Diablo III: Sturm des Lichts (German Edition)
noch tiefer hinabführten in die Dunkelheit.
dreiundzwanzig
Die Vergessene Stadt
Die Templer waren Shanar und Gynvir dicht gefolgt, doch was zunächst wie ein Sturmangriff gewirkt hatte, war tatsächlich ein Rückzug vor den königlichen Truppen. Die Ritter waren durch den Haupteingang gebrochen und hatten die Andachtshalle in bitterem Kampf eingenommen. Auf der einen Seite von den Horadrim unter Druck gesetzt, auf der anderen von Torions Männern aufgerieben, waren die Templer klar im Nachteil, und so hatten sie beschlossen, sich dem Feind in den unterirdischen Gewölben zu stellen.
Doch die Horadrim durchkreuzten ihre Pläne. Shanars Stab leuchtete hell auf, während Feuerbälle sich durch die Reihen der Krieger brannten, und Gynvirs Axt zog eine blutige Spur hinter sich her. Norlun rief seinen Männern Befehle zu, während er sich in ihrer Mitte versteckte. „Sie sollen diese Schlange nicht länger schützen!“, schrie Tyrael, den Finger auf die Stelle gerichtet, wo der Ordensführer hinter dem größten seiner Templer kauerte, und Mikulov raste durch das Dickicht zustoßender Speere auf ihn zu, wobei er mehrere Templer entwaffnete, ohne sie jedoch zu verletzen.
Doch die Männer dachten nicht daran, sich zu ergeben, sie kämpften mit bloßen Händen weiter. Erst nachdem ein weiteres Dutzend auf der Treppe gefallen war, warf Norlun schließlich sein Schwert zu Boden und befahl den Templern, es ihm gleichzutun.
Die Ritter umzingelten die verbliebenen Krieger und nahmen ihre Waffen an sich, und nun offenbarte Norlun, was für ein Feigling er war: Als Gynvir ihm die Hände hinter den Rücken fesselte und Tyrael auf ihn zutrat, ließ er sich auf die Knie fallen und wimmerte.
„Dachte ich es mir doch, dass wir uns wiedersehen“, sagte der Erzengel. „Doch diesmal unter anderen Umständen.“
„Bitte“, flehte der kleine Mann, „verschont meine Seele …“
Tyrael packte ihn am Hemd und riss ihn auf die Füße; dann ließ er den Blick über die Folterinstrumente an den Wänden schweifen. Zorn wütete in ihm, und kurz war er versucht, Norlun für alles, was er hier unten getrieben hatte, den Kopf von den Schultern zu reißen.
„Lasst ihn“, befahl da eine Stimme. Es war General Torion, der über den steinernen Boden an Tyraels Seite schritt. „Nicht, dass ich ihn nicht liebend gern sofort töten würde“, fuhr er fort. „Doch er hat es verdient, auf dem Marktplatz erhängt zu werden. Da, wo alle Bürger von Westmark es sehen.“
Tyrael ließ den Ordensführer auf den Boden zurücksinken. „Sperrt ihn zu den anderen“, rief Torion, und die Ritter führten den Anführer der Templer zu der Zelle, in der bereits die fünf Wachen saßen. Da trat Lorath Nahr vor den General; er trug einen Schnitt im Gesicht und Blut auf der Rüstung.
„Sir, ich bringe schlechte Nachricht“, erklärte er. „Kommandant Barnard fiel in der Schlacht.“
Die Ritter scharrten mit den Füßen und murmelten bestürzt, doch Torion brachte sie mit einem schneidenden Blick zum Schweigen.
„Dann starb er ehrenvoll“, sagte der General. „Er soll das Begräbnis eines Helden erhalten. Welche Verluste haben wir sonst hinnehmen müssen?“
„Alles in allem elf Ritter, Sir.“
Torion seufzte und rieb sich das Gesicht. Er wirkte auf einmal um Jahre gealtert. „Hast du nach deinem Vater geschickt?“
„Ich sandte Boten nach Bramwell. Zumindest einer von ihnen sollte durchkommen.“
„Gut. Wir brauchen ihn hier, mehr denn je. Er soll seinen alten Posten wieder übernehmen.“ Er wandte sich zu den Horadrim. „Die Kirche des Heiligen Ordens ist wieder in der Hand des Volkes. Ich weiß nicht, wie ihr euch Zutritt zur Kathedrale verschafft habt – gewiss war dunkle Magie im Spiel. Doch ohne eure Hilfe wäre auf beiden Seiten mehr Blut vergossen worden.“ Er blickte Zayl an. „Und so trug der Totenbeschwörer ein weiteres Mal dazu bei, Westmark zu retten. Dafür stehen wir in deiner Schuld. In euer aller Schuld.“
„Dürfte ich etwas sagen, Sir?“, fragte Lorath.
Der General nickte.
„Die Horadrim sind auf der Suche nach einem Objekt, das für ihren Orden von großer Bedeutung ist. Es könnte sich unter diesen Gewölben befinden. Und unter den gegebenen Umständen könnten wir ihnen vielleicht erlauben, danach zu suchen.“
Torion wirkte skeptisch. „Was immer hier liegt, es gehört dem Volk“, widersprach er. „So dankbar ich auch bin: Ich kann nicht zulassen, dass fremde Zauberwirker unbeobachtet an einem
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