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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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empfand, wenn sich mein Vater zu Beginn des Sommers damit beschäftigte, die Reise nach Arc´s Hill zu planen.
    In Gedanken sah ich mich bereits der bedrückenden Atmosphäre des alten Hauses auf dem Hügel und den abwägenden Blicken des seltsamen Mannes ausgesetzt. Verflogen war der kindliche Enthusiasmus, mit dem ich in früheren Jahren die engen Gassen und stillen Plätze des Ortes erkundet und meine eigenen, phantasiegeprägten Spiele erlebt hatte.
    Ich hatte das Schweigen geliebt, das die niedrigen, aus groben Backsteinen erbauten Häuser ausstrahlten, ebenso das düstere Echo, das meine Schritte in den engen Gassen hinterließen, in die kaum ein Strahl der Sonne fiel, denn wenn ich den Kopf in den Nacken legte, konnte ich lediglich die Giebel der alten Häuser erkennen, die sich über mir einander zuzuneigen schienen, als würden sie sich gegenseitig in ihrem Verfall zu stützen versuchen.
    Mit jedem Sommer, den mein Vater und ich in dem kleinen Haus am Rande der Ortschaft verbrachten, in der mein Großvater seit seiner eigenen Kindheit lebte, verwandelten sich meine Abenteuerlust und meine anfänglich kindliche Freude zunehmend in Abscheu und Beklemmung, die mir selbst in Kindertagen das Atmen in der Behausung des Henry Wilkes zu erschweren schienen.
    An meinen Vater hatte ich nie ein Wort darüber gerichtet, wusste ich doch der Bedeutung, die jene Besuche in Arc´s Hill für ihn besaßen.
    Nie hatte ich ihm davon berichtet, welche Furcht der bloße Anblick meines Großvaters in mir auslöste; die imposante Erscheinung des Mannes mit seinen buschigen Augenbrauen, die ihm die Haltung eines Bären verliehen, die tief in ihren Höhlen verborgenen, schwarzen Augen, der graue Bart und die harten, wie in Marmor gemeißelten Gesichtszüge, die nie dazu gemacht zu sein schienen, ein Lachen preiszugeben.
    Henry Wilkes schien zu groß für sein Haus zu sein; so erschien es mir in jenen Kindertagen. Die Zimmer waren niedrig und beengt und mit dicken, glatt geschliffenen Balken versehen, die in schwarzer Farbe gehalten wurden und den Zimmern das Erscheinen finsterer Verliese gaben. Durch die kleinen, mit hölzernen Streben versehenen Fenster fiel nie genügend Licht, um bis in die Ecken zu gelangen. So vermittelten mir die Räume in der Hütte stets das Gefühl, das sich irgendetwas Bösartiges in den Nischen verbarg, das sich meinen neugierigen Blicken entzog und mich anstarrte, was immer ich auch gerade tat.
    Mit jedem Sommer, den ich in diesem schrecklichen Ort verbrachte und in dem ich ein Stück größer war als im Jahr zuvor, wurde mir immer deutlicher bewusst, wie die Welt in den Zimmern des kleinen Hauses zusammengedrückt wurde. Auch schien die Zeit in diesem Haus stillzustehen. Schwere Möbelstücke beherrschten die Dunkelheit der Räume; düstere Holzarbeiten mit geschnitzten Fresken und grinsenden Dämonenfratzen, welche die Borde der Schränke zierten. Vergilbte, ehemals helle Tapeten hingen in finsterem Schweigen an der Wand und stanken nach der Pfeife meines Großvaters, die dieser stets im Mundwinkel zu tragen pflegte.
    Mochte ich zu Beginn noch den sauren, herben Geruch, der das gesamte Haus ebenso erfüllte wie ein unerklärlicher Gestank, der mich stets an die Behausung eines Tieres erinnerte, so hasste ich zuletzt den Tabakgeruch, verabscheute ihn sogar wenn ich zurück in London war und mir ein Mann mit Pfeife begegnete.
    In jenen Kindheitstagen wurden meine Alpträume geboren, denn der stille Ort und der schauerliche, alte Mann, der mein Großvater war, erweckten in den Nächten in mir die Geburt des Schwarzen Mannes , so wie ihn sich ein zehnjähriger Junge vorzustellen vermochte.
    Wie oft war ich des Nachts schreiend und in kaltem Schweiß gebadet aufgeschreckt, noch das schreckliche Abbild meines Großvaters geisterhaft vor Augen, während mein Vater bereits das Licht in meinem Zimmer einschaltete und mich mit besorgtem Blick und beruhigender Stimme in den Arm nahm. Ich hatte ihm nie von der Essenz meiner Träume berichtet, denn es hätte den Mann zu sehr geschmerzt, wüsste er der wahren Abneigung seines einzigen Kindes gegenüber des Großvaters. Zudem war mir zu damaliger Zeit der schwere Stand meines Vaters bereits durchaus bewusst, denn seit ich das Licht dieser Welt erblickt hatte, kümmerte er sich alleine um mich, war meine Mutter doch in der Nacht meiner Geburt verstorben.
    Tatsächlich besaß ich nicht die geringste Erinnerung an meine Mutter. Ich konnte mir nicht einmal mittels

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