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Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Titel: Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Kenyon
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Senke zur nächsten. Vielleicht ausgetrocknete Teiche , dachte er. Es war offensichtlich, dass hier einst Wasser geflossen war, doch das musste schon lange her sein.
    Wieder erklang das Zischen. Er sah sich um nach der Quelle des Geräusches, doch wie sollte er sie finden, da er nicht einmal zu sagen vermochte, aus welcher Richtung der Laut stammte? Allmählich begann es nach gehauchten Worten zu klingen, in einer Sprache, die Jacob nicht verstand. Hastig rief er sich zur Ordnung. Vermutlich war es nur das Rieseln von Sand oder Kristallen, die durch die ausgetrockneten Becken geweht wurden. Dennoch fraß das Geräusch sich in sein Hirn, höhlte es aus, bis er das Gefühl hatte, jeden Moment die Kontrolle verlieren zu können.
    Unbeherrschte Gefühle kochten in ihm empor: Furcht und Entsetzen, Trauer und Verlust. Der Klang der Stimmen verhallte, und das Licht floss zusammen zu gleißenden Strahlen, die im Rhythmus seines Herzschlags glühten.
    Ganz in der Nähe reflektierte etwas das pulsierende Licht. Er trat näher, magisch angezogen, obwohl er nicht sagen konnte, warum. Vielleicht wollte er einfach nur Antworten finden. Die reflektierende Oberfläche erwies sich als ein Spiegel aus flüssigem Quecksilber in einem Marmorbecken. Ein Schauder erfüllte Jacob, als das Wispern erneut zunahm. Doch diesmal waren es Stimmen aus seiner Vergangenheit, Stimmen der Toten, die ihn nicht loslassen wollten. Er spürte ihren Verlust wie Dutzende kleine Wunden, die sich an seinem Leib auftaten, auf dass er ausblutete und der hungrige Stein seinen Lebenssaft aufsaugen konnte.
    Als er sich über den Spiegel beugte, blickte der Tod ihm entgegen.
    Sein Antlitz war eine purpurgraue Masse aus Knochen und Knorpeln, anstelle der Augen klafften leere Höhlen, sein Kiefer hing lose herab, und nur ein paar ledrige Sehnen hielten ihn noch an Ort und Stelle.
    Jacob wich erschrocken zurück vor dem grausigen Anblick, doch wohin er sich auch wandte, er sah nur Totenschädel, weiß glänzende Knochen, leblose Augenhöhlen, Kiefer, die halb im Kristallsand vergraben waren. Die Überreste seiner Freunde, seiner Lieben, zusammengeschrumpft zu leeren Hülsen.
    Nein …
    Shanar trat an seine Seite; ihre schlanke Gestalt war ein Wunder inmitten all des Todes. Sie sagte etwas, doch er verstand nur Kauderwelsch, als spräche sie aus unendlicher Ferne zu ihm. Dann nahm sie sein Gesicht zwischen ihre Hände und zog ihn zu sich heran.
    Die Berührung ihrer Lippen war wie ein Schlag, der ihn zurückriss und alles andere verblassen ließ. Als sie sich schließlich wieder von ihm löste, spürte er festen Boden unter den Füßen, und die seltsame neue Welt wurde endlich wieder klar.
    „Pass auf, dass du dich nicht verlierst“, flüsterte sie, ihr Gesicht nur ein paar Fingerbreit von seinem entfernt. „Die Resonanz kann deinen Geist von deinem Leib fortlocken!“
    Jacob nickte und versuchte seine Stimme wiederzufinden. Einen Moment später ließ Shanar die Hände sinken, und nun ruhte nur noch ihr Blick auf seinem Antlitz.
    „Ich lebe noch“, murmelte er, indem seine Lippen von ihrem Kuss brannten. Seine Kehle fühlte sich noch immer an, als hätte er Sand verschluckt, doch er spürte, dass die Zauberin etwas in ihm gewandelt hatte: Er war wieder in seiner inneren Mitte. Das Licht ringsum schien nun erträglich, und der Boden unter seinen Füßen war wieder eben und fest.
    Sie standen in einem weiten Raum voller gewundener Rinnen aus zermahlenem, funkelndem Kristall, die sich wie Wasserfälle in runde Becken ergossen. Was ihm eben noch wie Totenschädel erschienen war, waren in Wirklichkeit Marmorkugeln, auf denen die Jahrhunderte ihre Spuren hinterlassen hatten. Atemberaubend schön verzierte Säulen stützten das Gewölbe hoch über ihnen, die Luft war still und unbewegt, und Jacob hatte das Gefühl, dass es hier schon lange so war. Dieser Ort war tot und verlassen.
    In der Nähe erhob sich ein Brunnen aus einem Material, das der Abenteurer nicht einzuordnen vermochte. Einst, da noch glitzerndes Nass aus seiner Kehle gegurgelt war, musste er einen beeindruckenden Anblick geboten haben. Doch jetzt stand er leblos, und sein Becken lag ausgetrocknet und leer. Da war eine Vertiefung im Stein, die aussah, als hätte sich einst ein Objekt in ihr befunden, wie ein Schlüssel im Schloss. Doch was immer es gewesen war – jetzt war es fort.
    Er wandte sich wieder zu den anderen. Gynvir starrte über die Köpfe der Gefährten hinweg, und Tränen glänzten in ihren

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