
    Sgäile eilte herbei und sah auf die Blumen hinab. »Die dürft ihr nicht anrühren. Sie sind heilig«, betonte er. »Osha hätte euch darauf hinweisen sollen.«
    Osha presste die Lippen zusammen. Er schien es satt zu haben, immer wieder getadelt zu werden, wenn einer der Menschen gegen eine ihnen unbekannte Regel verstieß.
    »Heilig?«, wiederholte Wynn.
    Leesil hielt es für sinnlos, Sgäile Fragen zu stellen und Antworten von ihm zu erwarten. Noch aussichtsloser war ein solches Unterfangen, wenn er schlechte Laune hatte.
    »Sie sind heilig«, wiederholte Sgäile. »Stört sie nicht.«
    Er winkte, und die Gruppe setzte den Weg fort.
    Zum ersten Mal bekam Leesil eine Vorstellung davon, wie sich Wynn fühlen musste. Auch er hatte genug von Sgäiles ausweichendem

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