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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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Schritte im leichten Rauschen des Winds in den Baumwipfeln verlor. Magiere sah sich um, bemerkte aber keinen der anderen Schatten, die sie so oft des Nachts heimgesucht hatten.
    Sie hörte und fühlte, wie etwas sanft auf ihren Fuß fiel.
    Ein Eichenblatt lag auf ihrem Stiefel, noch grün und weich. Sie bückte sich und griff danach. Als ihr Finger es berührte, erschien ein brauner Fleck.
    Das Braun breitete sich aus und erfasste das ganze Blatt, ließ es vertrocknen und verwelken.
    Magiere zog die Hand zurück, richtete sich auf und beobachtete, wie das Blatt zu Staub zerfiel, den der leichte Wind fortwehte.
    In der Dunkelheit zwischen zwei Eichen stand völlig reglos eine schwarze Gestalt. Etwas glitzerte in ihrer Han d … ein Stilett. Selbst in der Finsternis bemerkte Magiere einen Glanz heller als Silber. Unter der tief in die Stirn gezogenen Kapuze funkelten Elfenaugen.
    Magiere streckte die Hand nach ihrem Falchion aus und schloss sie um den Griff, ohne den Blick von dem Anmaglâhk abzuwenden, aber dann zögerte sie. War es ein Anmaglâhk? Am unbedeckten Unterarm sah sie eine Scheide, an der Schulter die Andeutung von Leder.
    »Leesil?«, hauchte Magiere.
    Die Gestalt antwortete nicht. Die Klinge bewegte sich, zeigte auf sie.
    Magiere zog ihr Falchion und wich zurück. »Leesil!«
    Sie erwachte aus dem Traum, warf die Decke beiseite, kroch übers Kissen hinweg zur Wand des kleinen Zimmers und sah sich entsetzt um. Die Dhampir in ihr regte sich und erweiterte ihre Sinne.
    Leesil bewegte sich im Schlaf und rollte sich mit einem Murmeln zur Seite. Wynn blieb reglos liegen.
    Durch die Elfenjacke, die sie trug, fühlte Magiere raue Borke. Die Berührung erschreckte sie, und aus einem Reflex heraus spannte sie die Muskeln.
    Sie ließ sich nach vorn fallen, auf Hände und Knie, und sank ganz zu Boden, als die zitternden Arme nachgaben. Auf ihrer Bodenmatte rollte sie sich zusammen und wartete, bis das Beben in ihrem Körper schließlich nachließ. Sie wollte den Arm nach Leesil ausstrecken, ihn wecken.
    Aber es war nur ein Traum gewesen. Ein weiterer jener Albträume, die sie im Schlaf heimsuchten, seit sie den Wald erreicht hatten. Und so viel sie hier auch ertragen musst e – Leesils Bürde schien noch viel schwerer zu sein.
    Magiere drehte sich um und legte den Kopf aufs Kissen. So sehr sie auch versuchte, Ruhe zu finde n – das Zittern blieb in ihr, und sie konnte nicht einmal ihre Gedanken ordnen.
    Am nächsten Morgen erwachte Leesil aus einem unruhigen Schlaf voller unerwünschter Träume, von seiner Mutter und der aufgeschnittenen Kehle eines Anmaglâh k – das daraus hervorquellende Blut war ihm auf die Hose getropft. Als er das kleine Zimmer verließ und den Hauptraum betrat, traf er dort Magiere an.
    Sie saß neben der Truhe auf dem Moos, Chap an ihrer Seite, und starrte ins Leere. Vor ihr stand ein Becher mit dampfendem Tee, aber sie schien nichts getrunken zu haben. Das Bündel mit den Waffen war nicht mehr da.
    Leesil blickte sich um und entdeckte es neben dem Eingang, zusammen mit ihren übrigen Sachen. Unter ihnen befand sich auch ein dunkler Beutel, den er jetzt zum ersten Mal sah.
    Er hätte es wissen sollen: Magiere wäre wohl kaum ruhig dagesessen, wenn ihr Falchion fehlte. Bevor Leesil noch ganz bereit war, sich den Herausforderungen des neuen Tages zu stellen, waren ihre Gastgeber auf den Beinen und nahmen ihm die Möglichkeit, ungestört mit Magiere zu reden und herauszufinden, was sie beunruhigte.
    Leanâlhâm kam lautlos die Treppe herunter. Als sie ihn sah, lächelte sie kurz, huschte dann nach draußen. Sgäile ging in die Hocke und steckte etwas in den neuen Beutel. Gleann kam aus dem Obergeschoss und folgte seiner Großnichte nach draußen. Kurze Zeit später kehrten sie beide zurück, und im gleichen Augenblick kam Wynn aus dem Nebenzimme r – sie gähnte und rieb sich das Gesicht.
    Leanâlhâm und Gleann brachten Holztabletts mit Essen. Sgäile nahm davon, als sie an ihm vorbeigingen, und kramte dann wieder in den Sachen. Es gefiel Leesil nicht, dass er sich bei ihrem Gepäck zu schaffen machte.
    Gleann entrollte eine Filzmatte auf dem Moos und servierte das Frühstück: Weizenkekse mit Nüssen, Bisselbeeren, geräucherten Fisch und dicken Haferbrei, der nach Zimt roch.
    Während Leesil von dem Brei saß, hockte Magiere still neben ihm und rührte nichts an. Mehrmals gab er ihr einen sanften Stoß, aber sie schüttelte den Kopf. Sie reagierte nicht einmal, als Chap heranschlich und

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