Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
knisternder, unsichtbarer Hitze um die Gefährten legte.
Die Luminarei-Rüstungen, die Kommandant Nahr für sie geschmiedet hatte, begannen zu glühen, und das schillernde Licht verbarg die sterblichen Gesichter der Horadrim. Ihre Leiber schienen in dem Schein anzuschwellen, größer und erhabener zu werden. Zugleich hüllte eine engelsgleiche Resonanz sie ein, die schon bald im perfekten Einklang mit dem Lied der Himmel vibrierte.
Als Shanar fertig war und die Blase endlich verblasste, trugen sie alle mächtige Schwingen.
dreissig
Die Wachen
In einer Reihe verließen die Horadrim die Becken der Weisheit, Jacob an der Spitze. Der Hof vor der Domäne lag verlassen. Der Weg dahinter war zehnmal so breit wie jede Straße, die der Abenteurer je gesehen hatte, und er strahlte so hell, als wäre er auf Hochglanz poliert. Links und rechts erhoben sich Bäume aus Licht, deren zarte Äste sich wiegten, obwohl kein Wind zu spüren war. Die Bewegungen der Blätter erzeugten Töne, deren Klang Jacob zu Tränen rührte. Das Lied des Bogens , hatte Tyrael es genannt. Es war geradezu unheimlich schön.
Hinter den Baumkronen sahen sie die majestätischen Türme der Silberstadt, die so hoch in den Himmel ragten, dass einem schwindelig wurde. Es war eine Szenerie wie aus einem Traum, doch die Schärfe, mit der jedes Detail hervortrat, zeugte von einer anderen Ebene der Realität, als wären Jacobs Sinne hier um das Zehnfache verstärkt. Seine Beine begannen zu zittern, und er musste sich zwingen, ruhig zu bleiben, zu atmen, jeden Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Pass auf, dass du dich nicht verlierst. Die Resonanz kann deinen Geist von deinem Leib fortlocken . Noch immer spürte er Shanars Kuss auf den Lippen, ein schwaches Echo, das ihm half, die Warnung nicht zu vergessen.
Er blickte über die Schulter zu ihr zurück, fasziniert von ihrem Talent: Er sah nun eine Gruppe von Luminarei, die in makelloser Formation den Pfad entlangging, mit glühenden Schwingen und eingehüllt in die Vibration des himmlischen Liedes. Ihre Leiber unter den goldenen Rüstungen und den Kapuzen schienen aus purem Licht zu bestehen. Tyrael hatte erklärt, dass die Illusion andere Engel nur aus der Ferne narren konnte. So gut Shanar auch gearbeitet hatte – bei näherer Betrachtung würde man die Täuschung bemerken. Sie mussten es also zum Ratssaal schaffen, ohne in direkten Kontakt mit anderen zu kommen. Dennoch: Die Leistung der Zauberin war unglaublich. Noch nie hatte jemand das Lied der Engel zu imitieren vermocht; noch nie zuvor war jemand in der Lage gewesen, es zu verstehen.
Jacob fühlte sich wie ein Reh, das zwischen schlafenden Wölfen hindurchschleicht. Es gab so vieles, was sie nicht bedacht hatten, so vieles, was schiefgehen konnte. Selbst, wenn es ihnen gelang, den Stein zu nehmen, mussten sie noch immer zurück zum Portal. Wie standen die Chancen, dass sie noch ihre Köpfe auf den Schultern trugen, wenn sie in ihre eigene Welt zurückkehrten?
Er konzentrierte sich wieder auf die unmittelbare Umgebung. Etwas stimmte nicht mit einem der Bäume; dünne graue Fäden hatten sich in das Licht der Äste und Blätter gewoben und schlangen sich von den Wurzeln hinauf bis zur Spitze des höchsten Zweigs. Links entdeckte er einen zweiten Baum, dessen Licht durch graue Linien getrübt wurde. Ein Schauder rann ihm über den Rücken. Der Schwarze Seelenstein hatte seine schädlichen Tentakel tatsächlich schon durch die Himmel gewunden! Er konnte nur beten, dass es noch nicht zu spät war …
Plötzlich tauchte in ein einiger Entfernung vor ihnen eine Luminarei-Wache auf. Sie schien ihnen keine Beachtung zu schenken; dennoch bog Jacob sofort nach rechts ab von dem breiten Pfad und führte sie zwischen die Bäume, wo die Äste ihnen Blickschutz boten.
Hinter ihnen erklangen nun ebenfalls Schritte.
Glücklicherweise befanden sie sich an einer Stelle, wo die Bäume sie nach beiden Seiten abschirmten. Gemeinsam mit den anderen wartete Jacob, dass die beiden Luminarei weitergingen.
Doch da hörten sie, wie der eine dem anderen zurief.
„Du kommst du spät … Balzael wird schäumen, falls er dich erwischt!“ Der andere entgegnete etwas, was Jacob nicht verstand. „Ja, ich weiß“, sagte daraufhin der erste. „Ich soll noch einen zweiten Luminarei suchen, um Gealith zur Halle des Heldenmutes zu begleiten. Die Höfe und die Gärten hat sie bereits abgeschritten, und gerade macht sie eine letzte Runde
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