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Diabolos (German Edition)

Diabolos (German Edition)

Titel: Diabolos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: torsten scheib , Herbert Blaser
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sehr lange suchen. Ich werde schnell sein und so zart wie möglich. Mein Wunsch, den untoten Zustand zu verlassen, ist so stark, dass ich kaum an mich halten kann. Jetzt nur nicht auffallen! Nur nicht den Zauber brechen!
    Die Glockenschläge vom fernen Kirchturm verkünden Mitternacht und mit einer unendlichen Erleichterung steige ich dem Mädchen auf die Brust. Sie reißt ihre Augen weit auf. Sie öffnet den Mund und Laute des Schreckens durchdringen die Dunkelheit.
    Ich bücke mich, bereite meine Schwingen aus und schlucke ihre Töne in mich hinein. Unsere Augen sind so nahe beieinander, dass ich meinen Schattenriss in ihren Pupillen wahrnehmen kann.
    Unsere Gedanken verschlingen sich ineinander, wir sind eins.
    Ihr Körper verkrampft sich.
    Gleich wird mich das Licht empfangen.
    Ich bin frei …

Das dunkle Vermächtnis

    Michael Dissieux

    Im Jahre 1931 nach Arc´s Hill zurückzukehren – sechs Jahre nach meinem letzten Besuch in dem kleinen, altertümlichen Ort im Westen von England – zog ein Eintauchen in die widersinnlichsten Gefühle und absurdesten Gedankengänge mit sich.
    Kindliche Erinnerungen schritten harmonisch einher mit düsteren Gedanken, die sich vor langer Zeit wie ein schwarzer Trauerschleier über die damalige Unbekümmertheit eines kleinen Jungen gelegt und in ihm die Saat einer tiefen, unterschwelligen Furcht gesät hatten. Ein Entsetzen, das den Verlauf meines Heranwachsens prägte und seine Blüten zumeist in stillen, von Traumvisionen genährten Nächten trieb. Nicht selten wurde ich vom Nachhall meiner eigenen Schreie aus den Tiefen wahnwitziger Plagen in die Wirklichkeit zurückgezerrt.
    Diese klammen Finger meiner so vertrauten und merkwürdigerweise fast liebgewonnenen Furcht streichelten mich auch jetzt wieder mit ihren perversen Verlockungen, als ich auf dem Hügel am Rande der Wälder stand und hinab ins Tal blickte, wo sich Arc´s Hill, einem geprügelten und winselnden Hund gleich, in den kalten, grauen Schoß der Berge drückte, die den Ort wie ein lauernder Riese umschlossen.
    Auf der Straße zwischen Arc´s Hill und Durham, der letzten Stadt auf meinem Wege, hatte ich mit jeder Meile durch den Korridor düsterer Baumriesen und auf einer Straße, deren schwarzer Asphalt von versteinerten Wurzeln angehoben und aufgerissen wurde, die gewohnte und selbstverständliche Freundlichkeit beschaulicher, englischer Städte verlassen. Selbst die Gegenwart, wie ich sie als einzige und greifbare Realität verstand, schien ich hinter mir zurückzulassen.
    In Arc´s Hill war die Zeit im neunzehnten Jahrhundert stehen geblieben. Als Kind hatte ich den altertümlichen, ländlichen, fast stillen Charme des Ortes geliebt, zeitweise sogar genossen, denn Arc´s Hill bedeutete eine willkommene und vielversprechende Abwechslung von den grauen und nach Abfall und Schweiß stinkenden Häuserschluchten Londons. Das Städtchen offenbarte einem kleinen Jungen unzählige Möglichkeiten, seiner natürlichen Abenteuerlust zu frönen.
    Arc´s Hill hatte in Kindertagen eine eigene, farbenreiche und unentdeckte Welt dargestellt, in der ich mich mit kindlichem Enthusiasmus jener Jagd nach Neuem und Faszinierendem stellen konnte, welche meine Gedanken zu jener Zeit geprägt hatte.
    Alles in diesem Ort, jede enge Gasse, deren Pflaster im Schatten uralter Steingiebel lagen, jeder kleine, leere Platz mit seinen verwaisten Bänken, jedes verhalten dreinblickende Gesicht, das mich skeptisch musterte, und dessen wahre Gedankengänge ich damals noch nicht zu erahnen vermochte, erstrahlte für meine kindlichen Augen in einem eigenen, schimmernden Glanz, als würde Arc´s Hill von einer fremdartigen Sonne beschienen, die selbst die Schatten der Häuser anders formte, als ich sie von den Schluchten Londons her gewohnt war.
    Selbst meinen Großvater, Henry Wilkes, betrachtete ich in den ersten Sommern, wenn mein Vater mich mitnahm in diesen wundersamen Ort, als Bestandteil dieser fremdartig erscheinenden Welt.
    Doch im Laufe der Jahre erkannte ich nach und nach eine wachsende Abneigung gegen den Mann, der so wortkarg und ernst wie alle anderen Menschen im Ort war und mich oft und gerne mit einem abschätzenden Blick musterte, der in mir den Keim jener Furcht setzte, die mich in späteren Jahren durch mein kärgliches und größtenteils gescheitertes Leben leitete.
    Als ich zehn Jahre alt war beschloss ich, dass ich den alten Mann, zu dem ich stets Großvater gesagt hatte, nicht mochte und ich gar schieres Entsetzen

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