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Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)

Titel: Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Kenyon
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Augen. Kurz huschte ihr Blick zu ihm hinüber, und Jacob versuchte ihm standzuhalten. Er wusste nicht, ob auch sie in den Quecksilberspiegel geblickt hatte; es war unmöglich, ihre Miene zu deuten. War es der Kuss gewesen, oder hatte sie in der Reflexion ihren eigenen Tod erblickt?
    Shanar ging hinüber und redete leise auf die Barbarin ein, während die anderen sich allmählich an die neue Umgebung gewöhnten. Tyrael war der Letzte, der durch das Portal schritt. Er war blass, seine Rüstung blutbeschmiert, und seine sonst so stoischen Züge spiegelten Schmerz. Wie sollten sie ihre Mission ohne seine Stärke erfüllen? Jacob fühlte sich klein im Vergleich zu der mächtigen Welt jenseits dieser Mauern. Dort draußen lauerte eine ganze Streitmacht von Engeln, und jeden einzelnen von ihnen konnte sie in Sekundenschnelle zermalmen.
    Es ist Zeit, dass du die anderen führst.
    Fast fühlte es sich an, als spräche Tyrael in seinem Geiste zu ihm. Doch neue Zweifel regten in ihm.
    Er war noch nicht bereit.
    Nicht für dies hier.
    Tyrael sah die Verunsicherung in Jacobs Zügen. Doch das hier war erst der Anfang. Die Becken der Weisheit mochten überwältigend sein, doch sie verblassten neben der Schönheit, die in den Gärten der Hoffnung herrschte oder der Erhabenheit, welche die Höfe der Gerichtsbarkeit erfüllte oder der schieren Pracht und Größe, die den Hallen des Heldenmutes innewohnte. Jede dieser Domänen hatte auch dunkle Seiten, und ihnen würden die Horadrim sich ebenfalls stellen müssen, ob es Tyrael nun gefiel oder nicht. Dies würde die wahre Probe auf ihre Fähigkeiten sein.
    Erschöpfung war in seine Knochen gekrochen, jede Faser seines Leibs litt unbeschreibliche Qualen, und die Wunde an seiner Brust pochte dumpf. Von seinen Knien zuckten stechende Schmerzen hinauf in seine Beine und seinen Rücken, und jeder Schritt war eine Tortur, jeder Atemzug eine Erinnerung an seine Sterblichkeit. Er fühlte sich getrennt von seinen Brüdern und Schwestern, allein in einer Welt, die ihn in all seinen Formen ausgestoßen hatte, ob sterblich oder unsterblich, Licht oder Fleisch. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als sich hinzulegen und zu schlafen, endlos zu schlafen. Und wenn er nicht schlafen konnte, wollte er in den Kelch blicken: Weisheit, Verständnis, Antworten …
    Der Mönch berührte seinen Arm. Er schien der Einzige zu sein, den die Flut der Eindrücke ringsum nicht überwältigte.
    „Wir müssen uns beeilen“, sagte er.
    Die anderen blickten ihn an, und erst jetzt erkannte Tyrael, dass er seine Hand unter die Rüstung geschoben hatte; ohne es zu bemerken, hatte er Chalad’ar hervorholen wollen – vor ihrer aller Augen.
    Rasch ließ er den Arm wieder fallen. Der Kelch war ein bodenloser Abgrund, in den er immer tiefer sank. Er verlor sich, während die Himmel brannten. Doch dieses Wissen wandelte nichts an seinem Verlangen, an seiner Sehnsucht nach Dunkelheit und Vergessen, die Chalad’ar ihm bot.
    „Der Moment ist gekommen, um zu beweisen, was wir können“, wandte Tyrael sich an seine Begleiter. „Wenn ich nicht irre, sind die Luminarei versammelt bei der Aufstiegszeremonie für den neuen Engel. Shanars Magie wird uns tarnen, und wir werden so schnell vorgehen, wie es nur möglich ist, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Wir müssen darauf vertrauen, dass die Engel in ihrem eigenen Reich keine Täuschung erwarten. Jacob, führe uns nun zu den Gärten der Hoffnung, und von dort zu den Höfen der Gerichtsbarkeit! Die Einzigen, die sich dort noch aufhalten dürften, sind die Wachen. Die Erzengel werden bei Imperius in den Hallen des Heldenmutes weilen und der Zeremonie beiwohnen. Solange uns niemand Interesse schenkt, können wir es schaffen. Falls alles nach Plan verläuft, sind wir im Ratssaal, bevor jemand Verdacht schöpft.“
    Jacob nickte. Er wirkte bleich, das Haar klebte nass an seiner Stirn, und sein Blick war alles andere als zuversichtlich, ließ die innere Stärke vermissen, die er vor Kurzem erst wiedergewonnen hatte. Tyrael wandte sich zu Shanar. Es war Zeit, ihre Fähigkeiten auf die Probe zu stellen; alles hing jetzt ab von ihrem einzigartigen Talent.
    Die Zauberin atmete tief ein, wie um sich zu wappnen. Dann hob sie die Arme, und eine atemberaubende Energie stob aus ihren Fingern empor. Die Magie stammte tief aus ihrem Inneren, und ein bunter Schein hüllte ihre Hände ein, während die Energie ins Licht der Himmel emporströmte und es absorbierte, sodass sich eine Blase aus

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