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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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Leesil begleitet, war in diesen Wohnbaum gekommen und hatte ihm in die Augen gesehen.
    Der Älteste Vater nahm sich vor, mehr über ihn herauszufinden. Es gefiel ihm nicht, über irgendetwas nicht Bescheid zu wissen. Während seines langen Lebens hatte er erfahren, dass nichts ohne Grund geschah.
    Das Gespräch mit Leesil hatte ihn erschöpft. Er legte dürre, faltige Hände auf das Holz seines Zuhauses, das sein Lebensblut enthielt. Langsam öffnete sich ihm das Leben des Waldes. In letzter Zeit war mehr nötig, um seine Existenz zu erhalten. Die Momente der Kraft und Vitalität wurden immer seltener.
    Die Anmaglâhk hielten ihn für allwissend und ewig. Sie ehrten sein Opfer, bei ihnen zu bleiben, anstatt bei ihren Vorfahren zu ruhen. Sie glaubten, seine Präsenz könnte alles Lebendige erreichen, das aus der Erde wuchs und gedieh. Doch das stimmte nicht mehr.
    Er konnte seine Gedanken durch die Bäume schicken und an einem beliebigen Ort in diesem Land gesprochene Worte hören, aber große Entfernungen erforderten jetzt erhebliche Mühe. Und er schaffte es nur, seine Aufmerksamkeit jeweils einem Ort zu widmen; mehr Kraft blieb ihm nicht.
    Heute musste er von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Heute musste er hören, worüber Léshil und seine Begleiter sprachen.
    Etwas Zeit war verstrichen, und vermutlich hatte Fréthfâre Léshil inzwischen zu dem für ihn und seine Gefährten vorbereiteten Quartier zurückgebracht. Die Unterkunft war zwar bequem, aber es mangelte ihr an allen Dingen, die das Warten leichter machten. Was bedeutete, dass Léshil die ganze Zeit über angespannt blieb, erfüllt von dem Wunsch, den Wohnbaum zu verlassen.
    Der Älteste Vater schloss die Augen, und seine schwachen Hände ruhten auf lebendem Holz, während seine Gedanken durch die Wurzeln der Bäume wanderten. Durch Holz und Blätter einer Wohnulme hörte er Léshils Stimme.

10
    Magiere sah, wie das Licht des Tages hinter dem Vorhang schwand und der Dunkelheit des Abends wich. Sie konnte nur warten und lauschen, hörte aber keine Schritte, die sich näherten.
    Wo war Leesil?
    Sie begann mit einer unruhigen Wanderung durch den einen großen Raum ihrer Unterkunft und sah jedes Mal zum Vorhang, wenn sie sich ihm näherte. Selbst wenn sie an Osh a – oder wer auch immer draußen Wache hiel t – vorbeigekommen wäre, sie hätte kaum eine Chance gehabt, Leesil zu finden. Und ihr fehlten das Falchion und auch der Dolch, den sie Wynn gegeben hatte.
    Die seltsamen Vibrationen in ihren Knochen machten sich erneut bemerkbar. An Bord des Kahns hatte sie es kaum mehr gefühlt, doch hier, in der Heimat der Anmaglâhk, kehrte das Zittern zurück. Alles in ihr drängte danach, zusammen mit Leesil aufzubrechen und dieses Land so schnell wie möglich zu verlassen.
    Schließlich setzte sie sich und beobachtete, wie Wynn einen Elfenbuchstaben nach dem anderen auf ein großes, von Gleann stammendes Blatt malte.
    »Hiermit geht es nicht so schnell wie beim Leder mit den Elfensymbolen«, erklärte Wynn. »Chap muss jedes Wort buchstabieren. Eine anderes Leder wäre besser, oder etwas, das weniger empfindlich ist als Papier.«
    »Wenigstens können wir mit ihm reden«, sagte Magiere.
    Diesmal fand sie Trost in Wynns Geplapper. Die junge Weise schrieb und malte, blies zwei Seiten trocken und nahm ein drittes Blatt.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass der hiesige Dialekt so anders ist«, sagte sie. »Bis ich die Elfen hier sprechen hörte. Kein Wunder, dass Chap und ich Verständigungsprobleme haben, abgesehen von seinen Schwierigkeiten mit der Sprache. Wenn ich doch nur in seinen Kopf schauen könnte, so wie er fremde Erinnerungen sieht und sie benutzt.«
    Magiere antwortete nicht. Seit Sgäile Leesil fortgeführt hatte, war niemand in ihr Quartier gekommen. Sie hielt Sgäile und seine Gefährten nicht unbedingt für Freunde, fand es aber seltsam, dass nicht einmal Leanâlhâm nach ihnen gesehen hatte.
    »Du kannst dir deine unruhigen Wanderungen sparen«, fuhr Wynn fort. »Wenn die Elfen Leesil töten wollten, wären wir nicht so weit gekommen, und dann hätte sich Sgäile nicht solche Mühe gegeben, uns zu schützen. Unsere Leichen wären einfach verschwunden, so wie die neugierigen Menschen, die in dieses Land kamen und nie zurückkehrten.«
    Wie unverblümt sich die Weise inzwischen ausdrückte. Diese junge Frau unterschied sich sehr von der sanften, zurückhaltenden Wynn, die Magiere in Bela kennengelernt hatte.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Es ist nur,

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