Dhana - Im Reich der Götter
als unsere Jungen zu Hause, bemerkte Diamantflamme, als
er sich auf sein Hinterteil erhob. Vielleicht sollten mehr von ihnen einige Zeit hier
verbringen. Er stieß sich ab, seine riesigen Flügel trugen ihn empor. Dhana, Kätzchen und
Tkaa verfolgten seinen Flug. Die anderen Zweibeiner kamen durch den Luftdruck
ins Wanken und hatten Mühe das Gleichgewicht zu halten.
»Ich wünschte, wir hätten ein
Zeichen, dass dies ein Angriff war oder so was«, brummte Imrah. »Diese
Dunghaufen meinen vielleicht, dass es eines ihrer Monster ist, das den Sonnenaufgang
genießt.«
Diamantflamme erreichte den
Himmel über dem Hafen, ehe er seinen Verhüllungs-Zauber abwarf. Vor ihm lagen
die Schiffe der angreifenden Flotte, von den Verteidigern des Hafens und der
Kette vor der Bucht zurückgehalten. Dhanas Phantasie reichte nicht aus sich
vorzustellen, wie der Feind - oder sogar die eigenen Verbündeten - empfinden
mochte beim Anblick von etwa siebenunddreißig Metern Drachen über ihren Köpfen.
Diamantflamme fauchte, Segel gingen in Flammen auf. Auch Sternenflügel fauchte
und die zugespitzten Pfosten vor den Gräben und die hölzernen Türme hinter dem
Erdwall des Feindes begannen zu brennen.
»Genügt das als Zeichen für
einen Angriff, Lord Imrah?«, fragte der König.
Imrah war ein besonnener Mann.
Er ging zu einer Stelle, von der aus er eine bessere Aussicht auf den Hafen und
seine Belagerer hatte. Die Matrosen rannten umher, um ihre lichterloh
brennenden Schiffe zu löschen, als zuerst Diamantflamme und dann Sternenflügel
sich mit einem Wutgeheul auf sie stürzten. Lord Imrah kehrte an Jonathans
Seite zurück. »Das genügt«, sagte er und rückte den Helm, der bis jetzt noch
seitlich an seiner Rüstung befestigt war, zurecht. Nach einer angedeuteten
Verbeugung vor dem König stieg er vom Wachturm herunter.
Onua prüfte den Sitz ihrer
Armschienen und Bogenhandschuhe und bespannte ihren Bogen. Dhana lief nervös
umher. Sie hasste es, darauf zu warten, bis der Feind zu ihr kam. »Du bleibst
hier und rührst dich nicht von der Stelle«, warnte sie das blassblaue
Drachenkind. »Wenn du hinausfällst, wird mich dein Großvater rösten -
jedenfalls, nachdem er und deine Großmama die feindlichen Schiffe erledigt
haben.« Kätzchen lachte glucksend und rieb ihre Schnauze an Dhanas Gesicht.
Blättchen, das um Dhanas Hals geringelt war, quiekte protestierend.
Dhanas Sinne füllten sich nun
mit metallischem Dröhnen, schrillem Summen und knatterndem Surren. Sie warf
ihren magischen Gehörsinn so weit aus, wie sie es wagen konnte, dann berichtete
sie ihren Begleitern: »Sie kommen.«
Die K'mir lehnte sich aus der
Scharte vor sich hinaus und winkte mit dem Bogen. Von der Mauer unterhalb des
Turms brüllte eine Dhana vertraute Stimme: »Das ist das Signal, meine Lämmchen
- bespannt eure Bogen! Wacht auf, ihr Transusen! Sturmflügel warten nicht, bis
ihr euren Schönheitsschlaf beendet habt!« Die Stimme gehörte Sarge, der
Ausbilder der Reiter der Königin war und auch mit ihnen kämpfte. Jetzt drängte
er die Bogenschützen sich auf den Angriff vorzubereiten.
Dhana musste unwillkürlich
über dieses vertraute Kommando lächeln, das sie selbst während ihres
Aufenthaltes in der Reiterei so oft geweckt hatte. Sie schickte ein Gebet an
die Göttin über Sarge und seine Schützlinge zu wachen. Die Hälfte der Bogenschützen
hier war so jung oder jünger als sie selbst. Es waren Jugendliche, die
ausgewählt worden waren wegen ihrer scharfen Augen und ihrer Fähigkeit das
auch zu treffen, worauf sie zielten.
Sie konnten das Gebet
brauchen. Geflügelte Legionen stiegen vom zweiten feindlichen Lager im
Nordosten auf. Sonnenlicht wurde von stählernen Sturmflügel-Federn
zurückgeworfen und glitzerte auf den silbernen Knochen von Alkert-Schwingen und
Krallen. Mit ihnen flogen geflügelte Affen, die mit Lanzen oder Äxten bewaffnet
waren.
Wenigstens befanden sich keine
Echsen unter den Angreifern. Diamantflamme hatte dem König bereits gemeldet,
dass diese die Ankunft erwachsener Drachen gespürt hatten und geflohen waren.
Sie waren willens gewesen gegen einen einzigen, sehr jungen Drachen zu kämpfen,
wagten es jedoch nicht, ihre Großeltern herauszufordern.
»Eine abscheulich aussehende
Bande, nicht wahr?« Imrahs Frau Marielle trat zu ihnen, einen Bogen in der
Hand, als die Unsterblichen näher rückten. Sie war eine zierliche Frau mit
lebhaften, braunen Augen und dunklem, kurz geschnittenem Haar. Gekleidet war
sie in ein mit
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