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Dhana - Im Reich der Götter

Dhana - Im Reich der Götter

Titel: Dhana - Im Reich der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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seine Beinkleider hochzurollen.
    »Numair!«, rief sie. Er gab kein Zeichen, dass er sie
gehört hatte. »Numair!«
    Er sah nicht einmal in ihre Richtung. Das Wasser
erreichte seinen Bauch, noch immer ging er weiter.
    Verzaubert, dachte sie. Sie sprang auf, raste übers
Gras und watete ihm nach. Rasch konnte sie die Entfernung verringern, sie warf
sich nach vorn ... und griff in die Luft. Er war untergegangen.
    Sie tauchte. Er entfernte sich mit großer
Geschwindigkeit. Noch schlimmer, sie konnte sehen, dass er überhaupt nicht
schwamm. Seine Arme lagen flach zu beiden Seiten seines Körpers, seine Beine
flatterten. Irgendetwas zog ihn.
    Dhana tauchte keuchend auf, füllte ihre Lungen mit
frischer Luft und ihren Geist mit dem Bild von Seelöwen. Ihr Körper veränderte
sich. Sie achtete nicht auf den Schmerz, den eine so rasche Wandlung
verursachte, tauchte und schoss wie ein Pfeil hinter ihrem Freund her. Sie
erreichte ihn, als ihr klar wurde, dass sie jetzt ein Salzwassertier in einem
Süßwassersee war. Zu spät, sagte sie sich. Ich werde hier einfach nichts essen
oder trinken.
    Das Ding, das Numair zog, wurde schneller. Dhana legte
ihre ganze Kraft in ihren Spurt durchs Wasser und holte Numair sogar ein. Jetzt
sah sie, wer ihn zog. Ein nacktes, blaues Weib mit Haaren wie silberne Fangarme
schleppte ihre Beute an einem goldenen Seil, wobei sie diese bizarre Melodie
sang, die Numair ins Verderben gelockt hatte.
    Der Gesang schmerzte Dhana in den Ohren, also legte
sie sie flach an und bemühte sich ihn zu überhören. Sie schnellte vor und
schlug die scharfen Zähne eines Seelöwen in das goldene Seil. Brennender
Schmerz versengte ihr Maul und sie verlor das Seil.
    Wie benebelt und überfallen von Schwindelgefühl, wäre
sie fast mit Breitfuß zusammengestoßen, sie verfehlte ihn nur um Haaresbreite. Sie hat Numair!, schrie Dhana, von Gedanken zu
Gedanken sprechend.
    Der Entenmaulwurf
nahm die Verfolgung auf. Er konnte mühelos neben ihr herschwimmen. Das ist keine Sie. Natürlich ist es eine Sie, das schamlose
Luder! Eine .. . eine Flussgöttin oder eine Seegöttin!
    Breitfuß ließ sich etwas zurückfallen, sodass sie an
ihm vorübergleiten konnte. Er stieg über Dhana auf und fuhr ihr mit seinem
Schnabel über die Augen.
    Das Wesen, das Numair entführt hatte, steuerte direkt
auf einen breiten Torbogen zu und versuchte seinen Verfolgern zu entkommen.
Jetzt sah Dhana, dass es ganz offensichtlich ein merkwürdiges Ding war, eine
wabbelige Masse aus Dunkelorange und Blasslila, das den Magier nicht an einem
goldenen Seil, sondern mit einem Fangarm zog.
    Dhana schoss durch den Torbogen und stieß mit Numair
zusammen. Sie riss ihn zur Seite, bekam ihn aber nicht frei. Der Fangarm
hielt seinen Hals umschlungen. Noch einmal, drängte Breitfuß.
    Blitzschnell näherte sie sich ihrem Freund, betete,
dass sie ihm nicht die Rippen brechen würde, und krachte in ihn hinein.
Breitfuß öffnete seinen Schnabel und brüllte mit einer mächtigen Stimme. Das
fremde Wesen kreischte und löste sich auf. Der eigentümliche Gesang brach ab.
    Numair löste sich aus seiner Trance und fand sich im
tiefen Wasser wieder. Er versuchte zu schreien und atmete Wasser ein. Dhana
tauchte unter Numair und stieß ihn nach oben an die Luft. Sie nahm wieder ihre
eigene Gestalt an, schlang einen Arm um den würgenden und spuckenden Magier und
schwamm zum Ufer. Sobald das Wasser seicht genug war, dass er es allein
schaffen konnte, verließ sie ihn. Sie rannte zum Ufer und übergab sich im
dichten Schilf, wo sie jede Spur dessen aus sich herauswürgte, wo hinein sie da
gebissen hatte.
    Als sie sich das Gesicht im nassen Gras abwischte, sah
sie Breitfuß vorüberkommen, den Schnabel dicht über dem Boden, als sei er auf
der Suche nach Frühstück. Sie hörte, wie Numair das Gleiche tat, was sie eben
getan hatte, und beschloss ihn in Ruhe zu lassen. Kaum dessen gewahr, dass sie
außer der Dachsklaue an einer Kette um ihren Hals nicht einen Faden am Leib
trug, lief sie dem Entenmaulwurf nach. »Wohin gehst du?« »Ich will mir was
anschauen.« Jetzt, da sie an Land waren, redete er wie die anderen Götter.
»Warum hast du mich nicht gerufen?« Erschrocken blieb sie stehen. Ja, warum
hatte sie ihn nicht gerufen? Sie wurde knallrot im Gesicht und sagte: »Ich
hab's vergessen. Ich bin es so gewöhnt, dass nur er und ich da sind, und ich
musste so rasch handeln ... Entschuldige!« Das hohe Schilf öffnete sich und sie
sahen auf eine breite, flache,

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