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Dhampir

Dhampir

Titel: Dhampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Hendee
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lagen zwischen zwei- und vierbeinigen Geschöpfen. Alle waren verstümmelt und verwesten im Schein einer sterbenden Sonne.
    Zwei Heere waren in diesem Hügelland aufeinandergestoßen. Das Schlachtfeld bildete ein solches Durcheinander, dass Chap nicht sagen konnte, aus welchen Richtungen die Kämpfer gekommen waren. Blut bedeckte zerschmetterte Rüstungen, gebrochene Speere und alles andere, färbte das Land rot. So viele Tot e …
    Es waren so viele, dass Chap nicht einen einzigen Grashalm sah, so weit sein Blick reichte.
    Der Gestank wurde immer stärker, bis er das Gefühl hatte, daran zu ersticken.
    Auf dem Boden zu seinen Füße n – er hatte keine Pfoten, sondern trug die waldgrünen Wildlederstiefel eines Elfe n – lagen die Reste eines Wesens, das die Menschen Kobold nannten. Diese Geschöpfe, die Menschen bis zur Brust reichten, gingen auf zwei Beinen und waren schlau genug, außer ihren Zähnen und Krallen Waffen zu verwenden.
    Fleckiger Pelz bedeckte den affenartigen Körper und den hundeähnlichen Kopf mit der kurzen Schnauze. Das Wesen trug eine Rüstung aus Teilen, die eigentlich gar nicht zueinanderpasste n – vielleicht waren sie von Toten auf anderen Schlachtfeldern gestohlen. Das von getrocknetem Schaum verklebte Maul stand offen, und die Zunge lag im Dreck. Gelbe Augen starrten blicklos auf Chaps Füße.
    Im Hals zeigte sich ein langer, tiefer Riss, in dem man die zerfetzte Luftröhre sah.
    Vielleicht hatte sich ein anderer Kobold in seiner Zerstörungswut gegen dieses Geschöpf gewandt. Sonderbarerweise gab es auf dem Boden darunter kaum Blut.
    Die Dunkelheit des Abends kam schnell.
    Erste Sterne erschienen am Horizont. Und sie bewegten sich.
    Es waren keine Sterne, sondern Lichtreflex e … auf den schwarzen Schuppen, die sich um Chap herum bewegten.
    »Chap!«
    Starke Hände ergriffen ihn an den Schultern und zogen, bis die Vorderpfoten fast den Bodenkontakt verloren. Leesil ging vor ihm in die Hocke, Sorge im schweißfeucht glänzenden Gesicht.
    »Was ist los, Chap?«
    Seine Beine zitterten noch immer, als er den Kopf hob und über Leesils Schulter hinwegsah. Der Älteste Vater beobachtete ihn argwöhnisch. Chap jaulte und drückte den Kopf an Leesils Brust.
    »Das wär’s«, sagte der Älteste Vater. »Du kannst gehen. Wir werden erneut miteinander reden.«
    Leesil ließ Chap los und richtete sich auf. »Bis ich Nein’a gesehen habe, brauchst du niemanden zu schicken, um mich zu holen.«
    Er drehte sich um, strich mit den Fingerkuppen über Chaps Rücken und ging zur Treppe, ohne darauf zu warten, dass Fréthfâre ihn hinausbegleitete. Chap sah nicht noch einmal zu dem alten Elfen zurück, als er Leesil folgte.
    Für viele war der große Krieg nur ein Mythos. Was Chap in den Erinnerungen des Ältesten Vaters gesehen hatte, bestürzte ihn zutiefst.
    Die Menschen nannten es Vergessene Geschichte oder sprachen einfach nur vom Vergessenen. Manche glaubten, dass die ganze bekannte Welt in den Krieg verwickelt gewesen war.
    Und der Älteste Vater hatte ihn direkt erlebt.
    Der Älteste Vater lag in seiner moosgepolsterten Wiege und war weder besorgt noch kummervoll. Das Treffen mit Léshil entsprach seinen Erwartungen. Nach einem langen Leben gab es kaum mehr etwas, das ihn überraschen konnte.
    Léshil würde voller Zorn und Ablehnung sein, bis er schließlich begriff, dass ihm keine Wahl blieb. Ohne Erlaubnis konnte er dieses Land nicht verlassen, und ebenso wenig war er in der Lage, für immer zu bleiben. Außerdem brauchte er Hilfe, wenn er seine Mutter finden wollte.
    Früher oder später würde er die Wahrheit erkennen und sich mit ihr abfinden.
    Der Älteste Vater war geduldig und wusste, dass er die Namen der Mitverschwörer erfahren würde. Anschließend sollte es ihnen ebenso ergehen wie Nein’ a – jeder von ihnen würde seine eigene Einsamkeit erleben für den Rest des Lebens. Und dann konnte er den Menschen wieder seine volle Aufmerksamkeit widmen.
    Nur eins beunruhigte ihn. Mit dem Majay-hì hatte er nicht gerechnet.
    Solche Geschöpfe kamen normalerweise nicht hierher. Er kannte ihre Geschichte besser als sonst jemand, denn in den letzten Tagen hatte er an der Seite einiger Feengeborener gekämpft. Doch ihre Nachkommen hielten sich von diesem Ort fern. Er machte ihnen deshalb keinen Vorwurf. Ungeachtet ihrer Abstammung verstanden sie nicht, warum er so lange am Leben festhielt.
    Der Feind schlief nur und würde zurückkehren.
    Er kehrte immer zurück.
    Doch der Majay-hì, der

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