Dhana - Im Reich der Götter
versuchte sich gegen sie zu wehren. Als Dhana unter
sich ein spitzes Turmdach sah, ließ sie ihre Beute los. Der Affe schlug mit dem
Rücken voran auf den Turm auf und plumpste schlaff auf die Straße darunter. Mit
einer raschen Wendung kehrte Dhana auf das Dach des Wachturms und zum König
zurück. Ein Alkert war ihr nächstes Ziel. Wieder ging sie zuerst auf die Augen,
dann auf die Flügel los. Geblendet und schwer verwundet, stieß der
Unsterbliche mit einem Sturmflügel zusammen, zog ihn mit sich hinunter, krachte
mit ihm gegen den Zwischenwall, wo ihn die Stahlfedern des Sturmflügels in
Stücke schnitten. Dhana glitt zurück auf die Mauer und hielt Ausschau nach
einem neuen Opfer.
Die Bogenschützen auf der
Mauer schössen so schnell sie konnten und suchten sich ihre Ziele unter den
Affen, Alkerts und Sturmflügeln mit tödlicher Sicherheit aus. Jonathan, der die
Kämpfe zu Land und in der Luft vor sich beobachtete, redete ständig leise und
ruhig in seinen verzauberten Spiegel und informierte die Königin über das, was
er sah. In seiner linken Hand glühte das Reichs-Juwel, violettfarbenes Licht
entströmte seinen vielen Facetten.
Jonathan sagte leise:
»Entschuldigung«, in seinen Spiegel und legte ihn auf einen Stein. Er hob das
Juwel, richtete es jedoch nicht gegen die heranrückenden Sturmflügel, sondern
gegen drei Alkerts, die Reiter zur unteren Mauer und zu den dort befindlichen
Bogenschützen trugen. Die Reiter waren menschliche Magier. Sie griffen die Kämpfenden
auf dem Zwischenwall mit magischem Feuer an und verbrannten zwei davon bei
lebendigem Leib. Weiße Feuersträhnen entströmten dem Juwel und bedeckten die
Alkerts und ihre Reiter.
Kätzchen stieß einen Warnruf
aus. Ein Quartett von Sturmflü- geln - zwei Männchen und zwei Weibchen - war im
Tiefflug unbemerkt bis zum Zwischenwall gekommen. Die Sturmflügel trugen runde
Tontöpfe in ihren Krallen und hatten es auf den Wachturm und seine Besatzung
abgesehen. Dhana erkannte die Bomben. Ein Zauberwort von einem Sturmflügel und
die Töpfe würden explodieren und jedermann mit flüssigem Feuer überschütten
Tintenklecks hüpfte aus der
Gürteltasche des Königs auf die Maueraussparung vor dem König, der die Gefahr
nicht erkannte. Die Magier bekämpften ihn und das Juwel mit aller Macht.
Zitterbart, der sich an Kätzchens Rücken fest geklammert hatte, sprang hoch
und gesellte sich zu dem Finsterling des Königs.
Marielle und Tkaa achteten
nicht auf die Kleckse, als sie sich aus der Scharte lehnten. Marielle zielte.
Als ihr ausgewähltes Opfer nur mehr etwa fünfzehn Meter entfernt war, ließ sie
los. Ihr Pfeil traf einen Angreifer ins Auge. Mit einem Todesschrei krachte der
Unsterbliche in die Steinmauer. Zitterbart und Tintenklecks ließen sich auf das
Gesicht des führenden Sturmflügels fallen und nahmen ihm die Sicht. Er schlug
um sich und ließ die Bomben fallen bei seinem verzweifelten Versuch die
Finsterlinge abzukratzen. Sie ließen erst von ihm ab, nachdem drei der Bogenschützen
auf der unteren Mauer ihn mit Pfeilen durchlöchert hatten.
Die zwei noch verbliebenen
Sturmflügel rückten wütend nach. Tkaa sperrte seine Kiefer auf. Aus seiner
Kehle drang ein ohrenbetäubender Gesang, fast ein Kreischen, mit einem zweiten
Ton darin, der wie eine Lawine klang. Der männliche Sturmflügel wurde von dem
Gesang des Basilisken zur Hälfte getroffen. Seine linke Seite versteinerte,
sein rechter Flügel und seine Klauen schlugen um sich. Er brach zusammen, die
Bogenschützen auf der daneben liegenden Mauer stoben auseinander. Augenblicke später
hörten die Beobachter auf dem Turm, wie Stein auf Stein polterte. Seine
Gefährtin war von hinten gegen seine Seite gekracht, sie entkam Tkaas Gesang.
Ehe das halb versteinerte Männchen zu fallen begann, schoss Dhana wie ein Pfeil
an der Seite des Wachturms hinunter. Unvermittelt veränderte sie ihre Gestalt
in die eines größeren, schwereren Steinadlers und krallte sich in das Gesicht
des Sturmflügel-Weibchens. Stahlzähne schnappten nach ihr. Dhana, der
Steinadler, brachte ihre Klauen gerade noch rechtzeitig in Sicherheit. Dhana
stieß noch einmal herab und riss die Kehle der Unsterblichen auf, dann drehte
sie ab. Mit einem letzten Fluch schlug der Sturmflügel auf der unteren Mauer
auf und blieb tot liegen.
Dhana kreiste, auf der Suche
nach den Finsterlingen. Sie war erleichtert, als sie entdeckte, dass sie
mühelos an der einen Seite des Wachturms hinaufkrochen. Fürs Erste war
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