Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
des Rates werden erfahren, dass du und dein Freund – und der andere Mensch, den der Sicarai getötet hat – die Einzigen wart, die in die Himmel kamen, um den Stein zu stehlen. Ich werde ihnen euren gescheiterten Plan in allen Details offenbaren. Du ahnst gar nicht, wie hilfreich ihr mir seid.“
Allmählich begann Tyrael zu begreifen. „Du willst den Stein für dich selbst!“, keuchte er. „Und wir sollen ihn für dich stehlen!“
Vielleicht hatte Balzael gehofft, der Einfluss des Seelensteins allein würde ausreichen, um den Rat so weit zu manipulieren, dass er die Zerstörung Sanktuarios beschließen würde. Doch die Mühlen des Rates mahlten langsam, zu langsam für den Luminarei. Also hatte er improvisieren müssen.
„Die Erzengel werden dich hinrichten, wenn sie erfahren, was du getan hast!“
„Vielleicht“, meinte Balzael. „Falls sie mich finden. Verläuft alles nach Plan, werde ich nämlich längst außerhalb ihrer Reichweite sein. Doch selbst, falls sie mich töten – das ist ein kleiner Preis für die Vernichtung der menschlichen Rasse. Unsere Späher, die ihr Phantome nennt – sie sind gut ausgebildet. Sie erledigen den Rest.“
Tyraels Gedanken rasten. War er tatsächlich manipuliert worden? War er so blind gewesen? Chalad’ar hatte ihm helfen sollen, die Dinge klarer zu sehen. Und nun stellte sich heraus, dass der Kelch die Wahrheit stattdessen vor ihm verborgen hatte!
Er blickte auf das vertraute Gefäß vor seinen Füßen, und trotz allem, was geschehen war, was er nun wusste, war das Verlangen nach seinen Tiefen überwältigend. Er wollte noch immer im Netz seines Lichts verschwinden, sich in seinen Fäden verlieren, Frieden im Vergessen finden …
„Du weißt nicht, wo der Rest meiner Horadrim ist“, entgegnete er. „Du weißt nicht, wie viele wir sind, und wie viele von ihnen noch leben.“
„Doch ich weiß, wohin sie gehen“, erwiderte der Luminarei. „Du hast sie losgeschickt, um den Stein zu holen. Darum habe ich alle Wachen vom Ratssaal abgezogen, um der Aufstiegszeremonie beizuwohnen. Ich muss also nur warten, bis sie mit dem Stein nach Sanktuario zurückkehren. Dann schnappen wir sie uns. Keiner von ihnen wird entkommen. Oder glaubst du ernsthaft, sie hätten eine Chance?“
„Ihr könnt die Katakomben nicht betreten“, flüsterte Tyrael. „Sie sind gegen euresgleichen abgeschirmt …“
„Genug davon“, unterbrach Balzael ihn. „Zerbrich dir nicht den Kopf über solche Kleinigkeiten. Es gibt Wichtigeres, worüber du nachdenken solltest.“ Er ging zu Cullen. „Der Stein birgt große Macht. Entstanden ist er vielleicht aus Dunkelheit, doch seine wahre Energie ist zu außergewöhnlich, als dass man sie verschwenden dürfte.“
Ein fernes Grollen ließ Wände und Decke erbeben. Balzael wirbelte zu dem Sicarai. „Was war das?“
„Ich weiß es nicht, mein Lord“, antwortete der Zerstörer. „Ich sehe sofort nach …“
„Nein“, schnappte der Luminarei-Leutnant. „Es ist nicht wichtig! Imperius hat sich in seine Gemächer zurückgezogen, und jetzt ist es Zeit, ihn zu informieren. Über unsere Version der Geschichte, versteht sich. Du weißt, was du zu tun hast! Geh!“
Der Sicarai nickte kurz und verschwand, während Balzael sich zu Cullen bückte und ihn an der Kehle packte. Er zerrte den Gelehrten halb vom Boden hoch und wandte seinen Kopf zu Tyrael. „Dieser hier soll als Exempel dienen! Damit du erkennst, wie hilflos du uns ausgeliefert bist!“
Der Erzengel warf sich gegen die Ketten, und die Monster in den Ecken der Zelle stöhnten gierig. Ihre roten Augen glühten, und ihre Mäuler schnappten auf und zu.
„Töte ihn nicht!“, schrie Tyrael, „er ist unschuldig!“
„Kein Sterblicher ist unschuldig“, erwiderte Balzael aus den Schatten. „Doch ich werde ihn nicht töten – sondern du .“
siebenunddreissig
Die Luminarei
Der Totenbeschwörer huschte durch das Muster aus Licht und Schatten. Das Glühen der Gärten strömte herein durch die Lücken zwischen den Säulen, doch ihr Glanz konnte die Dunkelheit nicht verdrängen. Oder existierten diese Schatten nur in Zayls Kopf? Er hatte gesehen, wie Thomas getötet worden war, wie die Luminarei Tyrael und Cullen fortgeschleppt und zu den Höfen der Gerichtsbarkeit geschleift hatten. Er hatte den dumpfen Knall der Explosion gehört, und er konnte nur vermuten, dass Mikulov dahintersteckte. Doch ob der Mönch überlebt hatte, war offen. Jacob, Shanar und Gynvir hatte er auch nicht mehr
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