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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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Brot’an.
    Plötzlich drehte Brot’an den Kopf, und sein Blick ging über Chap hinweg, der etwas Scharfes am einen Hinterbein fühlte. Er wirbelte herum und wollte zubeißen, doch dann zögerte er.
    Seerose hatte nach seinem Bein geschnappt und hielt es zwischen den Zähnen. Sie versuchte, ihn zurückzuziehen, ließ dann los, bellte mehrmals und lief über die Lichtung.
    In ihren Gedanken sah Chap die Eiche und die Öffnung in ihrem breiten Stamm, das dunkle Loch. Sie wollte, dass er diesen Ort verließ, aber warum? Und wie sollte er ihr mitteilen, dass er ihrer Aufforderung nicht nachkommen konnte?
    Er bellte zweimal und lief zur Eiche. Seerose folgte ihm nicht.
    Fréthfâre zog den Vorhang beiseite, und Chap betrat einen großen, leeren Raum. Auf der einen Seite führte eine Treppe aus lebendem Holz nicht wie in Gleanns Wohnbaum nach oben, sondern nach unten, in die Erde hinein.
    Chap lief wachsam die Stufen hinab und erreichte einen weiteren großen Raum, der sich unter der Eiche befand. Die Wände um ihn herum bestanden aus dicken Wurzeln und Erde zwischen ihnen. Gläserne Laternen hingen an der Decke und gaben dem Raum ein gelbliches Zwielicht. In der Mitte sah Chap eine große zentrale Wurzel mit den Ausmaßen einer normalen Eich e – sie kam aus der Decke und verschwand im Boden.
    Leesil kam hinter Chap die Treppe herunter, und das matte Licht ließ sein Gesicht blass erscheinen. Leesil verabscheute es, eine Situation nicht unter Kontrolle zu haben, und das galt auch für Chap; sie wussten beide nicht mehr, in welche Richtung ihr Weg führte.
    Fréthfâre trat von der letzten Treppenstufe, und eine dünne Stimme erklang.
    »Komm zu mi r … hierher.«
    Die Worte kamen von der dicken zentralen Wurzel.
    Chap setzte sich in Bewegung, lief um die Wurzel herum und entdeckte eine ovale Öffnung, die im erdfarbenen Holz zuerst kaum aufgefallen war. Leesil zögerte, aber Chap schob sich etwas näher heran und warf einen Blick durch die Öffnung.
    Er erstarrte, als er sah, was sie erwartete.
    Der dicke Wurzelstrang in der Mitte des unterirdischen Raums enthielt eine Kammer mit mehr Schatten als Licht. Die Innenwände wirkten trotz ihrer Reglosigkeit sehr lebendig.
    Hunderte von winzigen maulwurfsgrauen Ranken durchzogen sie und sahen aus wie Adern in lebendem Fleisch. Der Boden, in den die gewölbten Wände übergingen, war ebenso beschaffen, und Chap zögerte, seine Pfoten darauf zu setzen. Weiche blaugrüne Kissen lagen vor einem aus dem lebenden Boden ragenden Sockel, der mit einer aus der Mitte der Rückwand gewachsenen Erweiterung verbunden war.
    Wand und Boden trafen sich dort und bildeten eine Ar t … Wiege? In ihr, von Moos umgeben, blickten zwei Augen aus der Düsternis.
    Einst mochte der Mann groß gewesen sein, aber jetzt lag er zusammengekrümmt da und drehte seinen Kopf, damit er die Besucher ansehen konnte.
    Dünnes weißes Haar umgab Hals und Schultern, die kaum mehr zu sein schienen als Haut und Knochen. In dem dreieckigen Gesicht zeichneten sich die Jochbeine deutlich unter der grau gewordenen Haut ab. Lange Falten gingen von den tief in den Höhlen liegenden Augen aus, die ihre Farbe verloren hatten. Aus dem bernsteinfarbenen Glanz der Pupillen war ein helles Gelb geworden, und dünne rote Adern durchzogen das Weiße. Die skelettartigen Finger endeten in langen, rissigen Nägeln, und von den spitzen Ohren waren nur noch verschrumpelte Reste übrig.
    »Vater«, sagte Fréthfâre.
    Sie stand abseits von Leesil und verbeugte sich vor dem uralten Elfen, der ihr gar keine Beachtung schenkte. Sein Blick galt Chap und Leesil.
    »Majay-hì«, sagte er mit schwacher, brüchiger Stimme. »Einen solchen Besucher hatte ich seit vielen Jahren nicht mehr.« Langsam und mühevoll hob er die Hand und deutete auf Leesil. »Komm nähe r … mein Sohn. Lass mich dich sehen.«
    Chap tastete nach den Erinnerungen des Ältesten Vaters.
    Er sah nichts. Nicht ein einziges Bild zog durch das Bewusstsein des Alten. Chap blieb wachsam, als er Leesil in die Kammer folgte. Fréthfâre schloss sich ihnen an.
    Voller Anspannung blickte Leesil auf den Greis hinab.
    »Ich erkenne deine Mutter in dir«, sagte der Älteste Vater. »Und ich weiß, dass sie dich als Angehörigen ihrer Kaste ausgebildet hat. Du bist ein Anmaglâhk.«
    Leesil fand seine Stimme wieder. »Nicht in deinen ältesten Träumen«, krächzte er. »Wo ist sie?«
    Bei dieser Frage erschien eine Waldlichtung in den Gedanken des Ältesten Vaters. Das Bild

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